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Im Hepberg hatte die Linksjugend gestern zu einer Mahnwache gegen Fremdenhass und Intoleranz aufgerufen 

Von Michael Schmatloch 

„Kennen sie einen?“ Diese eher rhethorisch gemeinte Frage stellte gestern ein älterer Hepberger Bürger und wollte damit sagen, dass es in Hepberg keine Nazis gibt. Und den, den er fragte, war Sebastian Schuller von der Linksjugend. Der hatte gestern wegen des Brandanschlages auf einen für Asylbewerber vorgesehenen Wohncontainer eine Mahnwache vor der Hepberger Kirche organisiert. Immerhin gut 30 junge Leute waren gekommen, um ihre Solidarität mit den Flüchtlingen auszudrücken. Und ihr Entsetzen über den Brandanschlag Ende vergangener Woche. Zwar sind die Hintergründe des Brandes noch nicht bekannt. Für die Linksjugend jedoch war diese Brandstiftung ein weiterer Mosaikstein in einem fremdenfeindlichen Puzzle. Ein Zeichen, dass rechtsradikale Parolen auch in der Region langsam in Taten übergehen.

Und genau dagegen setzte sich jener ältere Hepberger zur Wehr, der seinem Heimatort diesen Stempel nicht aufdrücken lassen wollte. Er kenne jeden Hepberger. Und da sei nun mal kein Nazi dabei. Im Gegenteil würden viele Bürger ehrenamtlich ihre Freizeit opfern für die Flüchtlinge. Nur schwer war ihm verständlich zu machen, dass diese Mahnwache vor der Kirche keine Anklage Hepbergs bedeute, sondern auf ein generelles gesellschaftliches Problem aufmerksam machen wolle, den Fremdenhass und die wachsende Rechtsradikalität.

„Es ist nicht nur ein Problem, dass Hepberg hat“, meinte Sebastian Schuller und verwies auf die vielen Hakenkreuzschmierereien in der Region, an Vorkommnisse in Mailing, Baar-Ebenhausen und Winden, die für ihn Ausdruck dafür sind, dass die „Rechtextermisten in und um Ingolstadt in letzter Zeit sehr aktiv geworden“ sind. „Wir wollen ein Zeichen setzen gegen Fremdenhass und Intoleranz. Wir wollen ein weltoffenes Ingolstadt“, meinte er und wünschte sich eine Politik, bei der es keinen Grund zur Flucht mehr gebe.

Und trat damit beim Lentinger Pfarrer Josef Heigl offene Türen ein. Der hatte nicht nur den Kirchvorplatz für diese Mahnwache zur Verfügung gestellt, sondern trat selbst auch ans Mikrofon. „Ich wünsche mir, dass keiner nachlässt in dem Kampf gegen den Fanatismus und Extremismus, der unsere Gesellschaft immer mehr prägt.“ Menschlichkeit und Menschenwürde würden in Deutschland zum Teil mit Füßen getreten. „Was wir dagegen tun, ist anscheinend noch zu wenig.“

Das untermauerte die Bundestagsabgeordnete der Linken, Eva-Bulling-Schröter. Es vergehe fast kein Tag, an dem nicht ein Asylbewerberheim brenne, Hakenkreuze geschmiert oder sogar Menschen bedroht würden, die sich für Flüchtlinge einsetzen. „Das ist eine neue Qualität des Rassismus.“ Und dem zu begegnen, bedürfe es mehr Zivilcourage.

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