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Waltraud Wagner (66) aus Stöffel hatte im Alter von 40 Jahren ihren Abschluss in der Tasche – heute leitet sie den von ihr gegründeten hauswirtschaftlichen Fachservice im Landkreis, der 45 Mitarbeiterinnen zählt

Von Helga Gebendorfer 

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Pfaffenhofen stellt in diesen Wochen fünf Frauen vor, die mit ihrer hauswirtschaftlichen Aus- und Fortbildung unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Heute Waltraud Wagner aus Stöffel bei Langenbruck, die als Spätzünderin gestartet, ehe sie im Jahr 2001 den hauswirtschaftlichen Fachservice (HWF) im Landkreis Pfaffenhofen gründete, der heute 45 Kolleginnen in der Region zählt.

Die 66-jährige Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft ist eine Spätzünderin. So besuchte sie zwar schon mit 14 Jahren die Berufsschule in Pfaffenhofen, doch es kam damals zu keinem Berufsabschluss. „Die Hauswirtschaft interessierte mich schon immer, doch ich hatte leider keine Möglichkeit, diesen Beruf abzuschließen“, erzählt Wagner. Später heiratete die junge Frau in einen Bauernhof ein und zog drei Kinder groß.

Mit 35 Jahren entschloß sich die Bäuerin jedoch, die Abschlussprüfung zur staatlich geprüften Hauswirtschafterin nachzuholen, was ihr dann sogar auch ohne schulische Vorbereitung auf Anhieb gelang. Damit packte sie der Ehrgeiz und sie steuerte als nächstes Ziel die Meisterausbildung an. So bereitete sie sich im Laufe von drei Jahren in vielen Blockunterrichtsstunden parallel zu den Aufgaben im Betrieb auf die Meisterprüfung vor. „Mit 40 Jahren hatte ich schließlich den Abschluß in der Tasche und sowohl ich als auch meine Familie waren sehr stolz darauf.“

Nachfolgend begann die Hauswirtschaftsmeisterin das erworbene Wissen und Können in der eigenen Familie und ihrem Umfeld umzusetzen. So begann sie als Ortsbäuerin ehrenamtlich in der Grundschule ein gesundes Frühstück und Pausenbrot anzubieten, bildete sich zu einer der ersten Ernährungsfachfrauen aus und gab dann zahlreiche Kurse. „Vor allem die Arbeit mit Kindern macht mir großen Spaß“, sagt sie und weist darauf hin, dass sie auf ihrem Hof unzählige Kurse für Kindergartenkinder und Schulkinder angeboten hat, um ihnen die Wertigkeit von Getreide und Brot näher zu bringen.

Im März 2001 gründete Waltraud Wagner den hauswirtschaftlichen Fachservice (HWF) im Landkreis Pfaffenhofen, der sich im Laufe der Zeit stetig vergrößerte und aktuell 45 Kolleginnen in der Region 10 umfasst (www.familienhilfe-hwf.de). Mittlerweile ist die Hauswirtschaftsmeisterin zuständig für dessen Einsatzleitung und sonstige bürokratischen Aufgaben, zum Beispiel führt sie Gespräche mit den Familien und Krankenkassen. Bis vor zwei Jahren bestritt sie selbst noch Einsätze in Familien. Seit fünf Jahren bietet die 66-jährige zudem Ernährungskurse über das Programm „Junge Eltern/Familie“ über das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an.

„Ohne diesen Weg wäre ich nicht das geworden, was ich heute bin. Die Hauswirtschaft ist eine Ausbildung fürs Leben“, sagt die Meisterin, die diese allen jungen Frauen als wertvolle Ausbildung empfiehlt. Sie weist drauf hin, dass jeder im täglichen Leben von diesem Wissen profitiere, und betont zugleich, dass der Bedarf an qualifizierten Fachkräften nicht gedeckt sei. „Der HWF könnte viel mehr Hauswirtschafterinnen brauchen“, so Wagner, die deren Bedeutung für die Zukunft noch höher einschätzt. Denn zum einen steige die Zahl der berufstätigen Ehepaare sowie die Anzahl der Senioren, die so lange wie möglich zu Hause bleiben wollen. Zum anderen fehlten zunehmend die familiären Netzwerke. Mit dem Beruf Hauswirtschaft stehe eine breit gefächerte Palette an Erwerbs- und Karrieremöglichkeiten zur Verfügung und die Frauen könnten damit ihr Geld verdienen.

„Hauswirtschaft schafft Lebensqualität“, sagt Waltraud Wagner. „Durch unsere Einsätze helfen wir vorbildlich, den Familien tagtäglich die anstehenden Aufgaben zu meistern.“ Sie wünscht sich nicht nur deshalb, dass der HWF erfolgreich in die Zukunft geht.

Wer sich für eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin oder für eine der zahlreichen Fortbildungsmöglichkeiten interessiert, kann sich bei Gisela Hammerschmid vom AELF Pfaffenhofen unter der Rufnummer (0 84 41) 86 7 - 10 2 informieren oder im Internet unter www.berufe.hauswirtschaft.bayern.de.

Bisherige Beiträge in dieser Reihe:

Wenn Mama ausfällt, springt sie ein

Meisterhafte Geschäftsidee

"Dieses Wissen kann mir keiner mehr nehmen"


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