Im Landratsamt rechnet man damit, dass ab nächster Woche Flüchtlinge im ehemaligen Festsaal auf dem Gelände der Pfaffenhofener Trabrennbahn untergebracht werden müssen – 150 Betten wurden aufgebaut
Von Tobias Zell
Im Pfaffenhofener Landratsamt geht man davon aus, dass im Rahmen des Notfallplans bereits in der kommenden Woche die ersten Asylbewerber in der ehemaligen Festhalle auf dem Trabrennbahn-Gelände in der Kreisstadt untergebracht werden müssen. Die Vorbereitungen laufen deshalb bereits auf Hochtouren. Heute wurden unter anderem 75 Doppelbetten aufgestellt und mit Matratzen bestückt. Der Krisenstab „Asyl“ versucht, sich so gut es geht zu rüsten für den Fall, der zwar noch nicht eindeutig terminiert ist, aber „unmittelbar bevorsteht“, wie es Landratsamt-Sprecher Karl Huber formuliert.
Im Zuge des Notfallplans des bayerischen Sozialministeriums müssen bekanntlich alle oberbayerischen Landkreise und kreisfreien Städte kurzfristige Unterbringungskapazitäten für bis zu 200 Personen bereithalten, um einen kurzfristig verstärkten Zugang von Asylbewerbern bewältigen zu können. Diese zeitlich begrenzten Unterbringungen sind im Regelfall nur durch die Belegung von Schulturnhallen oder anderen öffentlichen Einrichtungen zu bewältigen.
Im Landkreis Pfaffenhofen konnte man die Nutzung von Turnhallen als Not-Unterkunft für Flüchtlinge vorerst abwenden. Man hat sich bekanntlich mit der Urbanus-Brauerei darauf verständigt, dass im Falle der Aktivierung des Notfallplans zur Unterbringung von Asylbewerbern auf das Gelände der Trabrennbahn zurückgegriffen werden kann. „Wir sehen die mit Turnhallen verbundenen Einschränkungen des Unterrichtsbetriebs, aber auch der außerschulischen Nutzung der Turnhallen, etwa für Sportvereine, und haben mit Hochdruck nach einer Alternative gesucht“, hatte Landrat Martin Wolf (CSU) vor einigen Tagen dazu erklärt. „Die Urbanus-Brauerei ist bereit, dem Landkreis in dieser Situation zu helfen“, bestätigte Klaus Marktfelder, der Vertreter des Brauhauses.
Angemietet wurde vom Freistaat – vertreten durch das Landratsamt als untere staatliche Behörde – der gesamte Gebäude-Trakt: die Festhalle, der Zwischenbau und das Tribünen-Haus. Letzteres werde aber vorerst nicht benötigt. Ebenfalls angemietet wurde der Vorplatz, hier sollen am Montag noch Dusch-Container aufgestellt werden. Ausreichend Toiletten seien im Gebäude vorhanden, wie von Seiten des Landratsamts heute bei einem Pressetermin vor Ort erklärt wurde. Bezahlt werden die nötige Einrichtung und die Miete letztlich vom Freistaat. Mit der Brauerei sei für die Zeit der Nicht-Benutzung eine pauschale „Vorhaltemiete“ vereinbart worden, so Landratsamt-Sprecher Karl Huber. Sobald der Notfallplan aktiviert werde und Flüchtlinge in das Gebäude-Komplex einziehen, erhöhe sich die Miete.
Der Krisenstab „Asyl“ am Landratsamt hatte die angemieteten Räumlichkeiten besichtigt und das weitere Vorgehen erörtert – unter anderem geht es um Fragen der Betreuung, Versorgung, Bewirtung und Sicherheit. „Es handelt sich hier um eine Notfall-Unterbringung, weil die Unterkünfte in München wegen der täglich großen Anzahl von Asylbewerbern und Flüchtlingen überfüllt sind“, betont Huber. Angesichts der angespannten Situation könnten theoretisch schon am Wochenende die ersten Flüchtlinge nach Pfaffenhofen kommen. Man habe allerdings darum gebeten, dass eine Belegung nicht vor Montag erfolgen solle – denn an diesem Tag werden ja erst die Dusch-Container geliefert.
Wie Franz Weitzl, der Leiter des hiesigen Sozialamts, erklärte, gebe die Regierung von Oberbayern dem Landkreis 48 bis 72 Stunden vor dem Eintreffen der Flüchtlinge in Pfaffenhofen bescheid. Im Rahmen des Notfallplans erwartet man im Landkreis die Zuweisung von bis zu 150 Personen, vermutlich in Gruppen von jeweils 50. Auf gut Deutsch: Jeweils ein Bus voll. Die Flüchtlinge sollen zwischen vier Wochen und maximal drei Monaten in der Notfall-Unterkunft an der Trabrennbahn bleiben. Allerdings ist es möglich, dass dann wieder andere Flüchtlinge kommen. Denkbar ist auch, dass der Notfallplan wieder außer Kraft und zu einem späteren Zeitpunkt erneut aktiviert wird.
Heute wurden die Betten für insgesamt 150 Personen zusammengebaut und aufgestellt. Auch die Haustechnik muss noch auf die neue Nutzung vorbereitet werden. Der ehemalige Festsaal soll als Wohn- und Schlafraum dienen; in der rund 1000 Quadratmeter großen Halle werden Abtrennungen mit Sichtschutz installiert. Der sich anschließende Bau – zwischen Festsaal und Tribünen-Haus – soll als Speisesaal genutzt werden.
Nach ihrer Ankunft auf dem Rennbahn-Gelände werden die Flüchtlinge registriert und gesundheitlich untersucht. Die Verpflegung soll im Notfall beziehungsweise zunächst durch das BRK erfolgen, dann durch einen Caterer. Um die Betreuung der Leute kümmert sich außerdem die Caritas, mit der ein Rahmenvertrag abgeschlossen wurde. Für die Flüchtlinge sollen Hygiene-Artikel zur Verfügung gestellt werden; für die Kinder zum Beispiel auch Spielsachen.
Informationsblätter für die Flüchtlinge in unterschiedlichen Sprachen werden bereits vorbereitet, heißt es vom Landratsamt weiter. Außerdem soll es in dem Gebäude eine Info-Theke mit einem Ansprechpartner geben. Das Sozialamt verfügt nach Worten von Weitzl auch über eine Liste mit 30 Dolmetschern, die bei Bedarf hinzugezogen werden könnten – je nachdem, woher die Flüchtlinge kommen und welche Sprachen sie sprechen. Für die Sicherheit vor Ort sollen bis zu vier Security-Leute sorgen. Ehrenamtliche Helfer können freilich mit den auf dem Trabrennbahn-Gelände untergebrachten Asylbewerbern Kontakt aufnehmen – sie müssen sich allerdings aus Sicherheitsgründen ausweisen.
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