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Interview mit Roland Hefter über Heimatsound, Musikanten-Stadl, Renten-Pläne und die aktuelle Flüchtlings-Problematik

(mwl) Vor seinem gestrigen Konzert im Scheyerner Prielhof trafen wir einen tiefenentspannten und freundlichen Roland Hefter zum Interview. Während andere Künstler sich dazu gewöhnlich in ihre Garderobe verziehen, bleibt Hefter einfach im Saal, während die ersten Konzertbesucher bereits ankommen. Zuvor hatte er sich noch selbst am Mischpult um den Sound seines Vorprogramms gekümmert. Typisch Hefter! Und geduzt wird auch gleich.

 

Roland, Dein aktuelles Programm heißt „I dad’s macha“. Da stellt sich die Frage: „Was dad’sd macha“?

Alles! Ja nichts versäumen. „I dad’s macha“ ist das Titellied meiner neuen CD. Dabei geht es um Leute, die jenseits der 50, 60 oder 70 sind. Da hörst du immer mal wieder den Ausspruch: „Mei, hätt’ i des nur g’macht.“ Und das soll mir mal nicht passieren. Ich werde in zwei Jahren 50 und höre in meiner Umgebung jetzt auch schon öfter diesen Satz. Da fängt das schon an! Und viele Ältere können so ihre Träume dann nicht mehr verwirklichen. Sei es wegen der Gesundheit, weil sie dann Angst haben, dass etwas passiert, oder weil die Gesellschaft das nicht mag. Und da sag ich: Wenn man etwas wirklich will, dann soll man das auch machen. Nichts verschieben – man weiß nicht, wie lange es noch geht!

 

Du trittst heute hier solo auf. Sonst bist du ja noch mit „Isarrider“ und mit „Drei Männer nur mit Gitarre“ musikalisch unterwegs. Dann hast du so manchen Gastauftritt im TV und entwirfst als gelernter Grafiker noch deine eigenen Fanprodukte. Wäre es da vielleicht nicht besser, sich wirklich nur auf eine Sache zu konzentrieren? 

Nein, im Grunde ist das alles eines. Die „Drei Männer“ sind ja ein gemischtes Programm zusammen mit zwei anderen Liedermachern. Für das Publikum ist das eine tolle Möglichkeit, an einem Abend einmal alle drei Künstler zu sehen. Jeder von uns Dreien spielt da eine Auswahl seiner Songs. Bei diesen Auftritten bringe ich dann auch nie mein ganzes Programm, sondern nur meine aktuellsten Songs. Auch bei den „Isarridern“ spiele ich teilweise Nummern, die ich sonst auch solo oder mit den „Drei Männern“ spiele. Allerdings kommen dann auch noch rockige Nummern dazu. Da rede ich weniger auf der Bühne, da lassen wir es einfach krachen. Und auf den T-Shirts stehen zum Beispiel immer Sprüche, die in meinen Songs vorkommen.

 

Du hast vergangenes Jahr zusammen mit den „Drei Männern“ im Circus Krone gespielt. Für viele Newcomer bedeutet das dann den musikalischen Ritterschlag beziehungsweise den Durchbruch. War das bei dir auch so?

Ja, das war bei mir ähnlich. Wobei ich bei der letzten Tour von Monika Gruber Vorband war. Und da hatte ich auch schon die Gelegenheit, dort zu spielen. Da war ich beim ersten Mal schon richtig nervös. Aber es hat alles super funktioniert. Der Circus-Krone-Bau ist einfach Kult. Da waren wir schon als Kinder drin, da habe ich meine ersten Konzerte gesehen. Das ist einfach etwas ganz Besonders, da zu spielen. Am 24. Oktober trete ich dort übrigens zusammen mit den „Drei Männern“ und den „Isarridern“ wieder auf.

 

Du hast aber auch schon zwei Mal im Musikanten-Stadl gespielt.

Ja, da wollte der Bayerische Rundfunk einfach mal etwas musikalisch anderes hinschicken. So sind wir da reingerutscht. Das war auch okay, weil die Leute alle korrekt zu uns waren. Und für Andy Borg tut es mir leid, dass er das jetzt nicht mehr macht. Eigentlich passen wir da nicht rein, aber die Leute hatten trotzdem ihren Spaß und wir auch. Warum also nicht? Wir haben uns da auch nicht verbogen, sondern das gespielt, was wir immer spielen.

 

Du kommst eigentlich immer ziemlich locker und lustig rüber. Gibt es eigentlich irgendetwas, bei dem du schnell wütend wirst?

Ja, aktuell bei der Flüchtlings-Problematik. Ich kann die Ängste der Menschen da schon teilweise verstehen. Aber die plumpe Argumentation kann ich nicht vertragen. Wenn man sich schon aufregen muss über die Menge an Flüchtlingen, dann muss man sich fragen, ob man nicht in der gleichen Lage genau dasselbe machen würde. Einfach ohne Hinterfragen auf die Flüchtlinge drauf loszuschimpfen im Sinne der Pegida – das kann ich überhaupt nicht abhaben. Man muss vorsichtig an die Sache rangehen, die Dinge differenziert betrachten. Wir können doch so froh sein, dass wir in Bayern leben. Das ist wie in einem Fünf-Sterne-Hotel. Ich war schon in der ganzen Welt unterwegs und weiß jetzt, wie gut es uns hier wirklich geht. Nur viele Menschen hier schätzen das überhaupt nicht. Wir haben doch am allermeisten und tun uns so schwer mit dem Teilen.

 

Trotzdem wirst du dich da wohl jetzt nicht zum Protest-Liedermacher entwickeln?

Nein, das ist nicht mein Thema. Aber in meinen Songs geht es auch immer wieder um Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. Und damit wird das auch irgendwie eingeschlossen.

 

Du wirst in zwei Jahren 50 Jahre alt. Wo siehst du dich mit 65? In der Rente? 

Ich glaube, dass ich dann –  auch wenn ich es vielleicht finanziell nicht mehr brauche – immer noch Musik spielen werde. Musik ist ja kein Job, den ich machen muss, sondern ich will das einfach machen. Ob ich dann allerdings mit 65 noch dieselbe Musik mache wie heute, weiß ich nicht. Ich schreibe jetzt schon andere Texte als mit 20. Ich hoffe aber, dass ich dann immer noch bayerisch singe und dass mich die Menschen dann auch noch verstehen. Wenn ich da heute in München beim Einkaufen bin und mich mit meinem Bayerisch fast kaum jemand mehr versteht, dann muss ich sagen, dass ich mehr Angst davor habe, dass irgendwann die bayerische Sprache und Kultur weg ist als dass ich Horror vor syrischen Flüchtlingen hätte.

 

Auf der anderen Seite erlebt doch der so genannten Heimatsound derzeit einen regelrechten Boom. Woran liegt das dann? 

Das frage ich mich auch. Ich finde das zwar gut, aber das ist halt auch nicht der gelebte Alltag. Es ist teilweise so, dass manche Rockbands jetzt ihren Bassisten Tuba spielen lassen und einfach schlechte englische Texte in noch schlechtere bayerische Texte übersetzen. Und da kommt dann auch manchmal ein Bayerisch raus, das so wirklich keiner redet. Damit ist es einfach nicht getan. Das Bayerische muss einfach wieder im Alltag ankommen.

Bericht über den gestrigen Auftritt: Drei Akkorde für eine Fetzn-Gaudi


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