Logo
Anzeige
Anzeige

Johannes Hartl, der Leiter des Gebetshauses Augsburg, erklärte in einem Vortrag, warum man mehr über den Glauben sprechen sollte

(pba) Reden wir in unserer Gesellschaft lieber über Kochtöpfe als über Gott und unseren Glauben? Mit dieser provokanten Frage lässt sich die Kernaussage des Vortrags über "Die Macht des Wortes" zusammenfassen, den Dr. Johannes Hartl, Leiter des Gebetshauses Augsburg, am Samstag im Haus „Sankt Ulrich“ gehalten hat. Wie in den vergangenen Jahren hatte das Institut für Neuevangelisierung wieder zu einem Studientag eingeladen. Dieses Mal ging es über Neuevangelisierung und Sprache, das Thema lautete: "Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund" (Mt 12,34). Rund 350 Teilnehmer waren trotz glatter Straßen nach Augsburg gekommen, um sich in Vorträgen, einem Erfahrungsaustauch und einem Dutzend Workshops mit dieser Frage zu befassen. 

"Die neueste Religion ist der Thermomix", war eine durchaus verblüffende Pointe von Hartl. Menschen hätten einen inneren Kern – oder wie er es formulierte: ein "inneres Skript" –, den es zu erreichen gelte. Wenn wir von einer Sache überzeugt und begeistert seien, dann strahle sie sozusagen von selbst, aus unserem Innersten.

Hartl hat sich für seine theologische Doktorarbeit intensiv mit dem Thema "Religiöse Sprache" befasst. "Jesus hat keine Flyer gedruckt, er hatte auch keine Homepage", so Hartl. Aber er habe eine Botschaft, die unsere Herzen, die unser Innerstes erreichen könne. Wenn sich jemand auf diese Botschaft einlasse, dann passiere etwas mit ihm. "Wir müssen zu einer Verkündigung kommen, die Menschen zu einer Entscheidung führt", richtete sich der Referent an sein Publikum – er konnte dabei in sehr viele junge Gesichter blicken. 

Für eine solche Verkündigung müssten wir auch keine "Profis" sein, meinte Hartl. Und da kam dann das Beispiel des Kochtopfes ins Spiel: In Indien oder Afrika sei es völlig normal, sich über den Glauben auszutauschen. Auch unter Muslimen sei das so. "Da kommt Gott vor. Bei uns nicht", so der Referent. "Bei uns ist der Thermomix zur neuesten Religion geworden." Manchmal habe er sogar den Eindruck, "Gott" sei das am meisten vernachlässigte Thema in der Kirche, meinte Hartl. Und über Gott nur intellektuell zu sprechen, sei nicht ansteckend, oft zu kalt und auch kein Zeugnis. 

Johannes Hartl: "Bei uns ist der Thermomix zur neuesten Religion geworden." Foto: Karl-Georg Michel (pba)

Theologische Fachsprache könne sogar zum Ersatz für fehlende Glaubenssubstanz werden. Er verdeutlichte das mit Blick auf das "innere Skript" des Menschen. "Das, was wir im Credo nach Außen bekennen, hat oft nichts mit unserem inneren Skript zu tun." Die Menschen hätten gute Ohren dafür, ob das, was jemand sagt, von Innen oder Außen kommt. "Die Leute, mit denen wir es zu tun haben, leben, als ob es Gott nicht gäbe", betonte  Hartl. Sie interessierten sich nur für "echte Worte". Zu echten Zeugen könnten wir jedoch nur werden, wenn wir selber so lange mit den Inhalten unseres Glaubens ringen, bis sie mit unserem Leben übereinstimmen, so Hartl während des Erfahrungsaustausches mit den Teilnehmern. 

Wie es gelingen kann, das Innerste der Menschen zu erreichen, verdeutlichte Weihbischof Florian Wörner, Leiter des Instituts für Neuevangelisierung, mit Blick auf das Jahr der Barmherzigkeit. "Draußen ist es kalt. Es ist furchtbar, was in dieser Zeit abgeht", richtete er sich an die Besucher des Studientags. Mitten in diese Kälte hinein sei Papst Franziskus mit dem Jahr der Barmherzigkeit gekommen. "Dieses Heilige Jahr kommt gerade recht." Die zentrale Botschaft dieses Jahres müsse sein, so Wörner, von einem barmherzigen Gott zu sprechen. "Dieser große Gott sorgt für Dich, er beschützt Dich und er erbarmt sich Deiner und meiner."

Der Weihbischof wandte sich auch mit der Frage an die Zuhörer, wie jeder selbst mit dem barmherzigen Blick Jesu umgehe. "Zeigen wir ihm die kalte Schulter?" Herzensverhärtung könne keine Antwort sein. Die Botschaft von der göttlichen Barmherzigkeit treffe vielmehr mitten in die Herzen der Menschen. Es gehe darum, in diesem Jahr die Herzen der Menschen aufzubrechen, weil Jesus unser Herz aufgebrochen habe. Das gehe nur über die Reue der Menschen. "Die kann sogar Tiefkühltruhen aufbrechen“. 

Dafür gebe es mit der Heiligen Beichte einen hervorragenden Ort. Leider sei sie nicht mehr häufig in Übung und vielen fremd geworden. Aber Barmherzigkeit schließe ein, von diesem Sakrament zu sprechen. Den Menschen dieses Sakrament spenden zu können, sei das Schönste und Beste, was er als Priester neben der Feier der Eucharistie tun dürfe, so der Weihbischof. "In der Beichte kann man die Barmherzigkeit Gottes förmlich anfassen." 

Das Institut für Neuevangelisierung wurde vom Augsburger Bischof Konrad Zdarsa errichtet und hat am 1. Mai 2012 seine Arbeit aufgenommen. Der Studientag Neuevangelisierung fand bereits zum vierten Mal statt. Wie Veronika Ruf, Referentin am Institut für Neuevangelisierung, bei der Begrüßung betonte, wolle das Institut Menschen zu einer lebendigen Gottesbeziehung führen und das Glaubenswissen fördern. Es bilde Menschen aus, damit sie wirkungsvoll über ihren Glauben sprechen können. Wichtig sei dem Institut zudem, Menschen in der Kirche eine Heimat zu bieten.


Anzeige
RSS feed