In Pfaffenhofen entstehen nicht nur die neue Produktion und Verwaltung der Bäckerei, sondern auch ein Info-Zentrum mit Lehrpfad und Garten sowie eine Schaubäckerei – dafür gibt es sogar einen Zuschuss von der EU
(ty/zel) „Transparenz – das ist die Zukunft“, sagt Chef Karl Wiesender von der gleichnamigen Bäckerei. „Die Kunden werden immer kritischer und möchten sehen, wie ihre Lebensmittel hergestellt werden. In dieser Transparenz, die wir mit unserem Projekt schaffen, sehe ich eine Chance für die Landwirtschaft und für das Bäckerhandwerk.“ Aktuell wird auf der Großbaustelle vor den Toren Pfaffenhofens fleißig gewerkelt. Hier entsteht die neue Firmenzentrale – die wird aber nicht nur Produktion, Verwaltung, Verkauf und Café umfassen, sondern auch eine Schaubäckerei und ein Info-Zentrum. Für sein überzeugendes Konzept erhält Wiesender sogar einen Zuschuss von der EU.
Das Grundstück, das sich Wiesender an der Michael-Weingartner-Straße gesichert hat, misst rund 8000 Quadratmeter. Rund 4000 Quadratmeter Nutzfläche soll der Gebäudekomplex umfassen, der hier entsteht. Allein 2500 Quadratmeter davon werden der Produktion gewidmet, berichtet Geschäftsführer Karl Wiesender. Sein Betrieb stelle täglich 100 verschiedene Produkte frisch her, jedes Jahr werden rund 700 Tonnen Mehl verarbeitet. Die 15 Filialen in Pfaffenhofen und Umgebung sowie Freising werden täglich zwei bis drei Mal mit frischen Backwaren beliefert, berichtet er. Ein Teil der Ware wird erst in den Läden gebacken.
Nach eigenen Angaben beschäftigt der Familienbetrieb aktuell 150 Leute. „Diese Arbeitsplätze werden durch den Neubau gesichert“, betont Wiesender. 100 Angestellte arbeiten in den Filialen im Verkauf, fünf in der Verwaltung. Den 45 Angestellten in der Produktion wird man nach der Eröffnung der neuen Firmenzentrale bei der Arbeit über die Schulter schauen können. Denn von einer Art Galerie, auf die man vom Café aus gelangt, gibt eine Glasfront den Blick in die Produktionsräume frei. „Wir machen alles selber, das kann jeder sehen“, sagt der Chef.
Wiesender baut in Pfaffenhofen nicht einfach nur eine Produktion. Sein Projekt „Weg der Nahrung: Vom Korn zum Brot“ umfasst einen Lehrpfad, einen Bäckergarten und eine Schaubäckerei. Das Konzept überzeugte auch den Lenkungsausschuss der „Lokalen Aktionsgruppe Landkreis Pfaffenhofen“ (LAG) im November. Mit dem Beschluss des Gremiums war der Weg für Wiesender frei, um den Antrag auf EU-Fördergelder im Rahmen des „Leader“-Programms beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Ingolstadt zu stellen. Im April hat er mit dem so genannten vorzeitigen Maßnahmenbeginn (VZ) das offizielle Okay bekommen. Überreicht wurde ihm das VZ-Dokument persönlich von Irmgard Neu-Schmid vom AELF und LAG-Managerin Carmen Glaser. Damit kann das EU-geförderte Projekt in Angriff genommen werden.
„Unsere erste Maßnahme wird das Feinkonzept sein“, erklärt Wiesender: „Wie genau soll unser Lehrpfad aussehen, welche Beschilderungen und Erklärungen benötigen wir?“ Ein pädagogisches Team werde die verschiedenen Elemente nach den Bedürfnissen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen konzipieren. „Die Kinder als eine unserer Zielgruppen sollen bei der Gestaltung auch ein Mitspracherecht bekommen“, sagt der Firmenchef. So plant die Bäckerei gemeinsam mit den hiesigen Medien einen Wettbewerb für Kinder, die dabei zeigen können, wie sie sich den Spielplatz im Bäckergarten vorstellen.
„Das, was für die Bäckerei betriebsnotwendig ist – wie Produktion, Verkauf und Café – wird von der EU natürlich nicht gefördert“, stellt Wiesender klar. Beantragt habe er die Förderung des geplanten Informationszentrums – in Zahlen bedeutet das exakt 156 705 Euro. Dies sind nach Angaben der LAG 30 Prozent der förderfähigen Kosten von insgesamt 522 350 Euro. Die Kosten für den Unterhalt des Info-Zentrums trage später die Bäckerei – und jeder kann kostenlos durch den Lehrpfad gehen und sich informieren.
Firmenchef Karl Wiesender in seinem Betrieb in Euernbach. Die komplette Produktion wird – ebenso wie die Verwaltung – nach Pfaffenhofen verlegt.
Das Info-Zentrum soll einen Lehrpfad mit Informationstafeln und Elementen im Innen- und Außenbereich, einen Bäckergarten mit Anbauflächen für verschiedene Getreidesorten, Sinnes-Stationen zur Sensibilisierung für das Thema Korn und Brot sowie interaktive Elemente zur nachhaltigen Wissensvermittlung beinhalten.
Das alles ist laut Bäckermeister Wiesender vor allem für Schulen und Kindergärten sehr interessant. „Kinder können in der Lehrbackstube spielerisch das Bäckerhandwerk kennenlernen, in dem sie Plätzchen, Brezeln oder Mürbeteig backen“, berichtet er. „Auch Jugendliche und Erwachsene erhalten Einblick in das Handwerk.“ Geplant seien außerdem Veranstaltungen wie Erntedankfeste und ein Tag der offenen Tür.
"Ganzheitlicher Ansatz"
Leader-Koordinatorin Irmgard Neu-Schmid erklärt, dass die geförderte Schaubäckerei und der „Weg der Nahrung – vom Korn zum Brot“ ein wichtiges Projekt im Sinne der „Lokalen Entwicklungsstrategie“ der LAG im Landkreis sei. Mit diesem Projekt werde „ein ganzheitlicher Ansatz zur regionalen Wertschöpfung durch ein beispielhaftes Bildungsangebot zum wichtigen landwirtschaftlichen Produkt Getreide und dem Grundnahrungsmittel Brot für alle Bevölkerungsgruppen geschaffen“, sagt sie.
Der Eröffnungstermin steht noch nicht genau fest – angestrebt sei der April kommenden Jahres. Den Baufortschritt kann man übrigens via Web-Cam verfolgen. Ein Zeitraffer zeigt auch, was bisher geschah.
Bisherige Beiträge zum Thema:
Richtfest am neuen Café-Herb-Gebäude