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Der Stadtrat hat heute nichts beschlossen, aber gerade das ist ein gutes Zeichen: Denn die Bürger dürfen wohl entscheiden, wie luxuriös gebaut wird – Investition von bis zu 15 Millionen Euro denkbar

(zel) Nein, in der heutigen Sitzung des Pfaffenhofener Stadtrats wurde – wie erwartet – kein Beschluss zum geplanten Neubau des Hallenbads gefasst. Das war auch gar nicht  vorgesehen. Aber nach der Präsentation der Machbarkeits-Studie mit drei grundsätzlichen Varianten diskutierte das Gremium intensiv – und daraus ließen sich bereits einige klare Tendenzen erkennen. Und die dürften viele Pfaffenhofen freuen.

Denn nach den Eindrücken, die man aus den Wortmeldungen bekommen musste, können die Kreisstädter wohl mehr erwarten, als nur eine nüchterne Schwimmhalle. Die Tendenz scheint dahin zu gehen, dass man nicht nur ein reines Sportbad errichten will, sondern dass ein Familienbad, vielleicht sogar ein kleines Freizeitbad mit Erlebnis-Elementen denkbar ist. Denkbar scheint eine Investition von bis zu 15 Millionen Euro.

 

Wenn es nach der bunten Koalition von SPD, FW, Grünen und ÖDP geht, dann sollen ohnehin die Bürger gehörig mitreden und auch mitentscheiden. Als Termin für einen Bürgerentscheid wurde heute von Bürgermeister Thomas Herker (SPD) konkret der 9. Oktober genannt. An diesem Tag findet auch der Bürgerentscheid über den geplanten Windpark im Förnbacher Forst statt, wo bekanntlich drei Windkraft-Anlage geplant sind. An diesem Tag dürfen die Pfaffenhofener dann möglicherweise auch entscheiden, welche Hallenbad-Variante sie gerne hätten. 

In der Sitzung wurden heute, wie angekündigt, drei Varianten vorgestellt. Sie unterscheiden sich in der grundsätzlichen Rolle/Gattung beziehungsweise Ausrichtung des Bads und damit auch in den Kosten. Unabhängig davon, welche Art von Hallenbad letztlich realisiert wird, fallen für das Freimachen des Areals, Hochwasser-Schutz, Altlasten-Beseitigung und Hausanschlüsse in jedem Fall rund 1,8 Millionen Euro an.  Die drei Varianten würden dann weitere acht, 12 oder 15 Millionen Euro kosten. Es geht also um mindestens rund zehn Millionen Euro – und genau diese Summe ist im städtischen Investitionsplan auch vorgesehen. Hier noch einmal die von unserer Zeitung ja bereits vorab vorgestellten Varianten in Kürze.

 

Variante 1: Schulbedarf mit öffentlicher Nutzung

Diese Variante deckt den reinen Schulbedarf ab: fünf 25-Meter-Bahnen in einem Sportbecken. Die Baukosten würden sich auf brutto 8,12 Millionen Euro belaufen.

Variante 2: Sportbad

Diese Variante beinhaltet über den reinen Schulbedarf hinaus eine sechste Bahn im Sportbecken – plus ein Lehrschwimm- und Erlebnisbecken mit Wassergewöhnungstreppe und Erlebnis-Elementen sowie ein Kinderbecken. Die Gesamtwasserfläche würde sich auf  rund 640 Quadratmeter summieren. Die Baukosten würden brutto 12,1 Millionen Euro betragen.

Variante 3: Familien- und Sportbad

Diese Variante sieht über den reinen Schulbedarf hinaus zusätzlich ein Lehrschwimm- und Erlebnisbecken mit Wassergewöhnungstreppe und Erlebnis-Elementen, ein Kinderbecken sowie ein Ganzjahres-Außenbecken vor. Die Gesamtwasserfläche betrüge gut 630 Quadratmeter. Dazu kämen eine Sauna sowie ein kleiner Gastronomiebereich. Die Herstellungskosten würden sich auf brutto 15,2 Millionen Euro belaufen.

Im Detail können Sie die Varianten hier nachlesen: Bekommen die Pfaffenhofener jetzt ihr Freizeitbad?

 

Nach der heutigen Sitzung dürfte es – wenn man zusammenfasst – auf folgende weitere Vorgehensweise hinauslaufen. Ob die Ausstattung des Hallenbad-Neubaus über die reine Funktion als Schul- und Sportbad hinausgeht – und damit attraktiver für Familien wird sowie auch teurer – werden vermutlich die Pfaffenhofener per Bürgerentscheid befinden. Der Stadtrat wird zuvor festlegen, wie viel Geld er maximal freigibt. Derzeit sieht es danach aus, als könnte diese finanzielle Schmerzgrenze eben bei den Kosten für Variante 3 liegen – also bei gut 15 Millionen Euro. Wobei diese Summe freilich keineswegs ausgeschöpft werden muss, wie mehrfach betont wurde. So schlug es auch, fast schon als Antrag, SPD-Fraktionschef Markus Käser vor und sprach von einer "historischen Entscheidung". Eine "Varianten-Diskussion" wollte er heute aber ausdrücklich nicht geführt wissen.

Außenbecken? Sauna? Gastronomie?

Im Vorfeld des Bürgerentscheids sollen die Bürger ausführlich darüber informiert werden, welche Auswirkungen es hat, wenn ein Hallenbad errichtet wird, das mehr als die eingeplanten Millionen Euro kostet. Da geht es um einen möglichen Anstieg der städtischen Verschuldung – und in der Folge vielleicht um eine Erhöhung der Gewerbesteuer. Sollten sich die Pfaffenhofener im Rahmen des Bürgerentscheids für ein Hallenbad aussprechen, das über eine reine Schwimmhalle hinausgeht, dann soll es anschließend um die konkrete Ausstattung gehen (Außenbecken? Sauna? Gastronomie?) – und auch dabei sollen die Bürger wieder mitreden. Denkbar wäre, so Bürgermeister Herker, dass im Januar ein Ratsbeschluss zum Bau des Hallenbads gefasst wird.

Von Luxus und Herzflattern 

Der Rathauschef mahnte mehrfach an, dass man den Bürgern klar sagen müsse, welche Folgen eine üppigere Variante – habe. Dabei geht es nicht nur um die reinen Baukosten, sondern auch um den laufenden Betrieb. Es möge reiflich überlegt sein, was man sich „oben drauf“ leistet, so Herker. Denn: „Das wäre der größte Luxus, den wir uns in den vergangenen zehn Jahren geleistet haben.“ 

Der Dritte Bürgermeister Roland Dörfler (Grüne), als Finanzreferent sowieso immer recht zurückhaltend, wenn es um Geldausgeben geht, räumte freiweg ein, dass er bei den im Raum stehenden Summen „Herzflattern“ kriegt. Er gab auch zu Bedenken, dass man auch noch ein Freibad hat. Und dass man aus Kostengründen das Hallenbad vielleicht nicht das ganze Jahr über öffnen sollte – wodurch wiederum die anvisierten Besucherzahlen und Einnahmen nicht erreicht würden.

 

Martin Rohrmann, der Chef der CSU-Fraktion, kündigte an, dass die Christsozialen bei der Hallenbad-Frage „keine Opposition fahren“ werden. Klar müsse aber sein, dass der Stadtrat die Entscheidungskompetenz aus der Hand gebe, wenn er die Bürger entscheiden lasse. „Das Volk neigt zu Begehrlichkeiten.“ Doch die finanziellen Folgen für die Kommune sind seiner Meinung nach von den Bürgern eher nicht zu überblicken. Sein Appell galt deshalb den Ratskollegen: „Wir müssen die Entscheidung treffen, weil wir auch die Verantwortung tragen.“ Er empfahl, keine Begehrlichkeiten in der Bevölkerung zu wecken und die Kosten möglichst niedrig zu halten.

Vize-Bürgermeister Albert Gürtner (FW) sprach von einer großen „Sehnsucht“ der Pfaffenhofener auf ein neues Hallenbad. Er warb dafür, dass der Stadtrat eine finanzielle Obergrenze vorgibt und dann die Bürger einbindet. Seiner Meinung nach sind die Pfaffenhofener „erwachsen, vernünftig und kostenbewusst genug“ um sich nicht in „Traumtänzereien“ zu ergehen.

"Ich vertraue der Bevölkerung" 

Auch Reinhard Haiplik (ÖDP) befand es für sinnvoll, die Bürger zu befragen, und hat keine Angst vor dem Ergebnis. „Die Bevölkerung will nicht um jeden Preis ein Erlebnisbad“, meint er. Die Pfaffenhofener seien vernünftig und wollten die Stadt nicht in große Schulden stürzen. „Ich vertraue der Bevölkerung“, so Haiplik. 

Herker betonte zwischendurch einmal mehr, dass man den Bürgern klar vermitteln müsse, dass sie es am Ende selbst bezahlen. Und er stellte klar: Der Stadtrat müsse eine finanzielle Obergrenze setzen. Auch Manfred „Mensch“ Mayer warb für eine Bürgerbeteiligung. Dabei müsste klar gemacht werden, welche Konsequenzen welche Variante sowohl für den Einzelnen (Eintrittspreis) als auch für die Stadt (Verschuldung) hat.

"Ein bisschen Mut, Kollegen!" 

„Ein bisschen Mut, Kollegen!“ Mit diesem Aufruf wollte Altbürgermeister Hans Prechter (CSU) den Räten offenbar klarmachen, welch große Chance sich hier gerade bietet. „Wir müssen uns nicht fürchten“, sagte er und sah die Investitionskosten als nicht so dramatisch. „Ein bisschen mehr Freizeit und Luxus muss drin sein.“ Selbst die Variante 3 finde er „nicht so unverschämt, wenn man sie etwas abspeckt“. 

Es bleibt spannend. Nun soll in den Fraktionen beraten werden. In der nächsten Stadtrat-Sitzung, am 28. Juli, dürfte das Thema erneut auf der Agenda stehen. Dann wird wohl ein erster Grundsatz-Beschluss zu erwarten sein.


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