Nach der Bluttat vom 13. Juli in Pfaffenhofen wirft die Staatsanwaltschaft dem mutmaßlichen Täter Mord vor. Der 38-jährige, der weiterhin in U-Haft sitzt, hat bereits eingeräumt, dass es zu einer Auseinandersetzung gekommen war, bei der das Opfer zu Tode kam. Ein klassiches Geständnis hat er aber nicht abgelegt.
Von Tobias Zell
Nach dem Gewaltverbrechen an einem 61-jährigen Getränkemarktleiter am 13. Juli in Pfaffenhofen geht die Staatsanwaltschaft von Mord aus. Der 38-Jährige, dem die Bluttat vorgeworfen wird, sitzt weiterhin in Untersuchungshaft. Er habe inzwischen eingeräumt, dass es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Opfer gekommen sei und dass der 61-Jährige dabei zu Tode gekommen sei. Das teilte Oberstaatsanwalt Wolfram Herrle von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt auf Anfrage unserer Zeitung mit. Als Geständnis im klassischen Sinne sei das allerdings nicht zu werten. Weitere Einzelheiten aus den Vernehmungen will die Staatsanwaltschaft nicht mitteilen – ebenso gibt es aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben darüber, ob die Tatwaffe, ein Messer, inzwischen aufgetaucht ist.
Die Ermittlungen in dem Fall laufen weiter, so die Staatsanwaltschaft. Außerdem stünden noch die Ergebnisse des kriminaltechnischen sowie des psychologischen Gutachtens aus. Offenbar geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass sie dem Beschuldigten nicht nur Totschlag, sondern sogar Mord nachweisen kann.
Wie berichtet, hatte die Kripo Ingolstadt nur wenige Tage nach der Bluttag in einer Münchner Klinik den 38-jährigen berufslosen Mann verhaftet, dem vorgeworfen wird, den 61-jährigen Marktleiter aus dem Landkreis Roth getötet zu haben. Auf seine Spur waren die Ermittler durch Hinweise von Zeugen gekommen. Am Tatnachmittag, dem 13. Juli, hatte sich demnach über einen längeren Zeitraum ein Mann im Geschäftsbereich des Markts aufgehalten, der sich als Testkäufer ausgab. Die Auswertung der Registrierkasse und der Zahlungsbelege sowie weitere Recherchen führten dann zum Aufenthaltsort des 38-Jährigen.
Nach dem Verbrechen suchten Einsatzkräfte die Umgebung des Tatorts ab. Von der Tatwaffe fehlte jede Spur. Ob man das Messer inzwischen gefunden hat, darüber will die Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen.
Ins Bild passte außerdem, dass der mutmaßliche Täter wegen Verletzungen an den Armen zur Behandlung in dem Krankenhaus war. Die Verletzungen waren wohl die Spuren des Kampfs, der sich in dem Getränkemarkt abgespielt hat. Und offenbar gibt es sogar eine Verbindung zwischen dem Beschuldigten und dem Tatort: So soll der 38-jährige Münchner selbst vor einigen Jahren für die Getränkemarkt-Kette gearbeitet haben und aus dieser Zeit auch den Markt in Pfaffenhofen kennen.
Wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes an dem 61-jährigen Marktleiter des Fristo-Getränkemarkts in der Scheyerer Straße Pfaffenhofen hatte die Staatsanwaltschaft Ingolstadt deshalb einen Haftbefehl gegen den 38-Jährigen erwirkt. Während die Münchner Wohnung des Mannes und sein Fahrzeug nach Beweismitteln durchsucht wurden, brachte man den Tatverdächtigen selbst zur Vernehmung nach Ingolstadt. Im Beisein eines Anwaltes zeigte er sich dann auch aussagebereit. „Die Einlassungen zum Tatgeschehen sind teilweise widersprüchlich, so dass die Staatsanwaltschaft wie die Ermittler sie nicht als umfassendes Geständnis bewerten möchten“, teilte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord damals mit.
Weiterhin unklar ist indes der Verbleib der Tatwaffe. „Konkrete Angaben dazu machte der 38-jährige nicht“, hieß es schon damals. Wie berichtet, wird davon ausgegangen, dass der Marktleiter mit einem Messer getötet worden ist. Von dem fehlte allerdings trotz umfangreicher Suchaktionen rund um den Getränkemarkt sowie in Müllbehältern und in nahe liegenden Gewässern jede Spur. Und auch die Durchsuchung der Wohnung und des Autos des dringend Tatverdächtigen hat die Ermittler offensichtlich nicht zu der Waffe geführt, mit dem das Gewaltverbrechen verübt wurde. Aktuell macht die Staatsanwaltschaft, wie oben bereits erwähnt, aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben zur Frage nach dem Verbleib der Tatwaffe.
Tatort Getränkemarkt: Die Staatsanwaltschaft wirft dem 38-jährigen Beschuldigten Mord vor. Das Motiv könnte Geldnot gewesen sein.
Als mögliches Motiv könnte Geldnot in Frage kommen. Bekanntlich fehlten nach dem Mord mehrere tausend Euro in der Kasse des Getränkemarkts, weshalb sich Raubmord schnell als Motiv aufdrängte.
Am Nachmittag des 14. Juli war der 61-jährige Marktleiter tot im Fristo-Getränkemarkt an der Scheyerer Straße am Rande des Wohngebiets Radlhöfe aufgefunden worden. Der aus dem Landkreis Roth stammende Mann war wenige Stunden zuvor von seiner Ehefrau telefonisch bei der Polizeiinspektion Pfaffenhofen als vermisst gemeldet worden. An seiner Arbeitsstelle offenbarte sich dann die traurige Gewissheit.
Die Bluttat dürfte sich am Samstag, 13. Juli, gegen Ladenschluss, also gegen 18 Uhr, ereignet haben. Aus dem Markt fehlten mehrere tausend Euro. Ist der 61-Jährige einem eiskalten Raubmord zum Opfer gefallen? Die von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt angeordnete und noch in der Nacht auf vergangenen Montag erfolgte Obduktion der Leiche belegte eindeutig ein Tötungsdelikt. „Demzufolge starb der Mann durch inneres Verbluten nach mehreren massiven Stichverletzungen im Bereich des Oberkörpers.“
Offenbar hat es einen Kampf auf Leben und Tod in dem Getränkemarkt gegeben. Darauf könnten auch die Verletzungen an den Armen des mutmaßlichen Täters hinweisen, der deshalb im Krankenhaus war.
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