Es wird aufgerüstet: Mit einer neue Konstruktion wollen die Stadtwerke künftig so viel Strom sparen, wie 40 Haushalte im Jahr verbrauchen
(ty) Im Pfaffenhofener Klärwerk herrscht Ausnahmezustand: Ein großer Autokran steht mitten zwischen den runden Becken. Daran hängt eines der neuen schwarzen Leitbleche, die in den so genannten Belebungsbecken installiert werden. „In diesen Becken bauen Bakterien die organischen Stoffe ab, die sich im Abwasser befinden“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Heinz Hollenberger. Dazu brauchen die winzigen Tierchen Sauerstoff, wie fast alle Lebewesen. Und genau an diesem Punkt setzen die Optimierungsarbeiten der Stadtwerke an. Unterm Strich sollen bis zu zehn Prozent Stromgespart werden.
„Kleine Paddel am so genannten Oberflächenbelüfter sorgen mechanisch dafür, dass der benötigte Sauerstoff in das Abwasser gelangt“, so Hollenberger. Ohne diesen Oberflächenbelüfter würden die organischen Stoffe im Abwasser auf den Grund des Beckens sinken. Wenn die chemische Verbindung Ammonium, die über den Harn ins Abwasser gelangt, einen bestimmten Schwellenwert unterschreite, werden die Oberflächenbelüfter abgeschaltet, um Energie zu sparen. „Stattdessen wirbeln dann so genannte Rührwerke das Abwasser auf, damit nicht alles auf den Boden sinkt.“
Jetzt bauen die Stadtwerke zusätzlich die neuen Leitbleche ein. Die können den Sauerstoff noch besser im Abwasser verteilen, wie es heißt. Die etwa sieben Meter langen Teile werden nach dem Oberflächenbelüfter installiert. Sie sollen – so wird erklärt – die Luft aus der Umgebung auf den Grund des Klärbeckens leiten. Auf diesem Weg wollen die Stadtwerke auch jede Menge Strom sparen, betont Hollenberger. Strom, den bisher das Rührwerk und der Oberflächenbelüfter verbrauchten.
„Je mehr Sauerstoff über die Leitbleche ins Abwasser gelangt, umso weniger Energie ist für die maschinelle Belüftung nötig“, weiß Hollenberger und prophezeit: „Wenn alles nach Plan läuft, werden die Stadtwerke insgesamt zehn Prozent weniger Strom verbrauchen.“ Das wären seinen Worten zufolge um die 150 000 Kilowattstunden – das entspricht immerhin der Menge an Strom, die rund 40 durchschnittliche Haushalte im Jahr verbrauchen.
Der Sommer sei ideal für diesen Umbau, sagt Hollenberger. Denn in dieser Zeit nehme nicht nur die Menge an Abwasser aus vielen Privathaushalten ab, sondern auch aus Gewerbe- und Industrie-Betrieben. Deshalb nutzen die Stadtwerke gleich die Gunst der Stunde, um auch noch einen neuen Schieber in das Nachklärbecken einzubauen. Damit könne dieses Becken künftig einfach vom Belüftungsbecken getrennt werden. Auch das spare langfristig Energie.
Bisher musste bei Reparaturarbeiten am Nachklärbecken nämlich mit so genannten fliegenden Leitungen von einem Belebungsbecken in das andere umgepumpt werden. „So hat man verhindert, dass die Bakterien verhungern“, veranschaulicht Hollenberger. Sie werden nämlich dringend gebraucht, um das Abwasser aus der Stadt wieder so sauber zu kriegen, dass es zurück in den natürlichen Kreislauf gebracht werden kann.