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Publikum würdigt Engagement gegen die Wegwerf-Gesellschaft – Jury-Preis geht an Eichenseher-Ingenieure – Manfred Niedermeier für privates Engagement ausgezeichnet

(ty)  Gestern Abend sind die Gewinner des diesjährigen Klimaschutzpreises der Stadt Pfaffenhofen und ausgezeichnet worden. Der Jurypreis ging an die Firma Eichenseher-Ingenieure, den Publikumspreis erhielt das Mehrgenerationenhaus für sein Werkstatt-Café. Erstmals vergab die Jury zudem einen Preis für besonderes privates Engagement, er ging an Manfred Niedermeier. 15 Teilnehmer hatten sich bei der zweiten Auflage des Preises beworben – der Bewerber-Reigen reichte dabei von der örtlichen Sparkasse über die Stadtwerke und die Metzgerei Krammer bis hin zum Kleinunternehmen von Sabrina Capobianco, die den veganen und klimafreundlichen Essens-Lieferservice „La Cucina“ aus der Taufe gehoben hat. Auch Privatleute hatten sich beworben.

„Nichts passiert, wenn wir es nicht selbst  machen!“ Das war der Kern der Botschaft, den die 38-jährige Sina Trinkwalder gestern Abend bei ihrer Rede im Pfaffenhofener Rathaus-Festsaal vermittelt hat. Auf sehr amüsante und direkte Art erläuterte die erfolgreiche Textilunternehmerin, dass die Industrieländer die größte Verantwortung für den Klimawandel tragen. Um ihre Sicht der Dinge zu verdeutlichen, scheute sie auch nicht vor einem ziemlich unappetitlichen Beispiel aus ihrer Studentenzeit zurück. 

Aufgrund ihrer schlanken Oberarme musste sie damals Windeln einer Nachbarin aus dem Obergeschoss aus einem verstopften Abflussrohr in einem Altbau ziehen. Damit hatte sie dem ganzen Haus geholfen, ohne selbst die Misere verursacht zu haben. So sollte ihrer Ansicht nach jetzt auch die Weltbevölkerung keine Schuld zuweisen, sondern gemeinsam alles versuchen, um die Erderwärmung abzubremsen. Sonst sei das, was man jetzt schon an Schutzsuchenden aus den betroffenen Regionen der Welt erlebe, „ein Kindergeburtstag“ im Vergleich zu dem, was komme.

 

Nach einer unterhaltsamen Festrede zu einem ernsten Thema erläuterte Bürgermeister Thomas Herker (SPD) die ehrgeizigen Ziele der Kreisstadt in Sachen Klimaschutz. Jeder Pfaffenhofener verursache pro Jahr 6,5 Tonnen CO2 – bis zum Jahr 2030 sollen es nur mehr drei Tonnen sein. Deutschlandweit erzeuge jeder Einwohner im Jahr zehn Tonnen Kohlendioxid. Die Stadt Pfaffenhofen habe eigens einen Klimaschutz-Manager eingestellt, betonte Thomas Herker. „Es kann nicht so weiter gehen, dass jeden Tag 13 200 Autos durch die Schulstraße fahren.“ Diese unglaubliche Zahl will er – auch mit Hilfe eines neuen Verkehrskonzepts – reduzieren. 

Die gestrige Verleihung des Klimaschutzpreises bildete zugleich den Abschluss der Energie-für-alle-Woche in der Kreisstadt – ein Kongress rund um die Energiewende. Außerdem wurden gestern auch die erfolgreichsten Teilnehmer und Teams der Aktion „Stadtradeln“ geehrt, die im Sommer stattgefunden hatte. Klimaschutz-Manager André Adler stellte die fleißigsten Pedalritter vor. Insgesamt hatten 262 Radler während des dreiwöchigen Aktions-Zeitraums fast 69 300 Kilometer auf dem Velo zurückgelegt und damit gut 9800 Kilogramm CO2 eingespart. 

Die meisten Kilometer auf dem Drahtesel legten dabei – wie bereits im Vorjahr – die „UimDoaRoasa“ zurück, sie brachten es diesmal auf insgesamt fast 17 400 Kilometer. Auch, was den Durschnitt (Kilometer pro Teilnehmer) angeht, lag das Team vorne. Der aktivste Einzelfahrer war Robert Kunz, er legte im Rahmen der Aktion 2636 Kilometer mit dem Fahrrad zurück und sparte damit allein 374,3 Kilogramm CO2 ein.

 

Das Unternehmen von Wolfgang Eichenseher (Mitte) erhielt den Klimaschutzpreis in der Jury-Wertung. Links der städtische Klimaschutz-Manager André Adler, rechts der städtische Referent Andreas Herschmann.

Der Höhepunkt des Abends aber war die Verleihung des Klimaschutzpreises, der heuer zum zweiten Mal vergeben wurde. Andreas Herschmann (SPD), Referent für Klimaschutz und Energie im Stadtrat, erläuterte die Vergabe-Kriterien und betonte: Für das Bewertungsgremium sei es nicht einfach gewesen, unter den vielen guten Beispielen die besten herauszusuchen. Den Jurypreis erhielt das Unternehmen Eichenseher-Ingenieure. Es hat am Firmensitz im Norden der Stadt ein energetisch und architektonisch einzigartiges Gebäude realisiert. Es ist durch seine energie-effiziente Bauweise sowie die Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach und an der Fassade CO2-neutral und bietet zudem zwei Ladestationen für die drei Elektroautos der Firma. Außerdem kommt ein innovativer Eisspeicher zum Einsatz, bei dem tatsächlich mit Eis über eine Sole-Wärme-Pumpe geheizt wird.

 

Der Publikumspreis ging an das Werkstatt-Café im Pfaffenhofener Mehrgenerationenhaus, das ein eindrucksvolles Zeichen gegen die Wegwerf-Gesellschaft setzt. Ein bis zwei Mal im Moment sind alle Bürger eingeladen, sich gemeinsam mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern um die Instandsetzung ihrer defekten Haushaltsgegenstände zu bemühen. Durch die Reparatur von Altgeräten, die damit eben nicht im Müll landeten, wurden seit der Gründung des Werkstatt-Cafés vor zwei Jahren nicht nur 1600 Kilogramm CO2 eingespart, sondern eben auch um die 500 Kilo Abfall vermieden.

 

Manfred Niedermeier trägt sich als Klimaschutz-Preisträger ins Buch der Stadt ein; dahinter Bürgermeister Thomas Herker.

Erstmals vergab die Jury zudem einen Preis für besonderes privates Engagement, er ging an Manfred Niedermeier – weil er aktiven Klimaschutz bereits seit mehreren Jahrzehnten vorlebt. Angefangen vom Einfamilienhaus in ökologischer Holzrahmen-Bauweise im Jahr 1998 mit Regenwasser-Zisterne und Solarthermie über die Selbstversorgung durch einen 100 Quadratmeter großen Obst- und Gemüsegarten bis hin zur Installation einer Photovoltaik-Anlage im Jahr 2009. Niedermeier repariert zudem ehrenamtlich alte Fahrräder und schaffte sich selbst ein umweltschonendes Erdgas-Fahrzeug an. „Zwar sind diese Schritte nicht neu oder einzigartig“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt, „aber Manfred Niedermeier ist im Bereich Umwelt- und Klimaschutz sozusagen ein privater Pionier in Pfaffenhofen“.

Sie alle waren für den Klimaschutzpreis nominiert.

Eine Übersicht über alle nominierten Projekte finden Sie hier. Im vergangenen Jahr, als die Stadt den Klimaschutzpreis zum ersten Mal vergab, ging er an die Firma Hipp und den Verein „Kleiderkammer Pfaffenhofen e. V.“. 

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