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Nicht erst seit dem Diesel-Skandal bei Audi und VW gehört die automobile Zukunft der Elektromobilität – Aber wo findet die statt? 

Von Michael Schmatloch 

Nicht erst seit dem Diesel-Skandal bei Audi und VW gehört die automobile Zukunft der Elektromobilität. Eine Binsenweisheit, die jedoch en passant eine ganz andere Frage aufwirft, deren Beantwortung existenziell ist für Automobilstandorte wie Ingolstadt. Wo findet diese Zukunft statt? In Ingolstadt, in Neckarsulm, in Belgien?

Diese Frage ist umso drängender, als sich allmählich zeigt, dass die Produktionskapazitäten in den Stammwerken im Feuer stehen. In Ingolstadt und Neckarsulm fallen Schichten weg, weil die dort produzierten Modelle der erhofften Nachfrage hinterherhinken. Erfolgsmodelle wie zum Beispiel der Q5 werden in Mexiko gebaut, der Audi Q3 kommt künftig aus Győr. Und die Elektrifizierung, die spielt sich in Belgien ab.

Wie also soll ein Werk wie Ingolstadt ausgelastet werden, wie soll der Pakt „Audi-Zukunft“ aussehen, den Audi-Chef Rupert Stadler in der jüngsten Betriebsversammlung gefordert hat, bei der er erstmals Buhrufe und Pfiffe einstecken musste?

Sowohl in Wolfsburg bei VW als auch in Ingolstadt sind sich die Betriebsräte klar darüber, dass eine tragfähige Zukunft ohne Elektrokompetenz nicht denkbar ist. Zu der im Übrigen auch und vor allem der Bau von Batterien zählt. Denn die werden den Großteil der Wertschöpfungskette der E-Mobilität ausmachen. Das glaubt zumindest VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh und liegt da sicher nicht ganz verkehrt.

An Ingolstadt scheint der Zug ein wenig vorbeigerollt zu sein. Denn Audi hat vor einiger Zeit bereits entschieden, die Kompetenz in Sachen E-Mobilität in Belgien zu konzentrieren. Das war von vor Diesel-Gate. Und dort soll 2018 auch der erste rein elektrische SUV in Großserie vom Band laufen. „Die Zukunft kommt aus Belgien“ hatten wir damals Anfang des Jahres getitelt. Und damals schien die Welt im herkömmlichen Automobilbau noch in Ordnung.

Der Betriebsrat von Audi steht sicherlich vor keiner leichten Aufgabe vor sich, will er den Pakt „Audi-Zukunft“ mit Leben füllen. Selbst wenn es gelingen sollte, Kompetenzen in Sachen E-Mobilität in einem strategischen und auch logistischen Kraftakt heim ins Reich zu holen, sieht sich der Betriebsrat vor einer zweiten Herausforderung, die es zu meistern gilt. Bei der Produktion von elektrisch getriebenen Autos braucht man weitaus weniger Arbeitskräfte in der Produktion, hat Entwickler an Bord, die man nicht mehr braucht und muss neue einstellen, deren Kompetenzen in der Elektrifizierung und Digitalisierung liegen.

Mag sein, dass sich der Beschäftigungspakt bei Audi, der 2018 ausläuft, noch einmal neu aufsetzen lässt. Am Ende des Tages indes dürfte die Beschäftigtenzahl bei Audi ihren Zenit überschritten haben. Zumal bei all den Investitionen, die der Umbau des Konzerns in Richtung E-Mobilität erforderlich macht, nicht ganz vergessen werden darf, das der Abgas-Skandal längst nicht ausgestanden und längst nicht abbezahlt ist.  


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