Flugsicherheits-Experte Manfred Müller referierte auf Einladung der Hallertauer Volksbank über Risiko-Management – Das Geldinstitut ist indes die erste Genossenschaftsbank in Bayern, die nach einer bestimmten ISO-Norm zertifiziert ist
(ty) Die Gäste des Abends hörten einen interessanten und zugleich höchst unterhaltsamen Vortrag von Manfred Müller. Er ist Flugkapitän, Leiter der Flugsicherheits-Forschung bei der Lufthansa und Dozent für Risiko-Management. Er befasst sich mit der Entwicklung von Strategien für optimierte Personalführung in nicht überwachten Sicherheitsbereichen. In dem Vortrag sensibilisierte er für den Umgang mit Risiken und Fehlern.
„Sicherheit ist hochgradig subjektiv“, so Müller. Das Todesrisiko bei einer Mount-Everest-Tour betrage sieben Prozent. Hat man selbst die Kontrolle, nimmt man seinen Worten zufolge ein deutlich höheres Risiko in Kauf, als wenn man auf andere angewiesen ist. Während privat also oft das Motto „No risk, no fun“ gelte, erwartet man freilich – zum Beispiel, wenn man in ein Flugzeug steigt – 100-prozentige Sicherheit. Die gebe es aber nicht, betonte Müller. Deshalb gebe die Lufthansa eben nicht 100 Prozent Sicherheit als Ziel aus – denn das sei schlicht unrealistisch. Erklärtes Ziel sei: „Ein Totalverlust alle 100 Jahre.“ Das entspricht dann einer Sicherheits-Quote von 99,999... Prozent.
Müller erläuterte anhand von tatsächlich passierten Flug-Unglücken und Untersuchungen die Ursachen und Arten von Fehlern. Er verwies dabei auch auf Erkenntnisse, wonach jeder in seinem Beruf – ungeachtet der Branche – alle 30 Minuten einen Fehler mache. „Auch der Beste macht alle halbe Stunde einen Fehler“, verdeutlichte er. Menschen lassen sich täuschen, überschätzen ihre Leistungsfähigkeit und unterschätzen ihre Fehlerhaftigkeit.
Der Experte legte in diesem Zusammenhang „Human-Error-Abwehrstrategien“ dar und erklärte das „DESK“-Prinzip: Disziplin (regelhaftes Arbeiten), Engagement/Motivation, soziale Kompetenz und Kooperation (Task/Team). Außerdem berichtete er vom Umgang mit Fehlern. So gibt es bei der Lufthansa zum Beispiel ein „Beichtgeheimnis“ – demnach kann jeder einen gemachten Fehler melden, ohne dass es für ihn Konsequenzen hat. Der Vorteil: Fehler werden nicht vertuscht oder verschwiegen und man kann daraus lernen.
Eingeladen hatte zu diesem Vortrag die Hallertauer Volksbank rund 160 Geschäftskunden in den Pfaffenhofener Stockerhof. Und die Verantwortlichen ließen sich an diesem Abend auch selbst beklatschen. Denn das Geldinstitut ist ein Vorreiter. Als erste Genossenschaftsbank in Bayern und als zweite in Deutschland ist sie nun berechtigt, ein Zertifikat zu führen, das ihr die Einhaltung der internationalen Norm „DIN EN ISO 9001:2015“ attestiert. Im Vergleich zur Industrie und dem produzierenden Gewerbe – aus dem diese Norm eigentlich stammt – ist eine solche Begutachtung im Dienstleistungsbereich noch eher selten. „Unternehmen müssen ihr Tun und Handeln ständig hinterfragen und verbessern, um attraktiv zu bleiben“, sagt Andreas Streb, Vorstandsmitglied der Hallertauer Volksbank.
Das Geldhaus mit Sitz in Pfaffenhofen hat sich in den vergangenen beiden Jahren nach eigenen Angaben noch tiefgehender mit den Anforderungen ihrer Mitglieder und Kunden, ihrer Mitarbeiter und von Interessensgruppen – wie Aufsicht, Politik und Öffentlichkeit – auseinandergesetzt. Ziel sei höchstmögliche Qualität in Verbindung mit dem Anspruch, ständig an der Weiterentwicklung zu feilen. Um zu wissen, ob das Kreditinstitut mit seinen Maßnahmen auf dem richtigen Weg ist, entschlossen sich Streb und sein Vorstands-Kollege Thomas Lange, das System extern begutachten zu lassen. Letztlich wurde entschieden, sich den hohen Anforderungen der internationalen Norm „DIN EN ISO 9001:2015“ zu stellen und die Erfüllung dieser Anforderungen von der „Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen“ (DQS) begutachten zu lassen.
Die beiden Vorstandsmitglieder Thomas Lange (links) und Andreas Streb erhielten von DQS-Expertin Martina Scharwey das Zertifikat überreicht.
„Bereits bei den ersten Berührungen mit der Norm kamen wir in Kontakt mit den Grundsätzen der ISO 9001“, sagt Lange. „Kundenorientierung, Führung, Einbeziehung von Personen, prozessorientierter Ansatz, Verbesserung, faktengestützte Entscheidungsfindung und Beziehungsmanagement – das alles sind Eigenschaften, welche die Philosophie und die Werte unserer Bank sehr genau beschreiben. Wir haben auch bereits in der Vergangenheit nach diesen Grundwerten gelebt und gehandelt – ohne zu wissen, dass dies die Anforderungen einer internationalen Norm sind.“
Gemeinsam mit der Beratungsgesellschaft „tci tangram consultants international Gmbh“ habe die Hallertauer Volksbank ihre Philosophie in den vergangenen 18 Monaten zertifizierungsreif gefeilt, bevor Ende September die DQS das Management-System begutachtet und bewertet hat. Vor rund 160 Firmen- und Gewerbekunden des Geldhauses hat nun Martina Scharwey von der DQS am vergangenen Donnerstag das Zertifikat im Rahmen der Veranstaltung „Unternehmer im Dialog“ im Pfaffenhofener Stockerhof offiziell überreicht. „Wir haben uns bewusst für diesen Rahmen entschieden, weil viele unserer Firmen- und Gewerbekunden selbst nach dieser oder einer anderen Norm zertifiziert sind und die enorme Leistung, die dahintersteckt, gut einschätzen können“, erklärt Streb.
Ausgezeichnete Beraterin: Christina Karber.
Die Hallertauer Volksbank ist nun nach eigenen Angaben die erste Genossenschaftsbank in Bayern, die zur Führung des Zertifikats berechtigt ist. Selbst auf Bundesebene zählt sie zu den Exoten. Lediglich der VR- Bank Bruchsal-Bretten wurde im Jahr 2014 das Prädikat als erste Genossenschaftsbank in Deutschland verliehen. „Mit der nun durch die DQS bestätigten Qualität hat die Hallertauer Volksbank auch bei Prüfungsgremien und Aufsichtsbehörden einen guten Antritt“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Unternehmen. „Selbst die Bundesbank lobt das einzigarte Engagement und lässt dies in ihre jährlichen Beurteilungen einfließen.“
Ausgezeichnet wurde an diesem Abend auch eine einzelne Mitarbeiterin der Hallertauer Volksbank. Christina Karber wurde von der DZ-Bank als „beste Fördermittel-Beraterin in Bayern“ in der Kategorie Energie-Effizienz geehrt. Konkret gewürdigt wurde ihr Engagement im Zusammenhang mit einem Hotelbau-Projekt im Landkreis Pfaffenhofen.