Dass der Bürgermeister viele Pfaffenhofener als faul bezeichnet, sorgt bei der CSU für Empörung. "Befremdlich" sei es, wie der SPD-Politiker mit Meinungen umgehe, die er nicht teile.
(zel) Mit Aussagen in einem Interview, das der Pfaffenhofener Bürgermeister Thomas Herker (SPD) einer achten Klasse des hiesigen Schyren-Gymnasiums gegeben hat, sorgt er bei der örtlichen CSU für Empörung. Über Herkers Stil könne man „wieder einmal nur den Kopf schütteln“, wettern die Christsozialen um ihren neuen Vorsitzenden Christian Moser und sprechen gar von Arroganz. Dass ein Bürgermeister seine eigenen Bürger als faul verspotte, sei „ein einmaliger Vorgang“.
Zum Hintergrund: Herker gab anlässlich der in der Kreisstadt derzeit stattfindenden kleinen Landesgartenschau der Klasse 8e des örtlichen Gymnasium ein Interview. Die Schüler stellten demnach die Fragen, abgedruckt wurde das Ganze im Pfaffenhofener Kurier. Eine der Fragen lautete: „Viel Kritik wird an den Parkplätzen geübt, die durch die Gartenschau wegfallen. Wie stehen Sie dazu?“
Herker Antwort: „Das ganze Problem und Gejammer mit den Parkplätzen hat viel damit zu tun, dass viele Pfaffenhofener faul sind und keine 150 Meter zu Fuß gehen wollen. Ein wirkliches Problem ist das nicht. Ich bin entsetzt, dass dieses Thema sogar in den Köpfen von Achtklässlern schon so fest verankert ist. Es werden noch viele Entscheidungen getroffen werden, die Autofahrern nicht gefallen. Aber es geht nicht nur um sie, sondern auch um Fußgänger und Radfahrer.“
Diese Worte bringen die CSU auf die Palme. Gejammer? Faulheit? Entsetzen? Das wollen Moser & Co. so nicht stehen lassen. „Wir widersprechen Herkers Worten und können über seine Aussage und seinen Stil wieder einmal nur den Kopf schütteln“, heißt es in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung der Pfaffenhofener Christsozialen. „Es ist schon ein einmaliger Vorgang, dass ein Bürgermeister seine eigenen Bürger pauschal als faul verspottet und in arroganter Weise die Bedenken zahlreicher Menschen mit einem Handstreich hinwegfegt.“
Man könne sich des Eindrucks nicht erwehren, heißt es weiter, dass Herker „sein gutes Wahlergebnis von 2014 etwas zu Kopf gestiegen ist“. Es sei „schlichtweg falsch, die Pfaffenhofener als faul zu bezeichnen“, erklärt die CSU. „Das Problem ist auch kein Gejammer, sondern tatsächlich vorhanden.“ Außerdem wundert sich Moser, dass es überhaupt notwendig sei, zu erklären, dass die meisten Pfaffenhofener doch auf das Auto angewiesen seien.
„Die Menschen benutzen das Auto nicht aus Spaß und um die Innenstadt zu verstopfen, sondern weil es ihre einzige Möglichkeit ist, Besorgungen zu erledigen und schnell von A nach B zu kommen“, sagt Moser. Das betreffe insbesondere Familien und ältere Menschen. „Wer dieses Problem in der Weise, wie es der Bürgermeister tut, wegwischt, verkennt ganz offenkundig die Lebenswirklichkeit.“ Die CSU empfiehlt den Pfaffenhofenern deshalb: „Schreiben Sie dem Bürgermeister und zeigen ihm ganz persönlich auf, warum Sie das Auto brauchen. Vielleicht versteht er es ja irgendwann.“
Den Christsozialen geht es aber nicht nur um Autofahrer und Parkplätze, sondern sie üben grundsätzliche Kritik am Verhalten des Rathauschefs: Wie Herker mittlerweile mit Meinungen umgehe, die er nicht teile, sei „befremdlich“, attestiert Moser: „Eigentlich dürfte ihm die Stadtratsmehrheit das nicht durchgehen lassen.“ Die Stadtrats-Mehrheit, das ist das bunte Bündnis von SPD, Freien Wählern, Grünen und ÖDP.
Die CSU kündigt im konkreten Fall an, mit diesem Problem anders umgehen. „Wir werden dafür kämpfen, dass Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, nicht aus der Stadt gedrängt werden“, betont Moser. „Und wir stehen für einen anderen Umgang mit den Anliegen betroffener Bürger.“ Ein Dank von Seiten der Christsozialen geht indes an die Klasse 8e des Gymnasiums. Die, habe, wie es sich für angehende Journalisten gehöre, kritisch nachgefragt. „Wir sind darüber nicht entsetzt, sondern froh“, sagt Moser.
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