Erfolgreiche Bewerbung von THI und KU: Die zwei Hochschulen wollen nun mit Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik an Leitthemen arbeiten, die als bedeutsam für die Zukunftsfähigkeit der Region gesehen werden: innovative Mobilität, digitale Transformation, nachhaltige Entwicklung und bürgerschaftliches Engagement.
(ty) Die Technische Hochschule Ingolstadt (THI) und die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) haben sich mit ihrem gemeinsamen Antrag „Innovations-Allianz menschINBewegung“ erfolgreich um eine Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung beworben. In den kommenden fünf Jahren erhalten KU und THI dafür eine Fördersumme von bis zu 15 Millionen Euro. Mit ihrem Vorhaben gehören die beiden Hochschulen zu bundesweit 29 Projekten, die im Rahmen des erstmals ausgeschriebenen Förderprogramms „Innovative Hochschule“ Gelder erhalten. Insgesamt hatten 168 Hochschulen 118 Anträge eingereicht – davon kamen 15 aus Bayern. „Ziel des Förderprogramms ist es, den engen und wechselseitigen Austausch von Hochschulen mit Akteuren aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft als Motor für bedeutende Innovationen zu stärken“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von THI und KU.
„Wir sind stolz, dass der Antrag unserer beiden Hochschulen erfolgreich war. Die KU und die THI ergänzen sich mit ihren technischen, geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Schwerpunkten perfekt. Mit unserer Allianz wollen wir zusammen mit Partnern aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik konzentriert an Leitthemen arbeiten, die von Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit unserer Region sind“, sagt THI-Präsident Prof. Walter Schober. „Dabei verstehen wir uns als Impulsgeber für eine nachhaltige Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft, die Verantwortung für die Region übernehmen wollen“, ergänzt KU-Präsidentin Prof. Gabriele Gien.
Die THI und die KU wollen nach eigenen Angaben mit ihrer Innovationsallianz aktiv einen breiten und kontinuierlichen Dialog anstoßen, „um Forschung und Entwicklung noch stärker am gesellschaftlichen Nutzen auszurichten und Innovationen tragfähig zu machen“. Unternehmen, Bürger sowie die beiden Hochschulen sollen auf diese Weise „Ko-Produzenten von Wissen und Innovationen“ werden. Konkret solle dies anhand von vier „Transferclustern“ erfolgen. Es handelt sich dabei um Themenfelder, denen in Zukunft für die Region Ingolstadt übergreifende Bedeutung zugemessen wird.
1. Innovative Mobilität
In diesem Bereich wollen die beiden Hochschulen nach eigener Darstellung die Innovationskraft der Automobil-Industrie als prägende Schlüsselbranche stärken sowie gemeinsam mit Unternehmen der Region neue Mobilitätskonzepte entwickeln und sie der breiten Bevölkerung zugänglich machen. „Dabei sollen neben technischen Fragen des vernetzten und automatisierten Fahrens auch das Verhalten und die Anforderungen von Mobilitätsnutzern untersucht werden“, wird dazu erklärt. Darüber hinaus wollen KU und THI auch die Chancen und Risiken sowie die Akzeptanz neuer Formen von Mobilität ausloten. Dazu sollen Ingenieure unter anderem mit Psychologen, Soziologen und Philosophen kooperieren.
2. Digitale Transformation
Die KU und die THI sollen als „digitale Lernorte“ in der Region gestärkt werden. Die beiden Hochschulen wollen kleine und mittelständige Unternehmen sowie Bürger über digitale Lern- und Beratungsangebote stärker an digitale Technologien heranführen und darauf aufbauend digitale Geschäftsmodelle und Ausgründungen in der Region fördern. Darüber hinaus wolle man einen offenen und kreativen Umgang mit digitalen Technologien anstoßen. Beispielsweise solle gemeinsam mit der Zivilgesellschaft untersucht werden, auf welche Weise digitale Medien die öffentliche Meinungsbildung zu Innovationsthemen prägen.
3. Nachhaltige Entwicklung
Die KU und die THI möchten die Schlüsselakteure der Region mit maßgeblichen Initiativen auf Landes- und Bundesebene vernetzen. Ziel sei es, Kommunalpolitik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu sensibilisieren für die Mega-Themen Energiewende, Bewältigung der Folgen des Klimawandels und daraus resultierende Anforderungen an eine nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung. „Auf dem Arbeitsprogramm dieses Themenbereichs stehen neben der Etablierung von regionalen Nachhaltigkeitsstandards auch Studien zur nachhaltigen Entwicklung von Organisationen – verbunden mit der Etablierung entsprechender Weiterbildungsangebote, der Erschließung neuer Geschäftsmodelle und der Förderung von Existenzgründern“, erklären die Hochschulen.
4. Bürgerschaftliches Engagement
Mit den Leitfragen, welchen Beitrag die Hochschulen zur Stärkung der Bürgerbeteiligung an einer nachhaltigen Regionalentwicklung leisten können und wie sich das kreative Potenzial der Zivilgesellschaft zur Erhöhung der Lebensqualität und Innovationskraft aktivieren lässt, beschäftigt sich der vierte „Transfercluster“. Geplant sei unter anderem die Etablierung einer zentralen Anlaufstelle, die bürgerschaftliches Engagement bündelt, an ein hochschul-übergreifendes Studienprogramm zu Transferfragen sowie maßgeschneiderte Beratungs- und Weiterbildungsangebote, die Kompetenzen vermitteln, um gesellschaftliche Beteiligungsprozesse moderieren zu können. Auch das gesellschaftliche Engagement von Kindern und Jugendlichen in der Region sowie die Vermittlung von verantwortungsvollem Handeln in Kooperation mit Partnerschulen gehörten zum Arbeitsfeld dieses „Themenclusters“.
Das mittel- bis langfristige Ziel der „Innovationsallianz menschINBewegung“ besteht nach Angaben der beiden Hochschulen darin, ein dauerhaftes Netzwerk zu etablieren, innerhalb dessen ein kontinuierlicher Dialog und Ideen-, Wissens- und Technologietransfer zwischen den beteiligten Akteuren stattfindet. Zum einen wollen THI und KU dazu verschiedene Veranstaltungsformate entwickeln, die einen persönlichen Austausch von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft ermöglichen. Zum anderen solle ein gemeinsames Transfer-Office von KU und THI entstehen, welches die Aktivitäten des Netzwerks im laufenden Betrieb koordiniere. Darüber hinaus sollen unter anderem auch Informationsangebote entstehen, welche die gewonnenen Erkenntnisse der Allgemeinheit frei zugänglich zur Verfügung stellen.
„Jenseits der ersten Förderperiode von fünf Jahren soll die die Innovationsallianz im Erfolgsfall fortgeführt und um weitere Themenfelder erweitert werden, wie etwa Gesundheit oder Demographie“, heißt es abschließend.