Nach der verwehrten Finanzspritze für den Lehrpfad soll das Thema erneut auf die Tagesordnung.
Von Tobias Zell
Dass der Kreisausschuss kürzlich dem neu konzipierten Biber-Lehrpfad in Pfaffenhofen einen Landkreis-Zuschuss von 5000 Euro versagte, hat für Kopfschütteln gesorgt. Das Gremium ließ sich offenbar vom blinden Grant auf das Viech leiten. Weil das Untier so hohe Schäden anrichtet, wollte die Mehrheit von dem pädagogischen Projekt nichts wissen. Dass der Lehrpfad auch die Schattenseiten des Nagers beleuchtet, war manchem mutmaßlich ebenso entgangen, wie dass die Kreisbehörde sogar in das Projekt eingebunden war – und dass das Landkreis-Logo manche der Schautafeln ziert. Vize-Landrat Anton Westner (CSU) will das Thema nun erneut auf die Tagesordnung setzen.
Es war, das darf man sagen, eine echte Provinz-Posse. Weil der Biber in manchen Gemeinden ärgerliche Schäden verursacht, wollten einige Kreispolitiker nicht auch noch einen Lehrpfad bezuschusst wissen, der sich mit den Tieren befasst. Den Stein ins Rollen gebracht hatte Kreisrat Christian Staudter (AUL), zugleich Bürgermeister von Geisenfeld. Man dürfe den Biber nicht verklären, betonte er, sondern müsse auch auf die von ihm angerichteten Schäden hinweisen. Und so entspann sich eine Debatte, in der sich die Mitglieder des Ausschusses zuweilen gegenseitig darin überboten, ihre Biber-Aversion in möglichst deutliche Worte zu kleiden.
Man sah jedenfalls die Felle für die finanzielle Unterstützung mit zunehmender Dauer der Debatte immer weiter davonschwimmen. Er hatte nicht die Absicht, den Lehrpfad beziehungsweise den Zuschuss zu torpedieren, schob Staudter angesichts der sich abzeichnenden Abstimmung noch hinterher. Doch da war es schon zu spät. Wenngleich sich Kerstin Schnapp (Grüne) tierische Mühe gegeben hatte, für den Zuschuss zu werben. Reinhard Heinrich, Chef der CSU-Fraktion und Bürgermeister von Reichertshausen, hatte immerhin noch differenzierte Töne angeschlagen: Der Schutz der Landwirtschaft sei sehr wichtig, erklärte er mit Blick auf die Biber-Schäden. Wenn aber mit dem Lehrpfad auch auf die Nachteile und Schäden durch die Nagetiere hingewiesen werde, dann könne man über den Zuschuss reden.
Eröffnung des Biber-Lehrpfads: BN-Ortsvorsitzende Christiane Janicher-Buska (von links), BN-Wildnispädagoge Alfred Raths, Vize-Landrat Anton Westner, Naturpädagoge Robert Beringer und Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker. Der Pfeil weist auf die Ausführungen zu den Problemen mit dem Biber und Gegenmaßnahmen.
Am Ende lehnte, wie berichtet, die knappe Mehrheit den Zuschuss ab. Die Frage, ob beziehungsweise wie der Lehrpfad darauf hinweist, welche Probleme der Biber bereitet und welche Schäden er anrichtet, wurde übrigens in der Sitzung gar nicht gestellt. Kannte jeder der Anwesenden zum Zeitpunkt der Abstimmung die Tafeln und ihre Beschriftung – davon müsste man dann eigentlich ausgehen. Oder war das – man mag es nicht denken – ein politischer Blindflug? Zumindest wurde ein pädagogisches Projekt zum Opfer des Themas, das es behandelt.
Fakt ist: Der Lehrpfad beleuchtet die beklagten "Schattenseiten" des Bibers explizit und deutlich. Das hätte Vize-Landrat Westner eigentlich wissen können. Er war nämlich Ende Juli nicht nur bei der offiziellen Eröffnung dabei. Sondern ließ sich dabei auch just vor genau der Schautafel fotografieren, auf der die Biber-Probleme sowie mögliche Gegenmaßnahmen behandelt werden – bis hin übrigens zur Tötung von Tieren.
Westner dankte seinerzeit auch Christiane Janicher-Buska, der Ortsvorsitzenden des Bund Naturschutz (BN), die sich für die Neugestaltung des Lehrpfads stark gemacht hatte. Und er bezeichnete es als sehr wichtig, über den Biber zu informieren und ihn positiv darzustellen, da er ja längst nicht überall gern gesehen und vor allem für die Landwirtschaft „bisweilen problematisch“ sei.
Die besagte Schautafel aus der Nähe: Der Lehrpfad weist auch auf die Probleme hin, die der Biber macht: Sogar von einer möglichen Tötung ist die Rede.
In der jüngsten Kreisausschuss-Sitzung, in der nun der pädagogische Anspruch dem Biber-Hass unterlag, hielt sich Westner auffällig zurück. Kein Hinweis darauf, dass sich der Lehrpfad durchaus kritisch mit den Nagetieren befasst. Kein Hinweis darauf, dass das Landkreis-Logo den Lehrpfad ziert. Landrat Martin Wolf (CSU) hatte der Stadt bereits im November 2015 schriftlich in Aussicht gestellt, dass sich der Landkreis – vorbehaltlich der Entscheidung der zuständigen Gremien – mit bis zu 5000 Euro an dem Projekt beteiligten könnte.
Übrigens gab es in der Sitzung auch keinen Hinweis darauf, dass das Landratsamt sogar in die Realisierung des Lehrpfads involviert war – und zwar über die Untere Naturschutzbehörde und den Biber-Beauftragten des Landkreises, wie heute auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt wurde. So gesehen haben die Landkreis-Politiker einen Zuschuss für ein Projekt abgelehnt, an dem der Landkreis selbst beteiligt war.
Gefördert durch den Landkreis, heißt es schon mal beim Biber-Lehrpfad – obwohl das Kreis-Gremium den Zuschuss versagte.
Nun könnte aber doch noch alles gut werden. Denn wie unserer Zeitung heute aus dem Landratsamt bestätigt wurde, will Westner das Zuschuss-Thema noch einmal auf die Tagesordnung setzen – vermutlich für die nächste Sitzung des Kreisausschusses, wahrscheinlich im Dezember. Damit bekommt das Gremium offenbar kurz vor Weihnachten die Gelegenheit, seine mehrheitlich ablehnende Haltung zu korrigieren. In der Sitzung solle das Thema nochmals mit einer Erläuterung des Gesamtzusammenhangs sowie des Inhalts der Schautafeln dargestellt werden, heißt es aus der Behörde.
Die Stadt Pfaffenhofen hat nach Angaben des Landratsamts rund 32 000 Euro für den Lehrpfad ausgegeben. Der Bund Naturschutz habe sich als Projektträger mit bislang 2500 Euro an den Kosten beteiligt und würde einen möglichen Landkreis-Zuschuss an die Stadt weiterleiten. Ob es dazu doch noch kommt, wird sich zeigen. Dem Vernehmen nach ist inzwischen bei so manchem Zuschuss-Ablehner ein Meinungs-Umschwung im Gange. Immerhin hat die Posse einen positiven Nebeneffekt: Der ganze Wirbel hat dem Lehrpfad in den vergangenen Tagen wohl so viel Aufmerksamkeit beschert wie nie zuvor. Jetzt kann man nur hoffen, dass der Biber nicht den Fehler macht und den Lehrpfad annagt.
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