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Treffender hätte man es wohl nicht formulieren können: Man habe in Sachen Biber-Lehrpfad "umüberlegt", sagte Jens Machold (CSU).

Von Tobias Zell

Nachdem der Pfaffenhofener Kreisausschuss zuletzt für eine tierische Provinz-Posse gesorgt hatte, korrigierte das Gremium heute seine unglückliche Entscheidung. Demnach erhält der Bund Naturschutz (BN) jetzt doch einen Landkreis-Zuschuss in Höhe von 5000 Euro für den in Pfaffenhofen errichteten Biber-Lehrpfad. Im ersten Anlauf hatten die Kreispolitiker diese Finanzspritze noch mehrheitlich versagt, weil die Nager in manchen Gemeinden so hohe Schäden anrichten. Untergegangen war dabei, offenbar vor lauter Grant auf die Viecher, dass der Lehrpfad auch auf die Probleme hinweist, die Biber bereiten.

 

Vize-Landrat Anton Westner (CSU), der das Thema erneut auf die Tagesordnung gesetzt hatte, erklärte heute gleich zu Beginn, dass es auf dem Lehrpfad auch eine Info-Tafel gibt, die darstellt, dass der Biber Schäden anrichtet und Probleme bereitet. Im ersten Anlauf hatte er auf einen solchen Hinweis noch verzichtet – obwohl er bei der Eröffnung des Lehrpfads anwesend war und sich pikanterweise just vor dieser Info-Tafel hatte fotografieren lassen. Außerdem war das Landratsamt sogar in das Projekt eingebunden und das Landkreis-Logo ziert obendrein manche der Schautafeln.

Man muss jetzt gar nicht mehr groß darauf eingehen, wie – sagen wir mal – merkwürdig dieser erste Beschluss bezüglich des Zuschusses war: Weil der Biber Ärger macht, unterstützt man keinen Lehrpfad über ihn. Diese Entscheidung nagte dann offensichtlich auch am Gewissen so mancher Kreispolitiker. Deshalb stimmten heute fast alle zu, dass der BN das Geld – das er übrigens ohnehin an die Stadt Pfaffenhofen weitergeben will – nun doch noch kriegen soll.

 

Bloß einer zeigte sich knallhart: Martin Schmid, Chef der SPD-Fraktion im Kreistag und Bürgermeister von Vohburg, sagte erneut Nein zu der Finanzspritze. Er bleibe bei seiner Haltung, sagte er am Rande der Sitzung gegenüber unserer Zeitung. Fünf Ordner voll mit Unterlagen über Biber-Schäden an der Donau habe er, hatte Schmid bei der ersten Behandlung des Thema erklärt. In seiner Gemeinde gebe es sozusagen einen kostenlosen Lehrpfad, der zeige, was der Biber anrichtet – so hatte er sinngemäß geschimpft.

Die CSU hatte bereits im Vorfeld der heutigen Neuauflage signalisiert, dass sie den Zuschuss nun doch absegnen werde. Zugleich aber lautete die Botschaft: Man fordere künftig mehr – vor allem behördliche – Unterstützung in den Gemeinden und vor Ort im Umgang mit der Biber-Problematik. Nun hätte man das möglicherweise ebenso erreichen können, ohne erst einmal einen Zuschuss zu versagen, aber das ist wieder ein anderes Thema. Jedenfalls kündigte Westner gleich an, dass für den nördlichen, mittleren und südlichen Landkreis jeweils ein "Runder Tisch" in Vorbereitung sei, an dem verschiedenste Vertreter – von Gemeinde über Landwirtschaft bis Regierung – sitzen sollen. Außerdem sicherte er zu, Gespräche zu führen, wenn Probleme mit dem Biber auftauchen. Im selben Atemzug bat er um die Gewährung des Zuschusses für den Lehrpfad.

 

Reinhard Heinrich, Chef der CSU-Fraktion im Kreistag und Bürgermeister von Reichertshausen, wies zunächst einmal Vorwürfe zurück, dass man nicht tierlieb sei und Biber am liebsten nur töten würde. Allerdings betonte er auch, dass der Lehrpfad nichts an den Problemen ändere, die der Biber verursache. Womit er zwar Recht hat. Allerdings ändert kein Lehrpfad-Zuschuss auch nichts an den Biber-Schäden. Jedenfalls warb auch Heinrich für diesen "Runden Tisch" und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass man je nach örtlicher Situation eine gemeinsame beziehungsweise vertretbare Lösung finden könne. Man lege Wert auf den "Gleichklang der Interessen" – auf der einen Seite stünden die schützenswerten Biber, auf der anderen die Interessen der Landwirtschaft. 

Kerstin Schnapp, Fraktionschefin und Kreisvorsitzende der Grünen, freute sich freilich, dass sich nun eine breite Zustimmung für das pädagogische Lehrpfad-Projekt abzeichnete. Die Diskussion habe außerdem Probleme beim Biber-Management offenbart. Sinngemäß sprach sie von einer "schönen Lösung", wenn nun einerseits der Zuschuss fließe sowie andererseits beim Biber-Management nachgebessert werde.

AUL-Kreisrat Christian Staudter, im Hauptberuf Bürgermeister von Geisenfeld, der in der besagten Sitzung die Diskussion ins Rollen gebracht hatte, die zur Zuschuss-Verweigerung führte, bekräftigte heute noch einmal: Ihm sei es nicht um den Zuschuss gegangen, sondern um den Hinweis auf die Biber-Problematik. Erneut forderte er, dass der Biber von der roten Liste gehöre, sprich: bejagt werden sollte. "Kein Mensch will ihn ausrotten", sagte Staudter, prophezeite jedoch: Die unkontrollierte Ausbreitung werde Probleme bringen.

 

Ähnlich äußerte sich Herbert Nerb (FW), Bürgermeister von Manching: Auch zum Beispiel für Rehe gebe es schließlich Abschuss-Listen. "Wir müssen auch Signale setzen." Er zeigte sich allerdings heute sogar bereit, einem noch höheren Zuschuss für den Lehrpfad zuzustimmen, wenn weitere Tafeln aufgestellt würden, die auf die Schattenseiten des Bibers hinweisen. Zugleich entpuppte er sich plötzlich als regelrechter Biber-Fan. Ein "superschönes Tier" sei das, befand er und pries die Nager als Architekten und Baumeister.

Der Meinungs-Umschwung war damit fast perfekt – nur SPD-Mann Schmid blieb eisern. Der Biber, doch ein ganz lieber? Nein, so weit darf man nicht gehen. Aber der Zuschuss wird jetzt halt doch bezahlt. Man habe "umüberlegt", wie es Jens Machold (CSU), Bürgermeister von Wolnzach, ebenso ehrlich wie treffend formulierte. Was den Lehrpfad betrifft. An der Einstellung zu den Nagern hat sich mutmaßlich nichts geändert. Die Schäden lassen sich ja auch nicht wegdiskutieren. Sagen wir's mal frei raus: Der Biber ist halt einfach ein kleiner Drecksack, den man für seine Fähigkeiten bewundern kann und zumindest heimlich mag.

Bisherige Beiträge zum Thema:

Von Bibern und Bürgermeistern

Biber-Posse nagt am Gewissen

Der Biber, die Sau! Eine Pfaffenhofener Provinz-Posse

Dem Biber auf der Spur


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