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Staatsanwaltschaft hat gegen den 50-Jährigen Anklage erhoben, der den brennenden Tanklastzug aus der Stadt steuerte.

(zel) Vor einigen Monaten wurde er als Held gefeiert, jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn erhoben. Der heute 50-Jährige, der im vergangenen Sommer einen brennenden Tanklastzug, der mit 34 000 Litern Kraftstoff beladen war, aus Schrobenhausen heraus und in ungewohntes Gebiet gesteuert hatte, sieht sich mit dem Vorwurf der Brandstiftung und Sachbeschädigung konfrontiert und muss sich damit möglicherweise bald vor Gericht verantworten. Der Fall hatte damals für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Wir fassen zusammen.

 

„Nach Abschluss der gemeinsam durch die Polizeiinspektion Schrobenhausen und die Staatsanwaltschaft Ingolstadt geführten Ermittlungen“, so wurde jetzt von der Justiz-Behörde mitgeteilt, habe die Staatsanwaltschaft „nunmehr Anklage gegen den 50 Jahre alten Fahrer des mit über 34 000 Litern Benzin- und Diesel-Kraftstoff beladenen Sattelzugs wegen des Verdachts der Brandstiftung und Sachbeschädigung erhoben, da sich im Laufe der Ermittlungen die zunächst bestehende Verdachtslage erhärten ließ.“

Dem Lkw-Lenker aus Memmingen wird nach aktueller Mitteilung der Staatsanwaltschaft zur Last gelegt, gegen Mittag des 17. Juli vergangenen Jahres „die Fahrt mit dem Tanklastzug nach einem Halt an der B13 in der Nähe der Gemeinde Oberstimm in Richtung Schrobenhausen fortgesetzt zu haben, obwohl ihm die durch ein defektes Radlager ausgelöste erhebliche Qualm-Entwicklung an einer der Achsen des Aufliegers aufgefallen war“. Die Ermittlungen hätten – so heißt es weiter – außerdem ergeben, „dass es ab Höhe der Ortschaft Mühlried schließlich zur offenen Flammenbildung im hinteren Bereich des Aufliegers kam und damit Explosionsgefahr bestand.“

Dem Tankzug-Lenker sei es schließlich mit Hilfe von Beamten der Polizeiinspektion Schrobenhausen gelungen, „den Lkw in ein unbewohntes Gebiet zu steuern, wo der brennende Auflieger schließlich gelöscht werden konnte“, erinnert die Staatsanwaltschaft an das Aufsehen erregende Geschehen: „Der Vorfall führte zu einem erheblichen regionalen und überregionalen Medien-Echo.“ Zur Fortgang wird erklärt: Das Schöffengericht des Amtsgerichts Pfaffenhofen werde nun über die Zulassung der Anklage und über die Eröffnung des Hauptverfahrens zu entscheiden haben. 

Damals, an jenem 17. Juli 2017 sowie auch an den Tagen danach, berichteten nicht nur unzählige Medien über den Fall – der damals 49-jährige Brummi-Lenker aus Memmingen war als Held gefeiert worden. „Der Fahrer des Tanklastzugs hatte das vermutlich durch einen geplatzten Reifen verursachte Feuer bemerkt und daher angehalten, um einen Löschversuch zu unternehmen“, berichtete an jenem Abend das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord. „Da dieses Unterfangen dem erfahrenen Fahrzeug-Lenker jedoch aussichtslos erschien, setzte er sich wieder in sein Fahrzeug, verständigte über Notruf die Polizei und lenkte das brennende Gespann unter Anleitung des Beamten in der Einsatzzentrale aus der Stadt hinaus auf unbewohntes Gebiet.“

 

Seit 23 Jahren fahre er bereits Tanklastzüge, hatte der Lkw-Lenker damals im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. In Vohburg so, erzählt er uns nach dem Unglück, hatte er seinen Laster beladen. Rund 25 000 Liter Diesel und rund 10 000 Liter Benzin. Die Tour sollte ihn eigentlich über Augsburg und Landsberg am Lech nach Memmingen führen. Doch auf der B 300 in Schrobenhausen nahm das Unheil – so der damalige Stand – seinen Lauf. „Es hat einen Riesenschlag gemacht und geraucht“, berichtete der Lkw-Fahrer. Daraufhin habe er angehalten und nachgeschaut. Er ging davon aus, sagte er, dass sich das Feuer nach einem Reifenplatzer entwickelt hatte. „Das war ein technischer Defekt“, vermutete er. Als er seinen Lkw gestoppt und die Lage inspiziert hatte, habe seine beklemmende Diagnose gelautet: „Das ist nicht zu löschen.“ 

Er wählte den Notruf, schilderte das Dilemma. Genau 13.47 Uhr sei es gewesen, berichtete dann am Einsatzort ein Polizei-Sprecher unserer Zeitung. Um genau 13.47 Uhr sei der Notruf eingegangen. Der Beamte, der diesen Anruf entgegennahm, sei dann in Kontakt mit dem Lkw-Fahrer geblieben und habe den brennenden Tankzug aus Schrobenhausen herausdirigiert. Durch sein besonnenes, ja mutiges Verhalten habe der Lkw-Fahrer „die Stadt sicher vor großer Gefahr bewahrt“, lautete die damalige Einschätzung. 

Am Steuer eines brennenden Tanklastzugs – jedenfalls eine Horror-Vorstellung. Was ihm denn da durch den Kopf gegangen sei, wurde der Mann damals von Reportern vor Ort gefragt. „Ich habe überhaupt nichts gedacht“, sagt er. „Ich hab’ geschaut, dass ich ihn aus der Ortschaft rauskrieg.“ Raus aus der Stadt, raus aus dem Wohngebiet. Die Fahrt des Lkw fand letztlich in einer Senke, auf der Staatsstraße 2050, einige hundert Meter nach dem Ortsschild von Schrobenhausen in Richtung Aresing, ihr Ende. Die Straße zeugte von der Höllenfahrt: schwarze Flecken und Spuren auf der Fahrbahn, geschmolzenes Material, Metall-Trümmer lagen herum. Und kleine Häufchen, die aussahen, als hätte jemand Grillkohle zertreten. Das Nummernschild fand später ein Polizist am Straßenrand. 

Der Lkw-Fahrer konnte sein brennendes Gespann unverletzt verlassen. Er war laut eigener Schilderung erst einmal ungefähr 300 Meter in ein Waldstück gelaufen, um sich in Sicherheit zu bringen. Während sich die Polizei dann seiner annahm, rückten unzählige Einsatzkräfte an. Allein die Zahl der Feuerwehrleute wurde auf über 100 beziffert. Das Bild, das sich den ersten eingetroffenen Polizisten bot, beschrieb ein Beamter so: „Es war alles eine schwarze Rauchwolke.“ Auch auf ein angrenzendes Getreidefeld hatte das Feuer übergegriffen.

Die Löscharbeiten wurden eilends aufgenommen, sie zogen sich über Stunden hin. Zunächst konnte eine Explosions-Gefahr nicht ausgeschlossen werden, deshalb sperrte man die Straßen im weiteren Umkreis ab. Für betroffene Anwohner wurde eine Gefahren-Meldung herausgegeben – verbunden mit dem Hinweis, in den Häusern zu bleiben sowie Türen und Fenster geschlossen zu halten. Erst gegen 17.25 Uhr konnte diese Warnung aufgehoben werden; zu diesem Zeitpunkt war laut Polizei das Feuer gelöscht und der mit zigtausenden Litern Treibstoff beladene Sattel-Auflieger soweit heruntergekühlt, dass ein Aufatmen zu spüren war. 

   

Wiederum eine geschätzte halbe Stunde später berichtet der Lkw-Fahrer dann unserer Zeitung und einem Sat1-Team, wie er diesen dramatischen Vorfall erlebt hatte. Er wirkte dabei erstaunlich aufgeräumt, ja gelassen. Räumte aber dann doch ein, dass das schon „brutal anstrengend“ gewesen sei. Vor allem jedoch wollte er "ein großes Lob an die Feuerwehr" loswerden. Wie die sich heranwagten an den brennenden Tankzug. Neben dem Lkw-Fahrer dürften auch einige Floriansjünger bei diesem Einsatz ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. Der Memminger wollte dann nur noch eines: „Nach Hause zur Familie.“ Nun droht ihm die Anklagebank. 

Bisherige Beiträge zum Thema:

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Tanklastzug in Brand: Video und aktueller Stand

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