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49-Jähriger steuerte heute seinen bereits brennenden Tanklastzug noch aus der Stadt, um Schlimmeres zu verhindern. Großeinsatz wird sich wohl noch bis in die Nacht hinziehen.

Von Tobias Zell 

Es ist eine Geschichte wie aus einem TV-Thriller, die sich da heute abgespielt hat. Ein 49-jähriger Lkw-Lenker bemerkt in Schrobenhausen, dass sein Fahrzeug brennt. Geladen hat er 25 000 Liter Diesel und 10 000 Liter Benzin. Er realisiert, dass dieses Feuer wohl nicht zu löschen ist. Sofort wählt er den Notruf, hält Verbindung zur Polizei. Er steuert den brennenden Tankzug per Anweisung raus aus der Stadt, bringt ihn einige hundert Meter nach dem Ortsschild auf der Staatsstraße 2050 in Richtung Aresing zum Stehen. In sicherer Entfernung zu den Wohnhäusern. Dann rettet er sich selbst in ein Waldstück.

 

Der Notruf des Lkw-Fahrers war nach Angaben der Polizei um 13.47 Uhr eingegangen. Man sei in Kontakt mit dem 49-Jährigen geblieben und habe den Tankzug aus Schrobenhausen herausdirigiert. Durch sein besonnenes, ja mutiges Verhalten habe der Brummifahrer „sicher die Stadt vor großer Gefahr bewahrt“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord am Einsatzort unserer Zeitung. 

 

Sofort nach dem Eingang des Notrufs war ein Großaufgebot an Einsatzkräften alarmiert worden. Allein die Zahl der Feuerwehrleute wurde auf über 100 beziffert. Das Bild das sich den ersten eingetroffenen Polizisten bot, beschrieb ein Beamter in kurzen, eindringlichen Worten: „Es war alles eine schwarze Rauchwolke.“ Auch auf ein angrenzendes Feld hatte das Feuer übergegriffen.

 

Die Löscharbeiten wurden eilends aufgenommen, zogen sich über mehrere Stunden hin. Zunächst konnte eine Explosions-Gefahr nicht ausgeschlossen werden, deshalb wurden die Straßen im weiteren Umkreis abgesperrt. Für betroffene Anwohner wurde eine Gefahrenmeldung veranlasst – an sie erging der Hinweis, in ihren Gebäuden zu bleiben sowie Türen und Fenster geschlossen zu halten. Erst gegen 17.25 Uhr konnte diese Warnmeldung aufgehoben werden. 

 

Nachdem die Feuerwehrleute den brennenden Tankzug gelöscht hatten, wurde er weiter abgekühlt. Noch am heutigen Abend soll eine Spezialfirma anrücken, um die Ladung umzupumpen. Wann diese Maßnahme starten kann, ist zur Stunde noch unklar. Denn gegen 17.45 Uhr wurde festgestellt, dass der Tankzug nach dem Abkühlen undicht geworden war. „Die Feuerwehr hat die Situation aber unter Kontrolle“, sagte ein Polizei-Sprecher gegen 19.45 Uhr auf Anfrage unserer Redaktion. Es seien entsprechende Maßnahmen ergriffen, um den auslaufenden Sprit gezielt aufzufangen.

 

Verletzt wurde nach bisherigem Kenntnisstand niemand. Der Lkw-Fahrer konnte sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge wird davon ausgegangen, dass sich der Einsatz noch bis weit in die Nacht ziehen wird. Die Staatsstraße 2050 zwischen Schrobenhausen und Aresing ist weiterhin komplett gesperrt, der Verkehr wird umgeleitet. Gegen 21.15 Uhr wurde gemeldet, dass die Straßensperrung wohl bis in die Morgenstunden aufrecht erhalten bleibt.

 

Zur Höhe des Schadens lagen heute Abend noch keine offiziellen Angaben vor. Der Lkw-Auflieger dürfte jedenfalls massiv beschädigt sein; schwarze Spuren auf der Straße und herumliegende Metallteile zeugen ebenfalls davon. Über mögliche Umweltfolgen gibt es noch keine Erkenntnisse – der Einsatzort liegt nach ersten Angaben der Polizei zumindest am Rand eines Wasserschutzgebiets, vielleicht innerhalb.

 

Spuren auf der Straße zeugen von den letzten Metern des Tankzugs.

Auch zur Ursache des Malheurs gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Der Lkw-Fahrer selbst berichtete vor Ort gegenüber unserer Zeitung „von einem Riesenschlag“ und einer anschließenden Rauchentwicklung. Er geht davon aus, dass sich das Feuer nach einem Reifenplatzer entwickelt hat. „Das war ein technischer Defekt“, vermutet er. Der 49-Jährige, der in Memmingen lebt, fährt nach eigenen Angaben seit 23 Jahren einen Tankzug. Was er da heute erlebt hat, sei „brutal anstrengend“ gewesen. Ein großes Lob zollt er den mutigen Feuerwehrleuten.

Ein Interview mit dem mutigen Lkw-Fahrer lesen Sie hier: Er steuerte den brennenden Tanklastzug aus Schrobenhausen

Inzwischen liegt auch ein Video von dem Großeinsatz vor, klicken Sie hier.


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