Auch viele Gesetzeshüter von der örtlichen Inspektion sind beim bayerischen Blitzmarathon im Einsatz, der noch bis morgen, 6 Uhr, läuft.
(ty) Seit heute früh um 6 Uhr läuft der sechste bayerische Blitzmarathon. Die Polizei führt im gesamten Freistaat 24 Stunden lang verstärkt Tempo-Kontrollen durch. Insgesamt sind nach Angaben des Innenministeriums rund 1900 Polizisten sowie 50 Messtechniker im Einsatz. Auch etliche Gesetzeshüter der Pfaffenhofener Inspektion sind im "Radar-Modus" – allein in ihrem Zuständigkeits-Bereich gibt es acht angekündigte Kontroll-Stellen. Über ganz Bayern verteilt sind es rund 2000 mögliche Mess-Stellen. Wo die Blitzer stehen, wurde auch heuer wieder vorab veröffentlicht. Wir haben die Infos für Sie am Ende dieses Beitrags noch einmal zusammengestellt.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) startete den Blitzmarathon im Freistaat. Die Aktion läuft noch bis morgen früh, 6 Uhr. Besonders im Visier der Polizisten sind nach Mitteilung des Ministeriums Unfall-Schwerpunkte auf Landstraßen und Strecken-Abschnitte, auf denen oft zu schnell gefahren wird. Dabei kommt moderne Technik zum Einsatz – zum Beispiel spezielle Lasermesspistolen und hochpräzise digitale Messgeräte. "Unser 24-Stunden-Blitzmarathon ist Teil des europaweiten "Speedmarathons", der vom europäischen Verkehrspolizei-Netzwerk "Tispol" koordiniert wird", so Herrmann. Auch andere Bundesländer beteiligen sich. "Das besondere an der Aktion ist, dass wir alle Mess-Stellen im Vorfeld veröffentlichen." Jeder könne sich unter www.sichermobil.bayern.de informieren.
Die Ergebnisse des diesjährigen bayerischen Blitzmarathons werden nach Angaben des Innenministeriums morgen gegen 14 Uhr veröffentlicht. Im vergangenen Jahr waren trotz ebenfalls großer Vorankündigung und trotz Veröffentlichung der Mess-Stellen insgesamt 8941 Tempo-Sünder erwischt worden. Zwei der acht Kontrollstellen, für die die Pfaffenhofener Beamten verantwortlich zeichnen, liegen an der Staatsstraße 2045 im Gemeindebereich von Scheyern: Bei Schmidhausen und auf Höhe von Euernbach sind außerorts jeweils nur 70 km/h erlaubt.
Als unser Reporter heute Nachmittag vor Ort war, hielten sich praktisch alle Verkehrsteilnehmer an das Tempo-Limit bei Schmidhausen, es gab nur minimale Überschreitungen. Allerdings war am Vormittag auch bereits ein Autofahrer erwischt worden, der 24 km/h zu schnell dran war, wie Ulrich Pöpsel, der Vize-Chef der Pfaffenhofener Inspektion berichtet. Die Folgen eines Tempo-Verstoßes sind beim Blitzmarathon übrigens nicht anders als an den anderen Tagen im Jahr, erklärt Pöpsel. Zu schnell ist halt einfach zu schnell. Zu hohe oder nicht angepasste Geschwindigkeit sei nach wie vor Unfallursache Nummer ein – deshalb müsse das immer wieder thematisiert werden. Nicht zufällig finden viele der Kontrollen an so genannten Unfall-Schwerpunkten oder auf besonders unfallträchtigen Abschnitten statt.
16 Verkehrsteilnehmer kamen im vergangenen Jahr alleine im Zuständigkeitsbereich des in Ingolstadt ansässigen Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord – zu dem auch der Landkreis Pfaffenhofen gehört – bei einem so genannten Geschwindigkeits-Unfall ums Leben. Im Bereich des Polizeipräsidiums Niederbayern waren im vergangenen Jahr sogar 28 Todesopfer aufgrund überhöhter oder nicht angepasster Geschwindigkeit zu beklagen.
Für die Pfaffenhofener Inspektion ist der Blitzmarathon "personal-intensiv", sagt Pöpsel. Wenngleich die Beamten nicht durchgehend an all "ihren" Mess-Stellen zugange sind, braucht es doch viele Leute. So beteiligten sich zum Beispiel auch Polizisten an der Kontroll-Aktion, die sonst eigentlich schwerpunktmäßig mit der Aufklärung von Drogen-Delikten oder Einbrüchen im Raum Pfaffenhofen befasst sind. Zu erfahren war vor Ort außerdem, dass eine "Laser-Pistole" die Geschwindigkeit in beiden Richtungen messen kann.
Auch der sechste bayerische Blitzmarathon findet im Rahmen des Verkehrssicherheits-Programms 2020 "Bayern mobil – sicher ans Ziel'" statt. Dessen Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 die Zahl der Verletzten zu reduzieren und insbesondere die der Verkehrstoten auf unter 550 (Vorjahr: 608 Verkehrstote in Bayern) zu senken. "Mit unserem Blitzmarathon wollen wir alle Verkehrsteilnehmer aufrütteln, sich dauerhaft an die Geschwindigkeits-Limits zu halten und im Zweifel besser den Fuß vom Gas nehmen", so Herrmann.
"Uns geht es nicht darum, möglichst viele Bußgelder einzunehmen", betont der Minister. Wichtig sei ihm, die besonderen Gefahren von zu hoher Geschwindigkeit hervorzuheben. "Sofern möglich, werden deshalb unsere Polizistinnen und Polizisten die ertappten Verkehrssünder gleich nach der Messung anhalten und entsprechend aufklären. Dadurch wollen wir einen nachhaltigeren Effekt erzielen." Wenn sich Verkehrsteilnehmer aus eigener Überzeugung an die Regeln hielten, wäre für die Verkehrssicherheit viel gewonnen.
Nach Herrmanns Worten wird zu hohe Geschwindigkeit immer noch oftmals als Kavaliersdelikt abgetan. "Hier ist ein Sinneswandel dringend erforderlich", forderte er. Im vergangenen Jahr wurden auf Bayerns Straßen insgesamt 226 (Vorjahr: 215) und damit 5,1 Prozent mehr Menschen durch Geschwindigkeits-Unfälle getötet, als im Vorjahr. Die Zahl der dabei Verletzten ging mit 10 112 zwar leicht zurück; insgesamt stieg die Zahl der registrierten Geschwindigkeits-Unfälle aber auf 19 060 weiter an. "Es sind also noch viel zu viele Unbelehrbare auf unseren Straßen unterwegs", folgert Herrmann und appelliert an alle: "Seien Sie ein Vorbild im Straßenverkehr und nie zu schnell unterwegs. Denn Rasen kann Leben kosten."
Hier finden Sie die angekündigten Mess-Stellen im Überblick: