Heute verkündet der Konzern, welche Folgen die groß angelegte Umstrukturierung hat, von der auch der weltgrößte Cassidian-Standort Manching mit 4500 Beschäftigten betroffen ist
Aktueller Bericht zum Thema: Stellenabbau trifft Bayern besonders
(ty) Welche konkreten Folgen hat der groß angelegte Konzernumbau von EADS für Cassidian und den mit rund 4500 Mitarbeitern weltgrößten Cassidian-Standort Manching. Darauf erhofft man sich nun heute endlich Antworten. Denn der 9. Dezember war das Datum, auf das EADS stets verwiesen hat. Heute also soll verkündet werden, was der Konzernumbau konkret bedeutet. Am heutigen Vormittag versammelt das EADS-Management um seinen Boss Tom Enders rund 120 Führungskräfte im Hotel Kempinski am Münchener Flughafen versammeln und informiert sie über die Details, wie die FAZ berichtet. Danach sollen die Gespräche mit den Vertretern des europäischen Betriebsrats beginnen. Das Ergebnis werde am Abend mitgeteilt, hat das Blatt in Erfahrung gebracht.
Der umfangreiche Umbau des EADS-Konzerns wird auf jeden Fall auch Konsequenzen für den Standort Manching haben. Welche, darüber konnte bislang aber nur spekuliert werden. Zuletzt kursierten Zahlen, wonach ein Stellenabbau um bis zu 20 Prozent geplant sei. Ungeachtet dessen steht bereits fest, dass in Manching auf jeden Fall gut 200 Jobs wegfallen. Die IG Metall rief am 28. November vor dem Luftfahrtzentrum in Manching zu einer Protest-Kundgebung auf.
„So viel steht jetzt schon fest: Ohne harte Maßnahmen wird es nicht gehen“, sagte EADS-Vorstandschef Thomas Enders Ende Oktober der Süddeutschen Zeitung und sorgte für Verunsicherung. „Um weitere Kosten- und Personalreduzierungen werden wir nicht umhinkommen.“ Was das konkret bedeutet, auch für die einzelnen Standorte, blieb offen. Im November hat die Nachrichtenagentur dpa aus informierten Kreisen erfahren, dass nach Schaffung der neuen Division „Airbus Defense & Space“ ein Stellenabbau von bis zu 20 Prozent geplant sei. Das sorgte für Rechenspiele – und für Angst. Denn die drei Unternehmen Cassidian (Rüstung), Astrium (Raumfahrt) und Airbus Military zählen zusammen rund 40 000 Beschäftigte – eine Streichung von 20 Prozent würde also um die 8000 Arbeitsplätze kosten. EADS kommentiert diese Zahlen nicht und verwies stets auf den 9. Dezember.
Es ist also nun davon auszugehen, dass EADS im Laufe des Tages verkünden und veröffentlichen wird, welche konkreten Folgen der Umbau des Konzerns haben wird. Angeblich soll heute Abend die Öffentlichkeit informiert werden.
Bekanntlich wird das Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft von EADS zu einer gemeinsamen großen Sparte verschmolzen. „Wir sind jetzt dabei, mit Hochdruck die Integrations- und Synergiepläne für die neue Division zu erarbeiten. Im Dezember werden wir dazu Konkretes sagen können“, so Enders Ende Oktober. Dabei ließ er durchblicken, dass der Rotstift vor allem in Deutschland angesetzt werden könnte: „Was an den deutschen Standorten passiert, hängt im Wesentlichen von der Auftragslage in Deutschland ab. Exportaufträge helfen natürlich, ändern dieses Bild aber nicht grundsätzlich“, sagte er der SZ.
Die IG Metall hatte angesichts der drohenden Stellenstreichungen kürzlich zu einer Protest-Kundgebung bei Cassidian in Manching gerufen.
Fest steht aber bereits: In Manching werden 240 Stellen auf jeden Fall wegfallen. Das erklärte Florian Taitsch, Leiter Wirtschaftspresse und Finanzkommunikation bei Cassidian, schon im April gegenüber unserer Zeitung. Und das war lange bevor EADS seine umfangreichen Konzern-Umbaupläne verkündet hat. Doch nun stehen ganz andere Dimensionen im Raum.
Bernhard Stiedl, der IG-Metall-Beauftragte für Cassidian, zeigte sich „geschockt“ von den Zahlen, die zuletzt die Runde machten. Er befürchtet, dass ein Stellenabbau in diesem "dramatischen Umfang" nicht mehr sozialverträglich möglich sein wird und dass es dann wohl zu betriebsbedingten Kündigungen komme. Schon im Oktober reagierte er „sehr überrascht“ über die Ankündigung von „harten Einschnitten“. Die derzeitige Situation und Auslastung bei Cassidian rechtfertigen seiner Meinung nach keine „Reduzierungen bei Kosten und Personal“. Erst mit Auslauf des Eurofighter-Programms im Jahr 2016/17 habe Cassidian einen Personalüberhang. „Bis zu diesem Zeitpunkt sollte sich das Management gemeinsam mit der IG Metall Gedanken machen, wie neue Aufträge gewonnen werden können, um einen Personalabbau zu verhindern.“
Cassidian sei bereits heute die profitabelste Sparte im Konzern, sagte Stiedl und betonte: „Wer in dieser Situation von Einsparungen spricht, will, dass die Belastungen für die Beschäftigten weiter steigen. Dagegen wird sich die IG Metall mit allen Möglichkeiten wehren.“
Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS firmiert künftig unter der renommierten Marke Airbus. Das ist eine Folge umfangreicher Umstrukturierungen, die freilich auch Manching, den weltgrößten Standort der EADS-Tochter Cassidian, betreffen und ab Januar umgesetzt werden sollen. Die EADS-Bereiche für Rüstung, Raumfahrt und militärische Transportflugzeuge werden im Rahmen des Konzern-Umbaus zusammengefasst und firmieren dann unter dem Namen „Airbus Defence & Space“. Sitz dieser neuen EADS-Tochter wird München, ihr Chef soll der bisherige Cassidian-Chef Bernhard Gerwert (60) werden. „Airbus Defence & Space“ soll als neue Division etwa 45 000 Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von rund 14 Milliarden Euro generieren.
Ungeachtet der Folgen des Umstrukturierungskurses und möglicher Sparmaßnahmen gilt es indes als sehr wahrscheinlich, dass Manching, der weltgrößte Cassidian-Standort mit rund 4500 Beschäftigten, auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielen wird. Das liegt nicht zuletzt an der Infrastruktur mit zwei Start- und Landebahnen, den Werkhallen, aber auch an der benachbarten WTD 61 der Bundeswehr, den System-Unterstützungszentren für Eurofighter und Tornado sowie der in Manching stattfindenden Wartung von Flugzeugen von NATO und Luftwaffe. Außerdem werden immer wieder die besonderen Fähigkeiten der Belegschaft in Manching unterstrichen – in Europa ist das so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal. Manching biete ein Produkt-Portfolio, das zum absoluten Kerngeschäft auch in der neuen Division gehören werde, so Taitsch.
Weitere Beiträge zum Thema:
"Managerwillkür, Profitwahn, blanker Unsinn"