Logo
Anzeige
Anzeige

Mutkurven im Schönthaler Berg, Organisatoren von der Zuschauer-Resonanz überwältigt und Top-Favorit Rudi Reindl als Maß der Dinge.

(ty) Augenringe konnte man bei so manchem Funktionär des MSC Pfaffenhofen in den frühen Morgenstunden erkennen. Durchaus nachvollziehbar, wenn man die Erklärung von Jürgen Konrad, dem Vereins-Vorsitzenden, vernahm: „Seit Tagen kommen wir kaum noch ins Bett“, berichtete er. „Gestern haben wir noch im Dunkeln Pfähle in den Boden gerammt, Sperr-Elemente verteilt und Flatterbänder gespannt. Ein Wettlauf mit der Zeit also, um am Samstag ab 10.30 Uhr die 38 Starter auf eine ordnungsgemäß abgesicherte Rennstrecke beim 1. und 2. ADAC-Hopfenland-Rallye-Sprint schicken zu können.

 

Der Start ins Rallye-Spektakel erfolgte in Pfaffenhofen: Technische Abnahme, Dokument-Überprüfung, Fahrer- und Helferbesprechung – alles ging bei leichten Anlaufschwierigkeiten einigermaßen geordnet über die Bühne. Schon in den frühen Morgenstunden trafen die Renn-Teilnehmer aus dem kompletten süddeutschen Raum sowie aus Österreich ein. Große Betriebsamkeit herrschte beim Stockerhof nahe dem Bahnhof, als nach und nach die Rennfahrzeuge entladen wurden. Auf sie sollte der legendäre Schönthaler Berg warten und das "Rallye-Dorf" Eutenhofen.

Seriensieger Rudi Reindl aus Lohkirchen bei Mühldorf galt – wie berichtet – von vorneherein als großer Favorit auf den Gesamtsieg. Morgens absolvierte er ebenso wie seine Konkurrenten eine Besichtigungsfahrt auf der Rennstrecke, welche im Alltagstempo zu fahren war. Seine Eindrücke nährten die Hoffnungen auf ein Spektakel: „Sehr, sehr schnell!“, befand er. „Die fünf Kurven hinauf auf den Berg sind allesamt Mutkurven – hier wird sich definitiv die Spreu vom Weizen trennen“, so Reindl. „Eure Strecke hier ist eine Hammerstrecke, eine Herausforderung auch für gute Rennfahrer.“

 

Etwas Vergleichbares hatte es in der Region lange nicht mehr gegeben – vom Zuschauer-Zuspruch waren die Organisatoren des MSC Pfaffenhofen überwältigt, wie Erhard Wallenäffer heute erklärte: „Als wir, aus Richtung Ehrenberg kommend, in Eutenhofen eintrafen, kamen mir die Tränen. Man hatte fast das Gefühl, man fährt in ein vollbesetztes Sportstadion. Von jetzt an war klar: Dieser Wahnsinns-Aufwand hat sich gelohnt!“

Hier und da erstaunte auch so manche findige Idee: Am Ortsausgang von Eutenhofen funktionierten zwei Burschen die Hopfenkanzel auf einem Traktor zu einer speziellen „VIP-Loge“ um. Im Wald wiederum dienten Baumstämme als Sitzgelegenheit und auch der gute alte Campingstuhl wurde oft gesichtet.

 

Die Rennstrecke wurde teilweise belagert, was auch die Teilnehmer beeindruckte: Sabine Stöttner etwa, die einzige Pilotin im Feld, zeigte sich begeistert: „Vor einer solchen Kulisse zu fahren, sind wir bei einem Rallye-Sprint nicht gewohnt – das war ein Super-Gefühl.“ Ihr Lob an die Veranstalter war unmissverständlich: „Unglaublich, dass Ihr es geschafft habt, soviele Leute für diese Veranstaltung zu begeistern.“

Die Zeitenjagd eröffnete ein Niederbayer: Christian Wallner aus Ruderting bei Passau deutete mit seinem Ford Fiesta an, dass es laut und rasant zur Sache gehen wird. Überhaupt unterschieden sich die ersten zehn Starter in Sachen Motorengeheul und Geschwindigkeit deutlich vom Rest des Feldes. Und letztlich war Top-Favorit Rudi Reindl, wie im Vorfeld vermutet, das Maß der Dinge: Alle drei Wertungsläufe absolvierte er mit dem Mitsubishi Lacer EVO 9 seines Beifahrers Michael Ehrle deutlich schneller als seine Konkurrenten. So stand am Ende ein Vorsprung von exakt 16 Sekunden vor Wolfgang Irlacher und Christina Riedl (Honda Civic Type R – Surberg/Hutthurm) zu Buche. Den dritten Gesamtrang belegten Patrick Bannert und Michael Just (Renault Clio – Neukirchen v.W./Windorf).

 

Bange Blicke der Fans gab es zur Mittagszeit, nach einem Zwischenfall am Ortsende von Eutenhofen: Thomas Herzog aus Roth verlor bei hohem Tempo die Kontrolle über sein Fahrzeug. Der BMW E36 überschlug sich mehrfach in der angrenzenden Wiese und der Anblick des liegengebliebenen Wracks gab zunächst Anlass zu größter Sorge. Herzog sowie sein Beifahrer Nico Rostalski wurden nach der Erstversorgung in die Pfaffenhofener Ilmtalklinik gebracht, wo – so teilte der MSC heute mit – jedoch schnell Entwarnung gegeben werden konnte: „Keinerlei Brüche oder sonstige Verletzungen wurden festgestellt.“

So schockierend der Unfall war, als Beleg der professionellen Organisation des ausrichtenden MSC Pfaffenhofen diente er – nach eigenem Dafürhalten der Verantwortlichen – nebenbei: „Wir waren innerhalb kürzester Zeit mit unserem Renn-Arzt, dem Rettungswagen und dem Bergefahrzeug am Unglücksort“, berichtet Rallye-Leiter Daniel Kühn.

 

Je mehr die Jagd nach Topzeiten voranschritt, desto geringer wurde die Anzahl der teilnehmenden Fahrzeuge. Man konnte fast von einem Abnützungskampf sprechen. Von ursprünglich 38 Startern wurden letztlich in der Gesamtwertung des zweiten Sprints noch 28 Wagen gewertet. Die schwierige Strecke und die hohen Temperaturen forderten ihren Tribut. Am Ende war klar, dass erneut Rudi Reindl nicht zu schlagen war: Diesmal siegte er mit rund 12,5 Sekunden Vorsprung vor Bannert/Just und Irlacher/Riedl.

Die Vergabe des Silberwappens des MSC Pfaffenhofen an den Tagesbesten sollte eine Hommage an die goldenen Speedway-Zeiten in den 1970er-Jahren sein. Damals bekam der schnellste Speedway-Fahrer bei einer Veranstaltung des MSC Pfaffenhofen diesen Ehrenpreis verliehen. Jetzt, rund 40 Jahre später sollte es also der schnellste Rallye-Pilot aus sechs Wertungsläufen sein – sprich: Rudi Reindl (58).

 

Sabine Stöttner (Malgersdorf, Opel Astra GSI) befand am Ende: „Es war eine superschöne Veranstaltung, die Prüfung war sehr anspruchsvoll, aber schön zu fahren. Ich konnte mich von Lauf zu Lauf verbessern. Wir würden uns freuen, wenn es im nächsten Jahr wieder den Hopfenland-Rallye-Sprint geben würde.“ Gesamtsieger Reindl erklärte: „Wir sind sehr konstant gefahren. Die Strecke wurde im Verlauf immer schmutziger und somit auch schwieriger zu fahren. Es waren viele sehr interessante Autos dabei. Die Strecke war super hergerichtet – der Veranstalter hat sich sehr bemüht, das hier auf die Beine zu stellen. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir im nächsten Jahr wieder kommen dürften.“

 

 

 

 

Bisherige Beiträge zum Thema:

Trotz aller Kritik: Darum begrüßt Landrat Wolf das Rallye-Spektakel

Brandheiße Infos zum Rallye-Spektakel in Pfaffenhofen

Großes Rennsport-Spektakel in Pfaffenhofen


Anzeige
RSS feed