20 bezahlbare Wohnungen sollen in Pfaffenhofen entstehen. Das Vorhaben sowie das Konzept dahinter wurden jetzt öffentlich vorgestellt.
Von Alfred Raths
Jetzt geht Schlag auf Schlag: Am gestrigen Abend hatte die erst im Mai gegründete Genossenschaft "Raum Pfaffenhofen" zu einer Info-Veranstaltung geladen, um auszuloten, wie groß das Interesse an derartigen Wohnraum-Projekten ist. Rita Obereisenbuchner, Mitglied des Vorstands, präsentierte dabei auch bereits das erste konkrete Vorhaben, das in der Kreisstadt umgesetzt werden soll. Rund 80 Leute waren in den Pfaffenhofener Hofberg-Saal gekommen. Und am Ende, so hieß es von den Genossen, hätten "praktisch alle" einen Bewerbungsbogen ausgefüllt. Geplant ist als Startprojekt die Errichtung von 20 Wohnungen an der Raiffeisenstraße in der Kreisstadt. Mehr sei jederzeit möglich, so Vorstandsmitglied Markus Käser.
Entstehen sollen diese 20 Wohnungen nach Angaben der Genossenschaft an der Raiffeisenstraße – und zwar auf einem rund 1900 Quadratmeter großen Grundstück inmitten einer bereits bestehenden Wohnsiedlung, die zwischen Ilm und Bahnlinie liegt. Man folge mit diesem Projekt dem Genossenschafts-Anspruch, schnellstmöglich bezahlbaren Wohnraum vor allem für jene zu schaffen, die auf dem regulären Immobilien-Markt – aus welchen Gründen auch immer – schlechte Chancen haben. "Was einer nicht schafft, das schaffen viele", unterstrich Käser die Grund-Idee. Die Genossenschaft wolle "mit langem Blick" beziehungsweise "Weitblick" Projekte für Generationen anlegen. Betont wissen wollte Käser – bekannt als Vorsitzender der SPD in Stadt und Landkreis – außerdem, dass mit dem Genossenschafts-Modell lebenslanges und sogar vererbbares Wohnrecht bestehe.
Großes Interesse beim Info-Abend der neuen Genossenschaft.
Bei der Planung sei man überdies vollkommen frei, wurde erläutert. Praktisch alles sei möglich: spezielle Wohnungen für Menschen mit Handicap, große Wohnungen für Familien mit vielen Kindern, Wohnungen mit oder ohne Aufzug – aber auch eine Kombination verschiedener Komponenten. Vergleichsweise günstig könne man deshalb bauen, "weil sämtliche Spekulations-Elemente herausgenommen sind". Nach der Bauphase sei eine stabile Miete quasi garantiert: Diese werde "etwas unter der örtlichen Vergleichsmiete für Neubauten" liegen.
Um in diesen Genuss zu kommen, ist aber der Beitritt zur Genossenschaft notwendig. Dafür müssten einmalig 1000 Euro als "Mitgliedschafts-Eintrittsgeld" investiert werden. Als Eigenkapital-Bedarf müssten Wohnungs-Interessenten dann mindestens 500 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche ansetzen. Wer nichts angespart habe, könne diese Pflichteinlage aber auch finanzieren. Die Verantwortlichen der Genossenschaft wollen nach eigenem Bekunden auch bei Finanzierungs-Fragen unter die Arme greifen. Die genannte Pflichteinlage gehe nicht verloren: Bei einem Austritt aus der Genossenschaft sie – nach einer gewissen Wartefrist – zurückgezahlt.
Alle Funktionäre dieser Genossenschaft – also Vorstand und Aufsichtsrat – arbeiten unentgeltlich, betonte Käser gegenüber unserer Zeitung. "Alles was die Genossenschaft erwirtschaftet, wird wieder in das Projekt zurückgeführt. Die Rendite unserer Gemeinschaftsfirma ist die stabile Miete", sagte er. Eine Absage erteilte er indes all jenen, die das Genossenschafts-Konzept als Anlage- oder Renditemodell zur Kapital-Vermehrung sähen. Rein investierende Mitglieder würden nicht aufgenommen. "Nur wer eine Wohnung hat, kann auch Mitglied sein", so Käser.
Dass die Mieten für die Genossenschafts-Wohnungen so günstig ausfallen sollen, das ist Käsers Worten zufolge auch dem Umstand geschuldet, dass fast alle zum Hausbau notwendigen Kompetenzen – ebenfalls ohne Honorierung – in der Genossenschaft zu finden seien. Die Vorsitzende der Genossenschaft, Rita Obereisenbuchner, ist zum Beispiel Architektin. Im Aufsichtsrat sitzt mit Wolfgang Eichenseher ein Bauingenieur, mit Oliver Eigertinger ein Steuerbrater und Rechtsanwalt sowie mit Andreas Herschmann ein erfahrener Genossenschaftler und Energieberater.
Obereisenbucher stellte gestern Abend bei dem Info-Termin auch den aktuellen Planungstand des Vorhabens an der Raiffeisenstraße vor. Sie wies darauf hin, dass zum gegenwärtigen Stand auf diesem Grundstück planerisch alles machbar sei, was rechtlich und bautechnisch möglich sei. Außerdem erläuterte sie, wie grundsätzlich für die Interessenten der Ablauf ist – von der Bedarfs-Ermittlung bis zum Wohnungsbezug.
Interessenten, die sich zuvor mit einem Fragebogen um eine Wohnung beworben haben, bekommen demnach eine Gesprächs-Einladung, dann werden die Wohnungs-Zuschnitte gemeinsam besprochen, anschließend folge ein weiteres Informations-Gespräch mit der Vorstellung der endgültigen Planung und der Übergabe des Nutzungs-Vertrages.
Beim Projekt an der Raiffeisenstraße rechnet Obereisenbuchner damit, dass im kommenden Jahr der Spatenstich für das dreigeschossige Gebäude erfolgen kann und dass es im Jahr 2020 bezugsfertig ist. Möglich seien hier maximal 20 Wohneinheiten. Platz für Aufzüge, sofern gewünscht, und einen Gemeinschafts-Garten soll es ebenfalls geben. Im Schnitt könnte es auf eine Wohnfläche von etwa 65 Quadratmetern je Wohnung hinauslaufen.
Nach der Projekt-Vorstellung konnten gestern die Interessierten gleich einen Fragebogen zum Wohnungs- und Raumbedarf ausfüllen. Wer nicht an dieser Info- Veranstaltung teilnehmen konnte, kann sich über www.wogeno-paf.de für einen Newsletter anmelden und sich den Fragebogen per E-Mail zusenden lassen. Das gelte auch für Bürger aus anderen Gemeinden im Umkreis von etwa 50 Kilometer um Pfaffenhofen. "Wir trauen uns zu, auch weitere Objekte in Angriff zu nehmen", proklamierte Käser gegen Ende der Veranstaltung. Er gab sich voller Überzeugung, dass das Genossenschafts-Prinzip auch im Landkreis Pfaffenhofen genau das richtige Modell für bezahlbaren Wohnraum sei.