Daten vom Deutschen Wetterdienst (DWD) sowie Bilder aus dem Katastrophen-Gebiet und aus der Hallertau.
(ty) Die zurückliegenden drei Wintermonate verliefen sehr unterschiedlich: Im Dezember führten atlantische Tiefdruck-Gebiete meist sehr milde Luft sowie häufige, überwiegend als Regen fallende Niederschläge heran. Im Januar drehte die Strömung auf Nordwest, so dass sich die Wolken an den Nordrändern der Gebirge stauten und dort enorme Schneefälle auslösten. Insgesamt zeigte sich der Januar eher nasskalt. Im Februar sorgten dann zahlreiche Hochdruck-Gebiete für außergewöhnlich viel Sonnenschein und sehr große Temperatur-Unterschiede zwischen Tag und Nacht. Zusammengefasst fiel der Winter bei einer insgesamt positiven Niederschlagsbilanz und einem deutlichen Sonnenschein-Überschuss erheblich zu mild aus. Das meldet heute der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Mess-Stationen.
Mit 2,8 Grad Celsius lag im Winter der Temperatur-Durchschnitt diesmal um 2,6 Grad über dem Wert der international gültigen Referenz-Periode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung nach oben 1,9 Grad. Damit landete auch der Winter 2018/19 mit unter den wärmsten seit Beginn regelmäßiger Messungen im Jahr 1881. Sehr milde Luft, die meist vom Atlantik heranwehte, ließ das Quecksilber im Dezember häufig auf mehr als zehn Grad steigen.
Noch höher kletterte die Temperatur im Februar: Obwohl in den meist klaren Nächten noch verbreitet leichter bis mäßiger Frost herrschte, zeigte das Thermometer besonders in der zweiten Monatshälfte tagsüber deutlich über 15 Grad. In Kaiserslautern verzeichnete man am 26. Februar fast schon sommerliche 21,3 Grad. An mehreren Messstellen wurden in diesen Tagen neue Rekorde der Tageshöchst-Temperatur registriert. Tiefere Temperaturen und einige Tage mit Dauerfrost gab es vor allem im Januar: Mit minus 18,6 Grad meldete am 21. Januar Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge den tiefsten Wert.
Mit rund 210 Litern pro Quadratmeter (l/m²) überstieg die Niederschlagsmenge den Klimawert von 181 l/m² um 17 Prozent. Obwohl der Winter insgesamt sehr mild war, bleiben trotzdem die markanten Schneefälle in Bayern und Sachsen in Erinnerung. Stellenweise wurden Rekorde gebrochen, die bis ins Jahr 1948 zurückreichen. Auch die Zugspitze meldete mit 974,8 l/m² einen neuen Winterrekord.
In Ruhpolding-Seehaus fielen von Dezember bis Februar zusammen rund 1000 l/m². Selbst abseits der Gipfel konnte man zeitweise über zwei Meter Schnee messen, so in Anger-Stoißberg, nördlich von Bad Reichenhall, mit einer Schneehöhe von 240 Zentimetern. Deutlich zu trocken blieb dieser Winter dagegen vor allem im Thüringer Becken, wo gebietsweise weniger als 75 l/m² fielen.
Der Sonnenschein überstieg sein Soll mit rund 200 Stunden um 29 Prozent. Am meisten zeigte sich die Sonne vom Hochrhein bis ins Allgäu, mit örtlich mehr als 280 Stunden. An mehreren Mess-Stellen verzeichnete der Deutsche Wetterdienst neue Winterrekorde – so auch an der Station Mainz-Lerchenberg (ZDF), wo mit rund 206 Stunden ein Rekord aus dem Jahr 1956 gebrochen wurde. An einigen anderen Mess-Stellen kamen indes kaum 140 Stunden zusammen.
Bayern war im Winter 2018/19 mit durchschnittliche 1,2 Grad das kälteste, mit beinahe 260 l/m² ein niederschlagsreiches und mit gut 210 Stunden ein sehr sonnenscheinreiches Bundesland. In der ersten Januar-Hälfte stauten sich Niederschlags-Gebiete aus Nordwesten immer wieder an den Alpen und führten dort zu extremen Schneemengen.
Zahlreiche Orte versanken regelrecht im Schnee und meldeten neue Stationsrekorde. Am 13. Januar lagen in Anger-Stoißberg bei Bad Reichenhall 240 Zentimeter. In mehreren Landkreisen in Südbayern wurde der Katastrophenfall ausgerufen – auch Helfer aus dem Landkreis Pfaffenhofen rückten dorthin aus, um mit anzupacken (siehe Fotos). Lesen Sie dazu auch: Einsatz im Schnee-Chaos: Dank und Lob für die Helfer aus dem Landkreis
Viele Bäume brachen unter der Schneelast zusammen. In Aying bei München wurde am 10. Januar ein Junge von einem Baum erschlagen. Am 14. Januar traf eine Lawine ein Hotel in Balderschwang – verletzt wurde zum Glück niemand. In Ruhpolding-Seehaus fielen in den ersten beiden Januar-Wochen beeindruckende 436,7 l/m², im gesamten Winter etwa 1000 l/m². Am 18. Februar meldete Reit im Winkl nach einem Frühminimum von minus 11,8 Grad ein Tagesmaximum von plus 14,1 Grad.