Ein Team von Ehrenamtlichen ist auf der Suche nach den scheuen Tieren. Baldrian, als Lockstoff auf Holzstäbe gesprüht, soll sie anlocken.
(ty) Mit Ausklang des April geht dieser Tage auch das mittlerweile zweite Wildkatzen-Monitoring des Bund Naturschutz (BN) im Kreis Pfaffenhofen zu Ende. In den kommenden Monaten wird sich nun zeigen, ob die Suche nach den scheuen Waldbewohnern mit Hilfe von Lockstöcken erfolgreich war. Was es mit den Lockstöcken auf sich hat? Baldrian, als Lockstoff auf Holzstäbe gesprüht, soll Wildkatzen anlocken. So wollen die Naturschützer im Landkreis einem möglichen Wildkatzen-Vorkommen auf die Spur kommen.
Volker Riehm ist einer von 16 Ehrenamtlichen aus dem BN-Team für Wildkatzen-Monitoring im Landkreis Pfaffenhofen, das heuer das Aufstellen und Betreuen der so genannten Lockstöcke übernommen hat. "Diese scheuen Tiere sind sehr schwer zu finden", berichtet Riehm. "Allein durch äußere Merkmale kann man Wildkatzen nicht sicher von ähnlich gefärbten Hauskatzen unterscheiden."
Deshalb behelfen sich die Naturschützer im Rahmen des Monitorings nach eigenen Angaben mit Holzstöcken, die mit Baldrian besprüht sowie dann im Wald – mindestens 200 Meter von großen Straßen entfernt und abseits von stark begangenen Wald- und Forstwegen – in den Boden geschlagen werden. Der für Kater mehr oder weniger unwiderstehliche Duft, den sie über weite Strecken riechen, locke die seltenen Tiere an. Und wenn sie sich dann an den Stöcken reiben, hinterlassen sie häufig Haare.
Wöchentlich kontrollierten die Betreuer – über 1,5 Monate hinweg – die von ihnen platzierten Stöcke und suchten sie mit Hilfe einer Lupe genauestens ab. "Dabei entdeckte Haare werden in spezielle Proben-Tütchen verpackt und mit allen wichtigen Fundangaben beschriftet", berichtet das BN-Team. Nach dieser Prozedur rauhe man die Stöcke erneut auf, "damit sich Haare leichter daran verfangen".
Bei Förstern, privaten Waldbesitzern und Jägern sei die Aktion auf breite Zustimmung gestoßen, heißt es in einer heute vom hiesigen Wildkatzen-Monitoring-Team veröffentlichten Pressemitteilung. Den Angaben zufolge konnten insgesamt 80 Lockstöcke über den ganzen Landkreis Pfaffenhofen verteilt werden – von den Donau-Auen bei Vohburg im Norden bis nach Jetzendorf und Steinkirchen im Süden.
Neben den Mitgliedern des BN kümmerten sich auch fünf so genannte Naturschutz-Wächter der Unteren Naturschutz-Behörde des Landkreises sowie interessierte Wildkatzen-Liebhaber um die Lockstöcke. Im von Jürgen Kuchenreuther als Förster der bayerischen Staatsforsten betreuten südlichen Feilenforst waren zum Beispiel vier Lockstöcke im Einsatz: "Im Dürnbucher Forst, dessen Hauptteil im Landkreis Kelheim liegt, leben seit einigen Jahren wieder Wildkatzen", berichtet er. "Da ist es natürlich interessant zu erfahren, ob es auch hier bei uns welche gibt."
Baldrian, als Lockstoff auf Holzstäbe gesprüht, soll Wildkatzen anlocken.
Bislang wurden laut BN deutlich mehr als ein Dutzend Haarproben eingesammelt. Diese sollen in den kommenden Monaten nun Spezialisten zu einer ersten Sichtung vorgelegt werden. Jene Haare, die mit großer Wahrscheinlichkeit von einer Wildkatze stammen könnten, würden dann ins Labor zur Genanalyse gegeben. Darunter befinden sich den Angaben zufolge auch die Haare aus einer Probe, die im vergangenen Jahr im Schindelhauser Forst nahe Pfaffenhofen entdeckt wurden. Zuvor sei die Aufnahme aus einer "Fotofalle" von Fachleuten ausgewertet worden, die laut BN "anhand der Bilder zumindest von einer 50-Prozent-Wahrscheinlichkeit sprachen, dass es sich bei dem abgebildeten Tier um eine Wildkatze handeln könnte".
Auch Milena Denk von der Unteren Naturschutz-Behörde am Landratsamt ist aktiv bei der Wildkatzen-Suchmannschaft: "Der Schutz von Wildkatzen liegt mir sehr am Herzen", sagt sie. Bereits während ihres Studiums habe sie sich mit den scheuen Tieren eingehend befasst und ihnen auch ihre Bachelor-Arbeit gewidmet. "Durch den heutigen massiven Flächen-Verbrauch nimmt ihr Lebensraum stetig ab und geeignete Habitate werden immer weniger", bedauert Denk.
Wie Naturfreunde wissen, rücken Wildkatzen, sozusagen auf leisen Pfoten, schon seit geraumer Zeit auch nach Südbayern vor. Stück um Stück erobern sie sich offenbar allmählich ihre ehemaligen Verbreitungs-Gebiete zurück, in denen sie anno dazumal – laut BN durch mitunter gnadenlose Bejagung – ausgerottet worden seien. Zu Unrecht seien die sich zu über 90 Prozent von Mäusen ernährenden Tiere damals bezichtigt worden, das Niederwild deutlich zu dezimieren.
"Aktionen wie dieses Monitoring machen es heute möglich, die Ausbreitung der Wildkatzen sozusagen live mitzuverfolgen", sagt Christine Janicher-Buska, die stellvertretende Vorsitzende der Pfaffenhofener BN-Kreisgruppe Pfaffenhofen. Bereits 2015 hatte ihren Worten zufolge eine Reihe von Naturschützern aus der hiesigen Region beim bayernweiten Wildkatzen-Monitoring des BN mitgemacht. Leider habe es damals keinen Hinweis auf die Tiere gegeben. Janicher-Buska sagt deshalb: "Unser erster Wildkatzen-Nachweis im Landkreis steht noch aus. Wir sind alle sehr gespannt, ob wir dieses Jahr einen Treffer erzielen."