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Die Spitzenkandidaten der Pfaffenhofener Grünen – Angelika Furtmayr, Roland Dörfler und Kerstin Schnapp – über ihre Ziele in den politischen Handlungsfeldern Schule, Energie und Stadtentwicklung

Von Nicole Giesenregen

Für die Pfaffenhofener Grünen war der Wahlkampf vor der morgen stattfindenden Kommunalwahl durchaus ein besonderer. Denn sie haben einen SPD-Mann zum Bürgermeisterkandidaten gekürt: Amtsinhaber Thomas Herker wurde bekanntlich auch offiziell als Grünen-Bewerber für den Chefsessel im Rathaus nominiert und steht deshalb morgen als gemeinsamer Bürgermeisterkandidat von Sozialdemokraten und Grünen auf dem Stimmzettel. Der Hintergrund ist klar: Die Grünen wollen die „bunte Koalition“ im Stadtrat fortsetzen. Aktuell stellen die Grünen drei Stadträte, konnten bei der Wahl im Jahr 2008 knapp 7,8 Prozent der Stimmen holen.

Wir sprachen mit der Grünen-Ortsvorsitzenden, Stadt- und Kreisrätin Angelika Furtmayr sowie mit Stadt- und Kreisrat Roland Dörfler sowie mit der Grünen-Kreischefin Kerstin Schnapp über die Leib- und Magenthemen ihrer Partei. Die drei sind zugleich die Spitzenkandidaten der Kreisstadt-Grünen für die morgigen Stadtratswahl – und bei aller Einigkeit über die grundsätzlichen Ziele der Grünen, liegt ihr besonderes Augenmerk doch jeweils auf ganz unterschiedlichen Themen.

Grüne unter sich: Kreischefin Kerstin Schnapp (von links), Stadt- und Kreisrat Roland Dörfler, Stadt- und Kreisrätin sowie Ortsvorsitzende Angelika Furtmayr, Stadtratskandidatin Paula Schaipp und als Gast der Landtagsabgeordnete Sepp Dürr.

Furtmayr ist im derzeit noch amtierenden Stadtrat die Schulreferentin. Der Begriff Nachhaltigkeit, sagt Furtmayr, sei auch auf diesem Themenfeld mittlerweile so abgegriffen, dass der Sinn des Wortes bereits nicht mehr zu erkennen sei. Das bessere Wort laute wohl inzwischen „Enkeltauglichkeit“, gerade im Hinblick auf politische Konzepte.

„Hier im Landkreis gibt es schon den so genannten Schultourismus“, so die Pfaffenhofener Grünen-Chefin. „Schulklassen werden von einer Schule zur anderen Schule mit dem Bus gefahren, weil bestimmte Lehrfächer an den Schulen nicht mehr durchgeführt werden können – zu wenig Schüler“, erklärt sie. „Also werden die Schüler von den einzelnen Schulen abgeholt und an eine andere gebracht.“

In keinem Bundesland sei der Druck in der Grundschule in der dritten und vierten Klasse so hoch wie in Bayern, betont Furtmayr und spricht von „Auslesedruck“. In Bayern gebe es zu viele „Bildungsverlierer“. Die Übertritts-Quote auf Gymnasium und Realschule sei hoch – aber bis zu einem Drittel der Schüler verlasse das Gymnasium im Laufe der Schulzeit wieder, auch ein Teil der Realschüler kehre zurück auf die Mittelschule oder Volksschule. Und noch etwas stellt Furtmayr fest: „Das Schlusslicht beim Ausbau von Ganztagsschulangeboten und Inklusion im bundesweiten Vergleich ist Bayern.“

Um dem entgegenzuwirken, „brauchen wir nicht nur Ganztagsschulangebote, sondern wir müssen den Weg für Gemeinschaftsschulen als weiterführende Schulen ebnen“, so die Kreisrätin. Keiner wolle in der Restschule bleiben, die Mittelschule habe einen schlechten Ruf – so höre man in der Bevölkerung. „Das stimmt aber nicht“, widerspricht Furtmayr. „Unsere Mittelschule in Pfaffenhofen ist gut. Dort sind zirka 700 Schüler und in diese wollen wir investieren. Auch in ihr Lernumfeld. In Teilen liegen ja schon Pläne zu Sanierung und Neubau vor.“

Mit der Eröffnung der Dreifachturnhalle ist, wie berichtet, der erste Bauabschnitt bei der Sanierung des Schulzentrums abgeschlossen. „Weitere müssen folgen, dahinter stehe ich“, betont Furtmayr. Schulen seien nicht nur Gebäude, sondern Lebensraum für Kinder und Jugendliche in einem prägenden Lebensabschnitt. Ein Ort, an dem gelernt werde und an dem Kontakte geknüpft würden. Gleichzeitig seien Schulen auch Arbeitsplatz für Lehrer, die eine gesunde Arbeitsumgebung bräuchten.

„Deshalb ist es wichtig, in unseren Städtischen Schulen geeignete Räume für Lernen und Lehren, Üben, Bewegung und Entspannung zu schaffen“, unterstreicht Furtmayr. Das Lernen mit digitalen Medien soll ihrer Ansicht nach fester Bestandteil des Schulalltags sein; und dafür benötige man eine geeignete Infrastruktur. „Unsere Schulbauten müssen zudem barrierefrei sein, damit Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen können“, betont sie. „Gerade die Anstehende Um- und Neubauten sollten deshalb als Chance gesehen werden, die Lernumgebungen pädagogisch zu gestalten.“

Stadt- und Kreisrat Roland Dörfler, hier bei der Podiumsdiskussion im Vorfeld der Kommunalwahl im Rathaus.

Roland Dörfer bekleidete in den vergangenen sechs Jahren das Amt des Umweltreferenten der Stadt. „Wir haben vieles auf den Weg gebracht“, bilanziert der 61-Jährige, der auch DGB-Kreischef ist. In puncto Klimaschutz und Energiewende sei schon viel erreicht worden. „Das integrierte Klimaschutzkonzept, mit dem Ziel die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 pro Bürger auf drei Tonnen zu reduzieren, wollen wir auch  konsequent umsetzen“, betont er. Die Gründung der Stadtwerke als Kommunalunternehmen sei ein wichtiger Schritt gewesen, um die Daseinsvorsorge, vor allem im Bereich Wasser und Abwasser, in öffentlicher Hand zu gewährleisten. Als künftige Handlungsfelder der Stadtwerke sehen Dörfler & Co.  die Vorbereitung der Rekommunalisierung des Energienetzes und den Breitbandausbau. 

„Gerade bei der Energiewende liegt mir die Förderung des bürgerlichen Genossenschafts-Gedankens, etwa durch Beratungsangebote der Stadt, am Herzen“, sagt Dörfler. „Den Genossenschafts-Gedanken sollten wir jedoch nicht nur bei Energie-Genossenschaften fördern. Auch Erzeuger-Genossenschaften für die Nahversorgung und Wohnungs-Genossenschaften sind eine gute Möglichkeit, gemeinsam mit den Bürger zu wirtschaften“, betont er und beeilt sich zu ergänzen: Genossenschaften seien keine "verstaubten" oder "sozialistischen" Unternehmen, sondern eine Rechtsform für ein gemeinschaftliches Wirtschaften, die gerade in Zeiten von Finanz- und Wirtschaftskrisen eine sinnvolle alternative Rechtsform böten und zugleich das Geld und damit die Kaufkraft in der Region hielten.

Grünen-Kreischefin Kerstin Schnapp im Gespräch mit einer Bürgerin.

„Für uns Grüne hat auch die Innenbereichsentwicklung Vorrang vor der Ausweisung neuer Bauflächen im Außenbereich“, betont Kerstin Schnapp (37), die Kreisvorsitzende der Grünen, die auf Listenplatz drei für den Pfaffenhofener Stadtrat kandidiert. „Dazu gehört eine innerörtliche, verträgliche Verdichtung, bei der die Erreichbarkeit von Einrichtungen der Nahversorgung, sozialen Treffpunkten oder auch Freiflächen in die Bauleitplanung einfließen.“

Wichtig beim Thema Nachverdichtung ist den Grünen, „dass der Charakter der Stadt erhalten bleibt“. Gerade bei der Ansiedlung von Betrieben müsse die „Aufwand-Nutzen-Bilanz“ stimmen, „das heißt, dass ein größerer Flächenverbrauch zumindest mit einer entsprechend großen Anzahl von Arbeitsplätzen zu begründen ist“. Auch das Thema „bezahlbarer Wohnraum“ wollen die Grünen bei der Stadtentwicklung nicht aus den Augen verlieren, wie Schnapp betont. „Wir wollen den sozialen Wohnungsbau fördern und das Einheimischen-Modell, wie in Grundzügen schon beschlossen, weiter ausbauen.“ Den Grünen sei es aber auch beim Einheimischen-Modell wichtig, ökologisches Bauen zu fördern. Sie sprechen sich deshalb zum Beispiel für einen Öko-Rabatt beim Einheimischen-Modell aus.

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