Nach der Bluttat in einem Pfaffenhofener Getränkemarkt im Juli vergangenen Jahres muss sich ein 39-Jähriger ab 17. April vor dem Ingolstädter Landgericht verantworten – er soll den 61-jährigen Betreiber ausgeraubt und umgebracht haben
(ty) Nach dem Gewaltverbrechen an einem 61-jährigen Getränkemarktleiter am 13. Juli vergangenen Jahres in Pfaffenhofen muss der mutmaßliche Täter nun vor Gericht. Der Prozess am Landgericht Ingolstadt beginnt am 17. April um 9.15 Uhr. Angesetzt sind 15 Verhandlungstage. Auf die Anklagebank muss ein 39-jähriger gebürtiger Münchner, der am 13. Juli vergangenen Jahres den Fristo-Getränkemarkt überfallen und dabei den Betreiber des Markts mit einem Messer erstochen haben. Die Anklage lautet auf Mord sowie auf Raub mit Todesfolge.
Der 39-Jährige, dem die Bluttat vorgeworfen wird, sitzt in Untersuchungshaft. Er hat bekanntlich eingeräumt, dass es eine körperliche Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Opfer gegeben habe und dass der 61-Jährige dabei zu Tode gekommen sei. Von einem Geständnis im klassischen Sinne könne man aber nicht sprechen, hatte der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walter bereits vor mehreren Wochen gegenüber unserer Zeitung erklärt. Die Einlassungen des Beschuldigten gehen demnach eher in Richtung Notwehr. Die Staatsanwaltschaft indes ist überzeugt davon, dem Angeklagten einen Mord nachweisen zu können – Mord aus Habgier oder Mord zur Verdeckung einer Straftat. Die Rede ist von gut 2900 Euro Beute, die der Beschuldigte in dem Getränkemarkt gemacht haben soll.
Von der Tatwaffe, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Messer, fehlt jede Spur. Und sie wird wohl auch verschwunden bleiben. Groß angelegte Suchaktionen rund um den Tatort sowie in nahe gelegenen Gewässern waren ebenso erfolglos geblieben wie eine Wohnungsdurchsuchung bei dem 39-Jährigen. Der Beschuldigte selbst schwieg bislang konsequent zum Verbleib der Tatwaffe. Und dass er das Geld, das aus dem Getränkemarkt verschwand – exakt 2916,12 Euro –, an sich genommen habe, streitet er ab.
Obwohl rund um den Tatort sowie in angrenzenden Gewässern alles abgesucht wurde, fehlt von der Tatwaffe jede Spur. Der mutmaßliche Täter schweigt zum Verbleib des Messers und auch die Durchsuchung seiner Wohnung und seines Autos brachten diesbezüglich kein Ergebnis.
Wie berichtet, hatte die Kripo Ingolstadt nur wenige Tage nach der Bluttag in einer Münchner Klinik den inzwischen 39-jährigen berufslosen Mann verhaftet, dem nun vorgeworfen wird, den 61-jährigen Marktleiter aus dem Landkreis Roth getötet zu haben. Auf die Spur des mutmaßlichen Täters waren die Ermittler durch Hinweise von Zeugen gekommen. Am Tatnachmittag, dem 13. Juli vergangenen Jahres, hatte sich demnach über einen längeren Zeitraum ein Mann im Geschäftsbereich des Markts in der Scheyerer Straße aufgehalten, der sich als Testkäufer ausgab. Die Auswertung der Registrierkasse und der Zahlungsbelege sowie weitere Recherchen führten dann zum Aufenthaltsort des Angeklagten.
Ins Bild passte außerdem, dass der mutmaßliche Täter wegen Verletzungen an den Armen zur Behandlung in dem Krankenhaus war. Die Verletzungen waren höchstwahrscheinlich die Spuren des Kampfes, der sich in dem Getränkemarkt abgespielt hat. Und offenbar gibt es auch eine Verbindung zwischen dem Beschuldigten und dem Tatort: So soll der 39-jährige Münchner selbst vor einigen Jahren für die Getränkemarkt-Kette gearbeitet haben und aus dieser Zeit auch den Markt in Pfaffenhofen kennen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung, dass der Beschuldigte „Insiderwissen“ hatte.
Wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes an dem 61-jährigen Leiter des Fristo-Getränkemarkts in der Scheyerer Straße Pfaffenhofen hatte die Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen den nun Angeklagten erwirkt. Während dann dessen Münchner Wohnung und sein Fahrzeug nach Beweismitteln durchsucht wurden, brachte man den Tatverdächtigen zur Vernehmung nach Ingolstadt. Im Beisein eines Anwalts zeigte er sich dann auch aussagebereit. Die Einlassungen zum Tatgeschehen waren aber „teilweise widersprüchlich, so dass die Staatsanwaltschaft wie die Ermittler sie nicht als umfassendes Geständnis bewerten möchten“, hieß es damals aus dem Polizeipräsidium Oberbayern-Nord. Und daran hat sich offenbar auch nichts geändert. Von einem klassischen Geständnis war bislang nicht die Rede.
Der 61-Jährige Marktleiter starb am 13. Juli in seinem Geschäft. Der Mann, dem die Tat vorgeworfen wird, hat bereits eingeräumt, dass es zu einer Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Opfer gekommen sei, bei der das Opfer zu Tode kam.
Weiterhin unklar ist der Verbleib der Tatwaffe. Konkrete Angaben dazu machte der 39-Jährige nicht. Es wird aber davon ausgegangen, dass der Marktleiter mit einem Messer getötet worden ist. Von dem fehlte allerdings trotz umfangreicher Suchaktionen rund um den Getränkemarkt sowie in Müllbehältern und in nahe liegenden Gewässern jede Spur. Auch die Durchsuchung der Wohnung und des Autos des Beschuldigten hat die Ermittler nicht zu der Waffe geführt, mit der das Gewaltverbrechen verübt wurde. „Es wurde alles abgesucht“, hatte der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walter schon vor Monaten erklärt.
Das Motiv der Bluttat dürfte im Bereich Geldnot liegen. Bekanntlich fehlten nach dem Mord gut 2900 Euro in der Kasse des Getränkemarkts, weshalb sich Raubmord schnell als Motiv aufdrängte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft bestreitet der Beschuldigte allerdings, das Geld an sich genommen zu haben.
In diesem Getränkemarkt geschah die Bluttat.
Am Nachmittag des 14. Juli war der 61-jährige Marktleiter tot im Fristo-Getränkemarkt an der Scheyerer Straße am Rande des Wohngebiets Radlhöfe aufgefunden worden. Der aus dem Landkreis Roth stammende Mann war wenige Stunden zuvor von seiner Ehefrau telefonisch bei der Polizeiinspektion Pfaffenhofen als vermisst gemeldet worden. An seiner Arbeitsstelle offenbarte sich dann die traurige Gewissheit. Die Bluttat dürfte sich indes bereits einen Tag zuvor, am Samstag, den 13. Juli 2013, gegen Ladenschluss, also gegen 18 Uhr, ereignet haben. Ist der 61-Jährige einem blutigen Raubmord zum Opfer gefallen? Die von der Staatsanwaltschaft angeordnete und umgehend erfolgte Obduktion der Leiche belegte jedenfalls eindeutig ein Tötungsdelikt. Demzufolge starb der Mann durch inneres Verbluten nach mehreren massiven Stichverletzungen im Bereich des Oberkörpers.