Logo
Anzeige
Anzeige

Auch AfD kritisiert "inakzeptable Methoden" der Verantwortlichen um Landrat Gürtner (FW): Schüler seien nicht einbezogen, Lehrer nich hinreichend informiert.

(ty) Wie bereits berichtet, könnten sich für Hunderte, vielleicht Tausende Schüler und zahlreiche Lehrer im Kreis Pfaffenhofen künftig die Unterrichts-Zeiten zum Teil massiv ändern. Hintergrund ist eine im Landkreis anvisierte Kombination des Schüler-Verkehrs, sprich: der Schulbusse, mit dem öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV). Erste Pläne dazu liegen bekanntlich zwar bereits vor, wurden aber bislang nicht öffentlich gemacht. An dieser Vorgehensweise übt nun auch Claus Staudhammer, der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Kreistag, scharfe Kritik. "Das Landratsamt betreibt eine nicht hinnehmbare Desinformation über die geplanten Veränderungen der Unterrichtszeiten", prangert er in einer Presse-Mitteilung unter der Überschrift "ÖPNV überrollt Schulkinder" an. Er fordert "eine ergebnis-optimierte Planung, bei der die Belange der Schüler und ihrer Eltern im Mittelpunkt stehen".

Die "Unabhängigen Bürger" (UB) von Gerolsbach hatten, wie berichtet, ebenfalls bereits das Vorgehen deutlich kritisiert und als "Geheimhaltungs-Politik" bezeichnet. Die Gruppierung forderte per Presse-Mitteilung die "offene und ehrliche Informationen darüber, was geplant ist", und erklärte zum Thema selbst: "Schulkinder dürfen nicht 'Kollateral-Schäden' des neuen Landkreis-ÖPNV sein." UB-Sprecher Stefan Maurer proklamierte: "Das Wohl der Kinder und eine weitere Belastung der Eltern darf nicht der Preis für die Finanzierung des ÖPNV werden." Landrat Albert Gürtner (FW) hatte bekanntlich in der jüngsten Sitzung des Kreistags auf AfD-Anfrage (Stimmt es, dass Schulanfangs-Zeiten eventuell geändert werden?) auf die anvisierte Kombination von ÖPNV und Schulbus-Verkehr verwiesen und bestätigt, dass sich in Einzelfällen die Uhrzeiten für den Unterrichts-Beginn ändern müssten.

Änderungen von bis zu 50 Minuten?

Andernfalls würden Gürtners Worten zufolge Mehrkosten im siebenstelligen Euro-Bereich entstehen. Wie Anfang April auf Nachfrage unserer Zeitung aus dem Landratsamt erklärt worden war, fanden damals gerade Gespräche mit Bürgermeistern und Schul-Leitern statt, um mögliche Schulanfangs-Zeiten abzustimmen. Daran sollte sich – so hieß es weiter – dann eine Detail-Planung anschließen. "Die Freigabe der Detail-Planung und der Auftrag zur Fertigstellung der Planung des Achsen-Konzepts soll noch in diesem Jahr erfolgen", ließ die Behörde wissen. Diese solle in einen Beschluss über das Mobilitäts-Konzept münden. Verschiebungen bei den Unterrichts-Zeiten in einem Ausmaß von bis zu 30 oder gar 50 Minuten beim morgendlichen Schul-Start wollte man von Seiten des Landratsamts gegenüber unserer Redaktion übrigens weder bestätigen noch dementieren.

Die AfD moniert jetzt, dass Gemeinderäte und Stadträte, "auch in der von der Veränderung erheblich betroffenen Stadt Pfaffenhofen", zu diesem Thema "allenfalls nicht-öffentlich" tagen. "Zum Planungsstand ist bisher nur durchgesickert, dass dieser als weit vorangeschritten gilt und das Vorhaben zügig abgeschlossen werden soll", so Staudhammer. "Alles unter Ausschluss der Öffentlichkeit, der ÖPNV überrollt die Schulkinder." Eine Information, die die betroffenen Schüler und Eltern über die anvisierten, beträchtlichen Verschiebungen der Unterrichtszeiten in Kenntnis setze, gebe es nicht. "Nicht einmal die Lehrkräfte der Landkreis-Schulen sind hinlänglich informiert, die Schul-Leitungen ausgenommen." Zu Wochen-Beginn gab es laut Staudhammer für Elternbeirats-Mitglieder eine Online-Veranstaltung des Landratsamts über das Vorhaben. Auf Nachfrage eines Teilnehmers hin, ob noch weitere Info-Veranstaltungen stattfänden, gab es seines Wissens "ein eindeutiges Nein".

"Konzept soll durchgepeitscht werden"

Staudhammer fasst seinen Stand wie folgt zusammen: "Für alle Schüler im Landkreis ändern sich die Unterrichts-Zeiten, für die weiterführenden Schulen in Pfaffenhofen stehen sogar bis zu 50 Minuten spätere Anfangszeiten im Raum. Das bedeutet: Jeder Schultag endet später, für die Tage mit Nachmittags-Unterricht erst am Abend." Die am meistens Betroffenen, die Schüler und Eltern, werden seinen Worten zufolge "nicht in die Planungen einbezogen, nicht gefragt und nicht einmal vorab informiert". Sein Fazit: "Das Konzept soll durchgepeitscht werden." Für die Schüler ergibt sich nach seinem Dafürhalten jedoch kein erkennbarer Mehrwert. Am Ende würden viele Schüler wertvolle Freizeit am Nachmittag verlieren, mahnt er und kommentiert die Vorgehensweise mit den Worten: "Kritik soll gar nicht erst aufkommen können, weil die nötige Information fehlt."

Die Hauptnutzer bräuchten nach Ansicht von Staudhammer aber eine Stimme, "denn sie sollen hier die größten Opfer bringen". Die Pädagogik bleibe zuerst auf der Strecke, so der AfD-Politiker weiter. Die Liste der Beeinträchtigungen sei lang: "Hausaufgaben und Vorbereitungen auf den Unterricht werden tangiert, die Koordination von Nachmittags-Unterrichtstunden, Wahlfach-Angebote und Musik-Unterricht werden erschwert oder gar in Frage gestellt. Belastender Unterricht über die Mittagszeit im Juni und Juli findet statt und Anpassungen der Pausenzeiten drohen." Das Fazit von Staudhammer: "Die Organisations-Struktur der Schulen ist dadurch stark betroffen und auch mit Blick auf die Arbeits-Situation der Lehrkräfte ergeben sich übermäßige Belastungen."

"Ohne Einbeziehung der Schüler"

Die AfD-Fraktion kritisiere nicht die Einführung eines ÖPNV, stellt Staudhammer klar: "Wir kritisieren die Planung des ÖPNV auf Kosten und ohne Einbeziehung der Schülerschaft. Der Schüler als Mensch steht für uns im Mittelpunkt der Planungen, nicht die technische Umsetzung der Schülerverkehre." Aus Sicht von Staudhammer & Co. müsste das Prinzip gelten, dass sich die Technik dem Menschen anpasse – und nicht umgekehrt. "Sinnvollerweise sollte das vorgestellte Konzept diesen Ansatz darstellen." Die AfD fordert jedenfalls "eine ergebnis-optimierte Planung, bei der die Belange der Schüler und ihrer Eltern im Mittelpunkt stehen".

Es ist aus Sicht der AfD "nicht tragbar, dass die Schulgemeinschaft für Kosten-Ersparnisse herhalten muss und dafür mit Freizeit, eigener belastender Umorganisation und eigenem Geld für Kinder-Betreuung aufkommen soll". Wer einen leistungsfähigen ÖPNV einrichten wolle, müsse Kosten tragen, Nutzen abwägen und Bedarfe analysieren. "Schüler gegen Konzepte oder politische Interessen aufrechnen darf man jedenfalls nicht", findet Staudhammer und kritisiert noch einmal die Vorgehensweise: "Intransparenz und bewusste Desinformation sind inakzeptable Methoden zur Einführung eines ÖPNV."

Komplette Umplanung

Zum Hintergrund des ganzen Vorhabens war, wie berichtet, aus dem Landratsamt dargelegt worden: Im Rahmen des künftigen Mobilitäts-Konzepts für den Kreis Pfaffenhofen, das zugleich den Anforderungen eines Nahverkehrs-Plans entsprechen solle, werde zeitgleich der komplette freigestellte Schüler-Verkehr mit überplant. Durch die Integration des Schüler-Verkehrs in den ÖPNV und die Verknüpfung verschiedener Verkehrsformen solle ein integriertes Mobilitäts-Konzept entstehen. "Durch die Integration des Schüler-Verkehrs wird die Umsetzung des Mobilitäts-Konzeptes wirtschaftlich ermöglicht", so die Behörde. Betroffen von möglichen Änderungen bei den Unterrichts-Zeiten sein könnten nach Angaben des Landratsamts die Grund- und Mittelschulen, die Realschulen, die Gymnasien, die FOS und die BOS sowie die Berufsschule. 

Bisherige Beiträge zum Thema:

"Schulkinder dürfen nicht 'Kollateral-Schäden' des neuen Landkreis-ÖPNV sein"

Tausenden Schülern im Kreis drohen massive Änderungen bei Unterrichts-Zeiten


Anzeige
RSS feed