Erwin Renauer (UWG) tritt aus gesundheitlichen Gründen als Rathaus-Chef ab. Dazu hat er ein Statement veröffentlicht.
(ty) In Reichertshausen wird am heutigen Sonntag ein neues Gemeinde-Oberhaupt gewählt. Rund 4100 Stimmberechtigte in der 5200-Einwohner-Kommune sind dazu aufgerufen, ihr Kreuzchen zu machen: Drei Männer und eine Frau bewerben sich um den Bürgermeister-Posten. Hintergrund dieser nicht turnusgemäßen Wahl ist die Dienstunfähigkeit von Erwin Renauer (UWG), der erst im März 2020 zum Nachfolger des nicht mehr kandidierenden Reinhard Heinrich (CSU) gewählt worden war. Renauer ist seit März vergangenen Jahres im Krankenstand, amtierender Rathaus-Chef ist seither Vize-Bürgermeister Albert Schnell (CSU). Auf der Internet-Seite der Gemeinde hatte sich Renauer mit Blick auf die Neuwahl bereits im November schriftlich an die Bürgerinnen und Bürger gewendet. Hier lesen Sie diese Mitteilung im Wortlaut.
"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Ich bedauere es sehr, dass ich in den letzten Monaten die Amtsgeschäfte als Erster Bürgermeister nicht wahrnehmen konnte. Bis zuletzt hatte ich gehofft, dass ich den Rathaus-Sessel wieder einnehmen kann. Die Folgen eines schwerwiegenden gesundheitlichen Ereignisses wurden immer stärker zur Belastung. Die Prognosen für eine Besserung waren und sind nicht gut. Ich habe daher die Gemeinde gebeten, eine amtsärztliche Untersuchung durchführen zu lassen.
Als Ergebnis steht fest, dass ich das Amt in Zukunft leider nicht mehr ausüben kann. Ein Mandat, das ich von Ihnen erhielt, um das ich mich in der Vergangenheit sehr bemüht habe und dem ich mit größter Freude und Engagement nachgekommen bin. Ich hätte von Herzen die Aufgabe für die gesamte Wahlperiode uneingeschränkt wahrgenommen. Den über 22 Jahren, in denen ich der Gemeinde als Geschäftsleiter und Kämmerer, als Gemeinderat und Zweiter Bürgermeister und letztendlich als Erster Bürgermeister gedient habe, hätte ich gerne eine weitere Wahlperiode hinzugefügt.
Unser Zweiter Bürgermeister Albert Schnell und unser Dritter Bürgermeister Benjamin Bertram-Pfister haben die letzten Wochen und Monate viele zusätzliche Arbeit übernehmen müssen. Für den Gemeinderat und die Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung, der Kindereinrichtungen und der Betriebe war es keine leichte Zeit.
Hierfür allen ein herzliches Vergelts Gott.
Auch für Sie liebe Bürgerinnen und Bürger war die Situation meiner langen Abwesenheit nicht befriedigend. Es war ja auch eine ereignisreiche und bewegte Zeit. Das bedauere ich zutiefst. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.
Durch die amtsärztliche Stellungnahme ist jetzt der Weg frei für die Neuwahl eines Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin. Ich wünsche allen Kandidaten/innen und dann dem/der neuen Bürgermeister/in viel Erfolg und eine gute Hand bei den Entscheidungen für das Wohl der Gemeinde.
Erwin Renauer
Erster Bürgermeister"
Wer wird zum Nachfolger von Erwin Renauer als Gemeinde-Oberhaupt von Reichertshausen gewählt? Diese Frage soll am heutigen Sonntag, 12. Februar, bei der Bürgermeister-Wahl beantwortet werden. Drei Männer und eine Frau bewerben sich um den Chef-Posten im Rathaus der rund 5200 Einwohner zählenden Kommune im Süden des Landkreises Pfaffenhofen. Diese sind in alphabetischer Reihenfolge: Benjamin Bertram-Pfister (SPD), Gerhard Bischoff (parteilos), Florian Hepting (CSU) und Brigitte Schelle-Mayr (Grüne). Aufgerufen zur Wahl sind zirka 4100 stimmberechtigte Bürger. Mit handfesten Ergebnissen ist noch im Laufe des heutigen Abend zu rechnen.
Spannend ist freilich zunächst einmal die Frage, ob gleich im ersten Wahlgang eine Entscheidung fällt. Dafür bräuchte es allerdings die absolute Mehrheit der Stimmen. Sollte diese am heutigen Sonntag keine der vier Personen aus dem Bewerberfeld erreichen, wäre am übernächsten Sonntag, 26. Februar, eine Stichwahl notwendig. Was ist ihre Motivation? Wie wollen sie in den kommenden sechs Jahren ihrer Amtsperiode die Entwicklung der Gemeinde Reichertshausen vorantreiben? Was ist ihnen besonders wichtig? Diese und etliche weitere Fragen hat das Quartett in Interviews mit unserer Zeitung beantwortet, die wir in den vergangenen Tagen veröffentlicht haben (siehe Verweise unten).
Ein "moderner, offener und tatkräftiger Bürgermeister" möchte er sein, sagt Benjamin Bertram-Pfister im Interview. Und er wolle stets auf Augenhöhe mit den Menschen sein. "Das traue ich mir zur." Sein Ziel sei es, regelmäßig zu Themen der Gemeinde-Entwicklung ein Stimmungsbild der Bürgerinnen und Bürger einzuholen. Zu seiner Person: Benjamin Bertram-Pfister ist 40 Jahre alt und wohnt in Reichertshausen. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Beruflich tätig ist er als Sonderschul-Lehrer an einem Förder-Zentrum mit dem Förder-Schwerpunkt geistige Entwicklung. Seit dem Jahre 1999 ist er Mitglied der SPD, seit 2008 hat er den Vorsitz des SPD-Ortsvereins von Reichertshausen inne. Seit 2014 sitzt er im Gemeinderat und fungiert als Dritter Bürgermeister. Als Hobbys nennt er Oldtimer, joggen und lesen.
"Wesentliche Verbesserungen für die Gemeinde zu erreichen", sei sein Ziel, erklärt Gerhard Bischoff. Wichtig seien ihm "Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern, die sich mit alltäglichen Sorgen und Nöten auseinandersetzen". Die wichtigsten Daten zu seiner Person: Gerhard Bischoff ist 59 Jahre alt und wohnt im Reichertshausener Ortsteil Grafing. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkel. Beruflich ist er seit mehr als 42 Jahren bei der Post tätig, aktuell als Verbund-Zusteller in seinem Heimatort. Bischoff war von 2008 bis 2020 Mitglied des hiesigen CSU-Ortsverbands. Seit dem Jahr 2008 ist er Mitglied des Gemeinderats von Reichertshausen – von 2008 bis 2020 saß er für die Christsozialen in dem Gremium, seit 2020 ist er parteiloses beziehungsweise fraktionsloses Mitglied des Gemeinderats. Als Hobbys nennt er Vereinsleben, wandern und radfahren.
Florian Hepting reizt nach eigenen Angaben "die Herausforderung, trotz einer angespannten Haushalts-Situation, trotz Stillstands bei Entscheidungen im Gemeinderat in den letzten Jahren, wieder etwas zu bewegen". Er wolle der Gemeinde für die nächsten Jahre "Stabilität und Kontinuität" verleihen. Florian Hepting ist 48 Jahre alt, verheiratet und wohnt im Reichertshausener Ortsteil Pischelsdorf. Er arbeitet als Projekt-Leiter in der IT- und Telekommunikations-Branche. Seit 2011 ist er Mitglied der CSU, von 2012 bis 2021 war er stellvertretender Ortsvorsitzender der Christsozialen in Reichertshausen. Von 2015 bis 2020 war er Mitglied des Gemeinderats. Er sitzt im Vorstand des Pfaffenhofener CSU-Kreisverbands. Als Hobbys nennt er Amateur-Theater, wandern und Golf spielen.
"Den Wählerinnen und Wählern ein echtes Angebot machen und Frauen in der Kommunalpolitik eine Stimmen geben", möchte Brigitte Schelle-Mayr. Sie will "gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern überlegen, wie Reichertshausen denn eigentlich in 20 Jahren ausschauen soll und wir wir hier leben wollen". Zu ihrer Person: Brigitte Schelle-Mayr ist 45 Jahre alt und wohnt im Reichertshausener Ortsteil Gurnöbach. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder im Alter zwischen vier und 16 Jahren. Beruflich ist sie als Diplom-Musiklehrerin tätig. Seit dem Jahr 2019 ist sie Mitglied der Grünen. Für die Partei sitzt sie seit 2020 im Gemeinderat von Reichertshausen, ist in dem Gremium auch Fraktions-Sprecherin der Grünen. Seit 2021 ist sie Vorstands-Mitglied des Grünen-Ortsverbands von Reichertshausen.
Zum Hintergrund
Das Pfaffenhofener Landratsamt hatte im November vergangenen Jahres offiziell mitgeteilt: "Nachdem der derzeitige Erste Bürgermeister der Gemeinde Reichertshausen, Erwin Renauer, aufgrund Dienstunfähigkeit zum 1. März 2023 in den Ruhestand versetzt wird, ist eine Neuwahl des Ersten Bürgermeisters erforderlich." Weiter erklärte die Landkreis-Behörde zu Situation in Reichertshausen: Da die Amtszeit des Ersten Bürgermeisters nicht mit der Wahlzeit des Gemeinderats ende, habe das Landratsamt als Rechtsaufsichts-Behörde den Wahltermin für die Neuwahl festgesetzt. Und: "Nach den Vorgaben des Gemeinde- und Landkreiswahl-Gesetzes soll die Neuwahl innerhalb von drei Monaten stattfinden."
Erwin Renauer hatte sich Ende März 2020 mit knapp 59 Prozent in der Stichwahl gegen Andreas Hepting (CSU) durchgesetzt. Damit verloren die Christsozialen nach vielen Jahren den Chef-Posten im Rathaus. Das langjährige Gemeinde-Oberhaupt Reinhard Heinrich (CSU) hatte sich bekanntlich nicht mehr zur Wahl gestellt. Zwei Wochen vor der Stichwahl hatte Renauer 46,3 Prozent der Stimmen geholt, Hepting war auf 35,6 Prozent gekommen. Andreas Dick von den Freien Wählern hatte 18,1 Prozent der Stimmen auf sich vereint und war damit aus dem Rennen. Die Wahlbeteiligung hatte zunächst 67,0 Prozent betragen, in der Stichwahl dann 68,5 Prozent.
Ausführliche Interviews mit den aktuellen drei Kandidaten und der Kandidatin finden Sie hier:
Kandidat Bertram-Pfister im Interview