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Er betreibt in der Gemeinde eine Praxis, sieht sich als Selbstständiger für den angestrebten Posten gerüstet. Als parteiloser Bewerber braucht er aber zunächst 80 Unterstützer-Unterschriften, um überhaupt kandidieren zu dürfen.

(ty) Für die Nachfolge von Manfred Betzin (parteilos), den aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig ausscheidenden Bürgermeister von Jetzendorf, hat nun ein erster Bewerber seinen Hut in den Ring geworfen: Bastian Hepperle (parteilos) strebt an, zum Rathaus-Chef in der rund 3200 Einwohner zählenden Kommune gewählt zu werden. Sehr gerne würde er als Bürgermeister agieren, um zusammen mit der Verwaltung, dem Gemeinderat und der Dorfgemeinschaft dazu beizutragen, "dass Jetzendorf so lebenswert bleibt, wie es ist, und für Jung und Alt vielleicht noch etwas besser wird", sagte der 42-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung.

Um Weihnachten vergangenen Jahres, als bekannt geworden war, das Betzin sein Amt aus gesundheitlichen Gründen heuer zum 31. März niederlegen will, habe er sich zusammen mit seiner Familie, seiner Frau und den beiden 15 und 17 Jahre alten Kindern, dazu entschieden, für das Amt zu kandidieren, erklärt Hepperle. Er wohnt nicht nur in Jetzendorf, er arbeitet als Selbstständiger auch hier. Er betreibt im Ort eine "Praxis für Physiotherapie, Osteopathie und Heilpraktik" mit mehreren Mitarbeitern, wie er zusammenfasst.

Die erste Hürde auf dem Weg zum angestrebten Posten als Bürgermeister wird es für Hepperle sein, 80 Unterstützer-Unterschriften zu bekommen. Denn mindestens 80 wahlberechtigte Gemeinde-Bürgerinnen beziehungsweise Gemeinde-Bürger müssen ins Rathaus gehen und sich dort in eine Liste eintragen, damit Hepperle überhaupt kandidieren darf. Das ist nötig, weil er keine Partei im Rücken hat. Dass 80 Unterschriften erforderlich sind, wurde auf Anfrage unserer Redaktion aus der Gemeinde-Verwaltung bestätigt und ergibt sich aus dem bayerischen Gesetz über die Wahl der Gemeinderäte, der Bürgermeister, der Kreistage und der Landräte (Gemeinde- und Landkreis-Wahlgesetz, kurz: GLKrWG).

Die Neuwahl des Ersten Bürgermeisters von Jetzendorf finde voraussichtlich am 9. Juni dieses Jahres statt, wurde jetzt noch einmal aus der Gemeinde-Verwaltung erklärt. Diesbezüglich habe man bereits einen entsprechenden Antrag bei der Regierung von Oberbayern gestellt; auch das Landratsamt von Pfaffenhofen ist eingebunden. Hintergrund des anvisierten Termins ist, dass die Wahl des künftigen Rathaus-Chefs dann zeitgleich mit der Europa-Wahl erfolgen würde – freilich nicht zuletzt aus praktischen Gründen. Die Wahl zum zehnten europäischen Parlament findet in Deutschland am Sonntag, 9. Juni, statt.

Die offizielle Festlegung des Termins für die Bürgermeister-Wahl steht noch aus. Klar ist dagegen mittlerweile: Die Kommune wird laut einem vor Kurzem gefassten Beschluss des Gemeinderats künftig einen hauptamtlichen Bürgermeister haben. Betzin führt das Amt seit 2014 ehrenamtlich aus und erhält dafür eine Aufwands-Entschädigung. Am 16. Januar hatte sich der Gemeinderat mit dem Antrag von Betzin auf Entlassung aus dem Amt aus gesundheitlichen Gründen befasst und diesem zugestimmt. Damit beendet Betzin zum 31. März dieses Jahres seine Tätigkeit.

Bastian Hepperle, der zunächst eine Schreiner-Lehre absolviert hatte, ist bislang in der Kommunalpolitik praktisch nicht in Erscheinung getreten. Bei der jüngsten Kreistags-Wahl im Jahr 2020 hatte er aber für die damals gerade erst gegründete "Bürgerliste" auf Listenplatz 18 kandidiert. Die Gruppierung holte auf Anhieb bemerkenswerte fünf Sitze und stellt seither mit Karl Huber den Vize-Landrat; Hepperle verpasste den Einzug in den Kreistag. In seiner bisherigen Tätigkeit habe er mit sehr vielen Menschen und deren Bedürfnissen, Wünschen und Sorgen zu tun, sagt der 42-Jährige. Das nötige Gespür für den Einzelnen und ein schnelles Einstellen auf den nächsten Kunden seien Fähigkeiten, die er als künftiger Bürgermeister sicherlich brauchen könne.

In seiner fast 20-jährigen Selbstständigkeit habe er mehrere Praxen aufgebaut und geleitet, auch in Pfaffenhofen und Hohenwart, und habe diese "an personelle und wirtschaftliche Gegebenheiten angepasst". Hepperle ist überzeugt: "Somit bringe ich Kompetenz in der Personal-Führung, Planung, Strukturierung und Unternehmergeist mit." Er sei es gewohnt, im Team zu arbeiten, "dieses aber auch auf Augenhöhe zu führen". Einer konstruktiven Diskussion gehe er nicht aus dem Weg, betont er. Und er sei offen für Ideen und Vorschläge aus jeder Richtung. Er habe auch ein dickes Fell, um bei Bedarf Gegenwind auszuhalten. "Ja-Sager sind angenehm, aber uneffektiv."

Er würde ohne vorgefestigte Meinung an die Aufgaben des Bürgermeisters herangehen, sagt er. Unabhängigkeit sei ihm wichtig, deswegen gehe er als parteiloser Bewerber an den Start. Denn er wolle, ohne Rücksicht auf Partei-Vorgaben  nehmen zu müssen, den Posten als Rathaus-Chef "pragmatisch und zielorientiert" ausüben, so der Physiotherapeut. "Jeder soll offen mit mir reden können", ist sein Credo. Die hohe zeitliche Belastung, die ein solches Amt mit sich bringt, sei für ihn kein Problem. Er sei es gewohnt, auch samstags und sonntags zu arbeiten, wenn der Job das erfordere.

Ihm sei bewusst, dass große Herausforderungen auf ihn warten würden, so Hepperle. Zwei davon hatte der scheidende Amtsinhaber Betzin im Dezember vergangenen Jahres in unserer Zeitung genannt: die Erneuerung der Druck-Steigerungs-Anlage für die Wasser-Versorgung in Weingarten sowie damit verbunden die Sicherstellung der Trinkwasser- und Löschwasser-Versorgung für die Ortsteile Thann und Weingarten. Ein wichtiges Ziel werde sein, die Einnahmen der Kommune zu steigern, sagt Hepperle – beispielsweise durch eine offensivere Vermarktung der Grundstücke im örtlichen Gewerbe-Gebiet.

Verstärkt kümmern möchte sich der 42-Jährige um die Belange der Jugendlichen, die seiner Ansicht nach auch außerhalb der Vereine mehr Freizeit-Angebote in der Gemeinde erhalten sollten. Für Bürgermeister Betzin, dessen Nachfolger er gerne werden würde, findet Hepperle generell lobende Worte. "Er hinterlässt eine Lücke in der Gemeinde", sagt er. In seine Fußstapfen zu treten, sei für ihn eine schöne Herausforderung. Und er glaubt, "dass ich das gut kann". Sein Wahl-Slogan lautet: "Mit Respekt in die Zukunft."

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