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Das Gremium folgte einhellig dem Vorschlag der Verwaltung, die pädagogische und ökologische Vorteile sieht. Der etablierte Inter-Kultur-Garten würde dadurch beschnitten; der Vereins-Chef geht von einem Rückzug aus.

(ty) Der Stadtrat von Pfaffenhofen hat in seiner Sitzung am heutigen Donnerstag einstimmig beschlossen, auf dem ehemaligen Bunker-Gelände eine neue Natur-Kindergarten-Gruppe für 20 Buben und Mädchen zu schaffen. Das Gremium folgte damit praktisch ohne Diskussion komplett den Vorstellungen der Verwaltung, die diese zusätzliche Einrichtung, zu der auch ein Bauwagen gehören soll, ab Herbst nächsten Jahres betreiben will. "Hallertauer Regional", der auf dem Areal tätige Verein für nachhaltiges Wirtschaften, hatte sich – wie berichtet – im Vorfeld vehement dagegen gewehrt, just an diesem Standort eine Kita-Gruppe anzusiedeln. Denn das würde seiner Ansicht nach das Aus des von Ehrenamtlichen über Jahre entwickelten und ausgezeichneten Inter-Kultur-Gartens (IKG) bedeuten.

Der Vereins-Vorsitzende Manfred "Mensch" Mayer, zugleich Stadtrat von der Wähler-Gruppe "Gemeinsam für Gemeinwohl" (GfG), hatte bekanntlich argumentiert, dass man mit dem Kita-Projekt das Öko-Paradies aufs Spiel setze; denn die Realisierung des Kita-Vorhabens in der anvisierten Form werde unweigerlich zur Zerstörung von mühsam angelegten Lebensräumen für Flora und Fauna führen. Im Rathaus sieht man das jedoch ganz anders und beruft sich auch auf externe Einschätzungen.

Kathrin Maier, die für Kindergärten zuständige Amtsleiterin im Rathaus, stellte in der Stadtrat-Sitzung die Eckpunkte des Kita-Projekts vor. Die Natur-Kindergarten-Gruppe stelle eine sinnvolle Erweiterung des Betreuungs-Portfolios der Kreisstadt dar und solle organisatorisch der Einrichtung "St. Andreas" zugeordnet werden, erklärte sie. Für das Projekt benötige man etwa 2500 der insgesamt rund 9000 Quadratmeter, auf denen der "Hallertauer Regional"-Verein bislang den IKG betreibt.

Laut Maier gehört das Areal der – von der Stadt verwalteten – Heilig-Geist- und Gritsch'schen Fundations-Stiftung; es ist von dieser an die Stadt verpachtet sowie von der Stadt wiederum an den Verein unterverpachtet. Die nach der Realisierung des Kita-Projekts verbliene Fläche – also nach jetztigem Stand um die 6500 Quadratmeter – könne die Stadt weiterhin an den Verein unterverpachten, so Maier. Die auf dem Gelände geschaffenen Lebensräume könnten nach ihrem Dafürhalten auch weitgehend erhalten werden.

Lediglich ein paar Elemente des Inter-Kultur-Gartens – wie der Bienenstand – müssten weichen. Bei einem vor Kurzem abgehaltenen "Workshop" habe man versucht, zu einem guten Miteinander zu kommen, berichtete die Amtsleiterin. Sie betonte in der Stadtrat-Sitzung den Doppel-Nutzen des Kita-Projekts. So argumentierte auch Helmut Hechtbauer, Sozialpädagoge und Fachberater für "Natur-Erlebnis-Räume". Er sehe bei dem Vorhaben "nur Vorteile", sagte er und widersprach damit freilich der Ansicht des Vereins-Vorsitzenden "Mensch" Mayer.

Mit dieser Karte veranschaulicht der "Hallertau Regional"-Verein den aktuellen Stand der Dinge im Inter-Kultur-Garten und die verschiedenen Bereiche.

Der Natur-Kindergarten sei zum einen ein Gewinn für die Kleinen, weil sie dort gemeinsam mit den Betreuern wichtige Kenntnisse über die Natur-Zusammenhänge erarbeiten und fürs Leben lernen könnten, so Hechtbauer. Zum anderen sei im Inter-Kultur-Garten derzeit nur etwa zehn Prozent des Biodiversitäts-Potenzials ausgeschöpft. Somit bedeute das Projekt eine "Wertsteigerung des Ganzen", proklamierte er und verwies dabei auch auf Markus Gastl, den Erfinder des so genannten Drei-Zonen-Gartens, der kürzlich auf Einladung der Stadt einen Vortrag in Pfaffenhofen gehalten hatte.

Hechtbauers Fazit lautete: Es gehe hier nicht um einen Verlust für den Inter-Kultur-Garten, sondern um eine "Bereicherung" für das Gelände. Der Standort erscheine "ideal", unterstrich Bürgermeister Thomas Herker (SPD) im Zuge der Sitzungs-Moderation. Ebenfalls nur Positives konnte SPD-Stadträtin Marianne Kummerer-Beck, die zuständige Referentin des Gremiums, erkennen. Sie sprach von einem sehr guten, wertvollen zusätzlichen Bildungs-Angebot für Kinder.  "Ich bin voll dafür", schloss sie ihr Statement. Schließlich würden in Pfaffenhofen Umwelt-Themen großgeschrieben.

GfG-Stadtrat Manfred "Mensch" Mayer sei als Vereins-Vorsitzender persönlich beteiligt – landläufig sagt man auch: befangen –, deswegen dürfe er in dieser Sache weder an der Beratung noch an der Abstimmung teilnehmen, hatte Bürgermeister Herker gleich nach dem Aufruf dieses Tagesordnungspunkts sinngemäß dargelegt. Er schlug jedoch vor, Mayer zumindest ein Rede-Recht einzuräumen. Dem stimmte das Gremium einhellig zu. Man habe grundsätzlich nichts gegen einen Natur-Kindergarten, stellte Mayer dann in seiner auf fünf Minuten begrenzten Stellungnahme klar und berichtete von der Kündigung des aktuellen Pachtvertrags durch die Stadt.

Nach seinen Worten hat der Verein bislang um die 250 Unterschriften für den Erhalt des IKG in seiner jetzigen Form gesammelt. Doch erst bei dem genannten, kürzlich erfolgten "Workshop" sei klar geworden, dass es zu keiner einvernehmlichen Lösung mit der Stadt kommen könne. Denn alle Alternativ-Vorschläge seien "kategorisch abgelehnt" worden. Mehrere bestehende Elemente des Inter-Kultur-Gartens müssten damit weichen – unter anderem der Lehr-Bienenstand, das "Grüne Klassenzimmer" des "Bund Naturschutz" (BN), die Muster-Dachbegrünung und das Stauden-Beet.

Kürzlich bei einem Ortstermin im IKG. Mit dabei waren unter anderem Manfred "Mensch" Mayer (gelbe Jacke) und SPD-Stadträtin Marianne Kummerer-Beck (blaue Jacke).

Er verwies ferner darauf, dass ein großer Teil des Areals eine Streuobst-Wiese sei. Solche Lebensräume gelten als besonders artenreich. Im IKG seien "Amateure" ehrenamtlich tätig; man habe auch rund 10 000 Euro reingesteckt. Doch in einen Wettbewerb könne und wolle man nicht eintreten. Bereits im Vorfeld hatte Mayer erklärt, dass man dafür weder die Arbeitsleistung noch die finanziellen Mittel aufbringen könne. Nach jetzigem Stand werde der Verein kein Interesse daran haben, unter den vorliegenden Bedingungen den Pachtvertrag für die Restfläche des Areals zu verlängern, sagt er vorbehaltlich einer Entscheidung in einer Mitglieder-Versammlung.

Mayers Appell, erst noch Alternativ-Standorte für diese neue Natur-Kindergarten-Gruppe – innerhalb und außerhalb des IKG – zu prüfen sowie auch die jeweiligen Kosten zu ermitteln, folgte der Stadtrat nicht. Einstimmig votierte das Gremium dafür, das Vorhaben in der von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Weise umzusetzen. Amtsleiterin Maier hatte auf Nachfrage von Martin Rohrmann (CSU) noch versichert, man habe sich mit alternativen Standorten auseinandergesetzt.

Doch das Bunker-Gelände weise die nötige Infrastruktur auf und der Anschluss an die bestehende Kita "St. Andreas" sei "optimal", so Maier. Bezüglich des Vorschlag, die Gruppe nahe dem Bolzplatz an der Ziegelstraße anzusiedeln, habe sie wegen der Nähe zur Umgehungsstraße "kein gutes Gefühl".

Beschlossen wurde vom Stadtrat, dass eine Natur-Kindergarten-Gruppe – vermutlicher Name: "Ackerhelden" – eingerichtet sowie der Kita "St. Andreas" zugeordnet wird. Der Unterpacht-Vertrag der Stadt mit dem "Hallertauer Regional"-Verein wird der Entscheidung zufolge für das Grundstück nicht insgesamt verlängert. Komme ein neuer Unterpacht-Vertrag für das restliche Gelände – zirka 6500 Quadratmeter – zustande, dann solle dieser zunächst für weitere drei Jahre geschlossen werden. Außerdem wurde beschlossen, dass in der Kita "St. Andreas" eine Integrations-Gruppe installiert wird.

Bisherige Beiträge zum Thema:

"Null Entgegenkommen der Stadt": Inter-Kultur-Garten in PAF hat wohl keine Zukunft

Kontroverse um Kita-Planung in PAF: Droht dem Inter-Kultur-Garten das Aus?


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