Logo
Anzeige
Anzeige

Derzeit sind neun speziell ausgebildete Vierbeiner beim BRK-Kreisverband im Einsatz. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 50 Alarmierungen. Die Eignung muss alle zwei Jahre erneut unter Beweis gestellt werden.

(ty) Eine lange Suchaktion mit klassischen Mitteln ist erfolglos geblieben. Die vermisste Person ist unauffindbar. Jetzt gilt alle Hoffnung speziell ausgebildeten Vierbeinern. Oft schon hat die Rettungshunde-Staffel des Roten Kreuzes im Landkreis Pfaffenhofen bei solchen Szenarien helfen und schlimmes Leid verhindern können. Doch kommt dieser Erfolg nicht von ungefähr. "Dahinter stecken viel Training und Professionalität. Und das ausnahmslos auf ehrenamtlicher Basis", betont Isabel Thunig, Leiterin der Unternehmens-Kommunikation beim hiesigen BRK-Kreisverband und Lager-Beauftragte der Rettungswache in Geisenfeld. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt sie die hohen Anforderungen an Hund und Hundeführer.

Notwendig sei nicht nur eine zweieinhalb bis drei Jahre dauernde Ausbildung. Alle zwei Jahre gelte es, ähnlich wie beim TÜV, die antrainierten Fähigkeiten bei einer Prüfung zu bestätigen. Zuletzt sei dies mit bravourösen Leistungen im vergangenen Herbst in Memmingen geschehen. Vier Teams seien dort mit jeweils der gleichen Aufgabe angetreten.

Ein mindestens 45 000 Quadratmeter großes Waldgebiet musste nach jeweils zwei dort versteckten Personen abgesucht werden. Die Prüflinge hatten den Angaben zufolge dafür maximal 30 Minuten Zeit. "Nachdem die Vermissten lokalisiert waren, übernahmen die Hundeführer die Erst-Versorgung und gaben die genaue Position durch, um weitere Rettungskräfte anzufordern", erklärt Thunig den Ablauf. Die Absolventen aus dem hiesigen BRK-Kreisverband seien bei der Herbst-Prüfung "zu 100 Prozent erfolgreich" gewesen.

Vergangenes Jahr habe die Staffel – intern spricht man von Arbeitskreis – noch aus elf Rettungshunde-Teams bestanden, aktuell seien es neun, so die BRK-Sprecherin. Einer der Vierbeiner sei mittlerweile sozusagen in Rente gegangen, ein anderer habe sich einer Operation unterziehen müssen. Unter den besonderen Spürnasen sind nach den Worten von Thunig etliche Rassen vertreten – vom Labrador, über Kurzhaar-Collie, Australian-Shepherd und Border-Collie-Mischung bis hin zum Bayerischen Gebirgsschweißhund.

Meist handele es sich um so genannte Flächen-Suchhunde, die generell menschlichen Gerüchen nachgehen. Drei Hunde aus dem hiesigen Arbeitskreis seien zu "Man-Trailern" ausgebildet. Diese Tiere können bei der Suche verschiedene menschliche Gerüche voneinander unterscheiden und sich trotz vieler Verleitungen ausschließlich an den Geruchs-Merkmalen der gesuchten Person orientieren. Eine dritte Kategorie bilden die beispielsweise nach Erdbeben eingesetzten Trümmer-Suchhunde; doch solche Spezialisten habe man beim BRK-Kreisverband Pfaffenhofen nicht.

Und wie wird man zum Flächen-Suchhund? "Zu Beginn der Ausbildung müssen die Hunde ihre Eignung unter Beweis stellen", erklärt BRK-Sprecherin Thunig. "Dazu müssen sie wesensfest sein, keine Angst oder Aggression zeigen und einen guten Gehorsam aufweisen. Sie müssen in der Lage sein, Geruchs-Spuren zu verfolgen oder auszuarbeiten und ihre menschlichen Partner zu den vermissten Personen zu führen, ohne sich von äußerlichen Begebenheiten wie Lärm, Wild, Einsatz-Geräuschen und Fahrzeugen ablenken zu lassen." Dafür seien viele gemeinsame Stunden Training und eine gute Bindung nötig.

Die älteste Flächen-Suchhündin im Pfaffenhofener Team ist "Vicky". Obwohl schon im zwölften Lebensjahr, trete sie heuer nochmals zur Prüfung an, berichtet Thunig. Und keiner zweifle, dass "Vicky" das schaffe. Denn sie sei noch ausgesprochen fit. Ebenso strenge Regeln gelten Thunig zufolge für die Hundeführer. Sie haben ebenfalls zahlreiche Kurse zu absolvieren und benötigen die Ausbildung zum Fachsanitäter. Erst wenn das Team alle Tests erfolgreich durchlaufen habe, dürfe es sich zur Prüfung anmelden. Auch diese gilt nach Aussagen der BRK-Sprecherin nicht für immer. Alle 24 Monate müsse die Prüfung erneuert werden.

Einer, der diese Eignung bereits mehrfach nachgewiesen hat, ist Alexander Schelle. Er seit 40 Jahren beim BRK und seit fünf Jahren bei der Rettungshunde-Staffel in Pfaffenhofen, wo er heute den Posten des stellvertretenden Arbeitskreis-Leiters innehat. Schelle ist schon viele Male mit seinen Kollegen ausgerückt, wenn Menschen unauffindbar sind. "Jeder Einsatz ist besonders, weil es in aller Regel um Menschenleben geht", betont er. "Und jeder von uns ist froh, wenn über Funk vermeldet wird, dass die vermisste Person gefunden ist."

Oft handele es sich um an Demenz erkrankte Menschen oder um Personen, die sich in psychischen Ausnahme-Situationen befinden, erklärt Thunig. Allein im vergangenen Jahr habe es für die Teams aus dem Kreis Pfaffenhofen 52 Alarmierungen gegeben. Meistens erfolgten diese, gesteuert von der Integrierten Leitstelle (ILS) der Region 10, mitten in der Nacht. "Dann heißt es, raus aus dem warmen Bett und zur angezeigten Drei-Wort-Adresse (what3words.com) fahren, um dort alle weiteren Informationen zur vermissten Person und den Begebenheiten entgegenzunehmen und die Suche zu starten", schildert Thunig das Prozedere.

Anfahrten von bis zu 100 Kilometern, beispielsweise in die Landkreise Eichstätt, Kelheim, Regensburg oder Donau-Ries, seien für die Teams keine Seltenheit. Zuweilen gebe es auch so genannte sachfremde Einsätze. Zum Beispiel beim verheerenden Hochwasser im vergangenen Jahr habe die Staffel – da allerdings ohne Hunde – bei den Evakuierungen und in der Verpflegungs-Logistik geholfen, berichtet Thunig.

Trainiert wird ihren Worten zufolge jedes Wochenende. Das schweiße die Teams auf besondere Weise zusammen. "Sie sind wie eine Familie und für unseren BRK-Kreisverband eine enorm wichtige Komponente", betont die Sprecherin. Um diese rein ehrenamtliche Arbeit auch weiterhin auf hohem Niveau gewährleisten zu können, sei man auch auf Spenden angewiesen. So benötige der Arbeitskreis beispielsweise GPS-Geräte sowie ein neues Einsatz-Fahrzeug.


Anzeige
RSS feed