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Beim ersten Bürgerabend in Zusammenhang mit der Bewerbung für das EU-Förderpgrogramm "Leader" wurden die Stärken und Schwächen des Landkreises thematisiert

(ty) Nicht lange überlegen mussten die 54 Teilnehmer, als sie beim ersten Leader-Bürgerabend am Mittwoch im Kelten-Römer-Museum in Manching die Einstiegsfrage beantworten sollten, was denn aus ihrer Sicht die Stärken des Landkreises Pfaffenhofen seien: Die hohe Wirtschaftskraft, die Lage zwischen den Ballungszentren Ingolstadt und München, die besondere Landschaft und die hier lebenden Menschen – lauten einige der vielen Antworten, die in der engagierten Diskussion schnell zusammengetragen und von den beiden Moderatoren Ulrike und Jens Lilienbecker auf kleinen Kärtchen festgehalten wurden. Freilich kam auch zur Sprache, „wo wir noch besser werden können“, etwa in den Bereichen Barrierefreiheit und Mobilität sowie bei der Ordnung der Freizeitnutzung im Bereich Feilenmoos.

Warum die öffentliche Diskussion über die Ist-Situation notwendig ist, machte der stellvertretende Landrat Anton Westner (CSU) deutlich: Es sei die Grundlage und ein wichtiger Schritt für die Erarbeitung der zukünftigen Entwicklungsstrategie, mit der sich der Landkreis für das europäische Leader-Förderprogramm bewerben will. Der Landkreis wolle damit neue Wege gehen und kreative Ansätze machen, um die vorhandenen Potentiale zu nutzen und wichtige Zukunftsprojekte für die Region umzusetzen. Am Ende der Veranstaltung zeigte Westner sich zufrieden und verwies gleich auf den kommenden Montag, 4. August, wenn um 18.30 Uhr in der Klosterschenke Scheyern die Diskussion beim zweiten Bürgerabend fortgesetzt wird. 

Vize-Landrat Anton Westner  (CSU) begrüßte die rund 50 Teilnehmer beim Leader-Bürgerabend in Manching.

Den Leitfaden für die Stärken/Schwächen-Diskussion bildeten die Themenfelder, die bei der Auftaktveranstaltung Anfang Juli in Wolnzach festgelegt worden waren. Neben einer hohen Wirtschaftskraft zeichne sich der Landkreis durch eine niedrige Arbeitslosenzahl, Branchenvielfalt, florierende Wirtschaft und einen guten Mittelstand aus. Auch die Lage sei günstig und der Landkreis dadurch infrastrukturell gut angebunden. In Zukunft ist für die Teilnehmer jedoch wichtig, die Kaufkraft im Landkreis zu halten und das Bewusstsein für den regionalen Einkauf zu stärken, um der Übermacht aus dem Internet mit gemeinsamen Aktionen etwas entgegensetzen zu können. Auch die Teilhabe von Menschen, denen es nicht so gut gehe, müsse dabei bedacht werden, wurde gesagt. 

Zu den Landkreis-Stärken wurden auch die aktive Kulturarbeit und die kulturelle Vielfalt sowie Brauchtum und Volksmusik gezählt. Allerdings sollte die Vernetzung fortgesetzt werden, wie sie mit dem „Wegweiser“ bereits begonnen wurde. Zudem wurde eine Koordinierung der Veranstaltungen und Veranstaltungsorte angeregt.

Als positiv wurde eingeschätzt, dass es viele Vereine und Engagierte gebe und die Menschen heimatverbunden seien. Für Jugendliche sei die intakte Umwelt ein wichtiger Grund, sich mit der Region zu identifizieren, hieß es. Als „stur und trotzdem wandlungsfähig“ wurde der Charakterzug der Landkreisbewohner beschrieben, die im „Herzen von Bayern“ leben, aber auch Veränderungsbereitschaft besitzen und offen für neue Projekte sind. Mit einem Augenzwinkern wurde als Projektidee ein Lehrpfad „Bayrisch für Anfänger“ vorgeschlagen.

Im touristischen Bereich wurden die Kulturlandlandschaft und Hopfengärten als positiv gewertet und betont, dass man eigentlich gar nicht wegfahren müsse, sondern den Urlaub mit Sport und Gesundheit gleich vor der Haustür beginnen könne. Allerdings seien die touristischen Stärken bei manchem Einheimischen gar nicht bekannt, wurde moniert. Handlungsbedarf wird in der Vernetzung der Radwege und in der Schaffung von Querverbindungen gesehen. Lehrpfade und barrierefreier Tourismus wurden mögliche Projekte gesehen.

Wichtig war den Diskussionsteilnehmern, dass die ländliche Struktur sowie die vielfältige Landwirtschaft und Kulturlandschaft erhalten bleiben. Auch der Erhalt der Naturräume und Freiräume, in denen sich die Natur selbst überlassen bleibt, wurden als wichtig gesehen. Jedoch solle auch der Mensch Freiräume bekommen und Naturerlebnisse sollen gezielt ermöglicht werden, wurde ergänzt. Speziell für die weitere Entwicklung des Feilenmoos wurde eine Ordnung der Freizeitnutzung vorgeschlagen, die noch einmal in einem gesonderten Workshop besprochen werden soll. Wichtig sei dabei, dass das bereits vorhandene Inselgutachten weiterentwickelt und eine Besucherlenkung eingerichtet werde. Auch ein Leitfaden für Naturerlebnisse sei sinnvoll, lautete eine weitere Idee. Als weitere Stärken wurden Hopfen, Spargel und die regionalen Produkte sowie die Direktvermarktung angeführt. 

Angerissen wurden der zu erwartende demographische Wandel und mögliche Folgen, die sich daraus ergeben können. Denn einerseits sei der Landkreis eine attraktive Zuzugsregion und aufgrund der gefestigten sozialen Strukturen für einen weiteren Zuwachs an Bevölkerung gewappnet, hieß es. Anderseits nehme der Flächendruck deutlich zu, was insbesondere zu Lasten der Naturräume und der Landwirtschaft ausfallen könne. Auch die Gefahr, dass künftig Häuser in den Ortskernen leer stehen können, wurde diskutiert. Denn schon jetzt wohne in manchem großem Haus nur noch eine Person.

Als weitere Folge des demographischen Wandels wurde die Zunahme der älteren Bevölkerung gesehen und deshalb ein stärkeres Miteinander von Jung und Alt hervorgehoben. Konkrete Ansatzpunkte könnten Patenschaften von Senioren sein, die sich um die Ausbildung Jugendlicher kümmern – oder die Belebung des Bürgergartens in Wolnzach durch Bewegungselemente. Als weitere Stärken wurden hier genannt: das Familienbildungszentrum in Pfaffenhofen, das Bündnis für Familien, das seniorenpolitische Gesamtkonzept, die erste Inklusionsschule im Landkreis, das ehrenamtliche Engagement, eine gute Jugendarbeit, die intakte Schullandschaft und, dass etwa in Vohburg die Kinder und Senioren zusammenkommen.

Um die Zukunftsfähigkeit der Gemeinden unterstützen zu können, sollen die Themen Barrierefreiheit und Inklusion eine größere Rolle spielen, hieß es. Verbesserungen seien vor allem bei der Zugänglichkeit notwendig. Beispielhaft wurden die Probleme von Rollstuhlfahrern erwähnt, die mit historischem Kopfsteinpflaster etwa in Vohburg zu kämpfen haben oder gar nicht mehr ihre Wohnung verlassen können. Weil oftmals noch der „Blick für das Problem“ fehle, wünschten sich die Anwesenden ein Zusammenspiel von Behinderten, Nicht-Behinderten und der Kommunen. Wünschenswert wären auch eine Wohnraumberatung und eine Förderung der notwendigen Umbaumaßnahmen. Betreutes Wohnen sollte möglichst im Ortszentrum angeboten werden, lautete ein weiterer Hinweis.

Nur kurz wurde der Bereich Energie und Nachhaltigkeit angesprochen. Hier wurde die Energie-Autarkie als Chance gesehen. Die Erstellung eines Energieplanes für den Landkreis wurde vorgeschlagen, um die erneuerbaren Energiequellen im gesamten Raum besser nutzen zu können.

Zum Thema Mobilität wurde verabredet, einen gesonderten Workshop im September zu veranstalten, um auch Fachleute einladen zu können. Als wichtige Ziele wurden ein bezahlbarer ÖPNV  genannt – und eine Unterstützung mit Mobilitätsangeboten für diejenigen, die sich in den verschiedenen Tarifsystem nicht so gut auskennen.

Nach dem zweiten Bürgerabend am Montag in Scheyern wird nach den Sommerferien das „Zukunftsform“ stattfinden, bei dem sich die Region mit künftigen Herausforderungen auseinandersetzen und Chancen und Risiken diskutieren will. Termin ist der 15. September um 18.30 Uhr im Hopfenmuseum in Wolnzach.

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