Logo
Anzeige
Anzeige

Promi-Alarm beim Neujahrsempfang der Pfaffenhofener Kreis-CSU – und klare Ansagen der bayerischen Umwelt- und Verbraucherministerin zu Trinkwasser, Fracking  und Gentechnik 

Audio-Podcast: Die Rede von Ministerin Ulrike Scharf

Von Tobias Zell

Mehr lokale und regionale CSU-Prominenz geht vermutlich gar nicht. Zum Neujahrsempfang des hiesigen Kreisverbands war am gestrigen Montagabend praktisch alles gekommen, was Rang und Namen hat. Sonderlich heiß her ging es politisch nicht, es steht ja auch keine Wahl an. Höchstens aufgrund der Temperaturen im Pfaffenhofener Sparkassen-Casino kam der eine oder andere etwas ins Schwitzen – es waren ja auch um die 300 Gäste da, die dicht an dicht standen. Doch alle lauschten artig bis interessiert den Reden, ehe das umfangreiche Büfett eröffnet wurde und der zwanglose Teil begann.

Den Höhepunkt des Abends – und das durchaus auch optisch ­– bildete der Auftritt der bayerischen Umwelt- und Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf aus Erding. Im schwarzen Abendkleid zog sie die Blicke auf sich und verlieh nebst einigen Festköniginnen dem Empfang den Hauch von Glanz und Glamour, der auch einer politischen Veranstaltung niemals schaden kann.

 

Hallo, erst mal! Landrat Martin Wolf (rechts) begrüßt seinen Stellvertreter Anton Westner.

Ulrike Scharf gab sich locker und volksnah, verzichtete auf jegliche Ministerinnen-Allüren und hatte in ihrer klaren und gut strukturierten Rede auch einiges zu sagen. So proklamierte sie unter anderem ein unmissverständliches Ja zur kommunalen Trinkwasserversorgung und unterstrich ihr ebenso deutliches Nein zum unkonventionellen Fracking: "Nicht alles, was technisch machbar ist, darf der Mensch auch ethisch wirklich umsetzen“, lautete hier ihr Credo, für das sie spontanen Applaus bekam. Und als staatlich vereidigte Wasserministerin garantiere sie: "Wir lassen keine Experimente mit unserem Trinkwasser zu."

 

Majestätischer Besuch: Mehrere Festköniginnen waren gekommen; hier stellvertretend zwei von ihnen.

Wasser sei „im Wasser-Land Bayern schlichtweg heilig“, so die im September vergangenen Jahres zur Ministerin ernannte Landtagsabgeordnete, die auch Vorsitzende der Wasserwacht im Freistaat ist. Doch das Wasser habe auch seine Schattenseiten, sagte sie mit Blick auf Hochwasser. Seit dem Jahr 2001 seien deshalb bereits 1,8 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz im Freistaat investiert worden, stellte sie heraus und gab in diesem Zusammenhang auch einen Überblick über die laufenden und geplanten Maßnahmen im Landkreis sowie im gesamten Freistaat, die insgesamt weitere 3,4 Milliarden verschlingen.

Allerlei Prominenz; hier in der Mitte: Altlandrat Rudi Engelhard.

Unterstrichen hat Scharf auch das klare „Nein zur grünen Gentechnik“ in Bayern, das sie als historisch wertet und das für sie auch mit Respekt vor der Schöpfung zu tun hat. Der Freistaat sei seit fünf Jahren gentechnik-anbaufrei. Das sei vielleicht nur ein kleiner Schritt – ein wirklich großer sei aber, dass das Europa-Parlament nun dem seit Jahren geforderten Selbstbestimmungsrecht über den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zugestimmt habe. Die komplette Rede von Ulrike Scharf hören sie hier.

Viel Applaus gab es für die Rede der Ministerin – und obendrein noch kleine Präsente vom Abgeordneten Karl Straub sowie von CSU-Kreischef Ludwig Wayand, der neuerdings einen Bart trägt. Straub erklärte, er sei stolz, dass seine Sitznachbarin im Landtag jetzt Ministerin ist. Und Wayand hatte zuvor schon darauf hingewiesen, dass der durch die Kabarettistin Monika Gruber bekannt gewordene Ort Tittenkofen durch Ulrike Scharf jetzt eine zweite Persönlichkeit aufzuweisen hat. Zum Hintergrund muss man wissen, dass Scharfs Familie dort ein Busunternehmen gehört.

Promi des Abends: Ministerin Ulrike Scharf.

Wayand hatte zu Beginn des Empfangs, der mit reichlich Verspätung begann und von den „Pfahofara Buam“ musikalisch umrahmt wurde, schon seine liebe Müh, die Armada an prominenten Gästen zu begrüßen. Angefangen beim Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer aus Freising, über den Landtagskollegen Straub, Landrat Martin Wolf, Bezirksrätin Barbara Breher, bis hin zum früheren Bundestagsabgeordneten Franz Obermeier und der einstigen Staatssekretärin Erika Görlitz. Und das war ja erst der Anfang. Da waren ja auch noch der Ingolstädter CSU-Kreischef Hans Süßbauer, dessen Neuburger Kollege Alfred Lengler, Altlandrat Rudi Engelhard, Vize-Landrat Anton Westner sowie zahlreiche Bürgermeister und Kreisräte. Und natürlich nicht zu vergessen: Ilmtalklinik-Geschäftsführer Marcel John, Kreisbrandrat Armin Wiesbeck, BLSV-Kreischef Florian Weiß, Innungs-Boss Max Hechinger, der Pfaffenhofener Polizeichef Robert Brenner, Kreisbäuerin Erna Stanglmayr sowie zahlreiche weitere Vertreten von Firmen, Institutionen und Schulen – von A wie „Airbus Defense and Space“ über BRK, Caritas und Irma bis hin zu Z wie Walter Zillner, dem Vorstandsmitglied der Hallertauer Volksbank.


Die "Pfahofara Buam" umrahmten den Abend musikalisch.

In der Politik, sagte Ludwig Wayand, nachdem er gefühlt jeden zweiten der Anwesenden namentlich begrüßt hatte, in der Politik sei es wie im richtigen Leben. Die Zeit um den Jahreswechsel nutze man, um Rückschau zu halten und vorauszublicken. Als die Themen, die die CSU heuer unter anderem im Landkreis beschäftigen werden, nannte er die Energiewende samt der umstrittenen Stromtrasse, die Asylpolitik und die Fragen, die es angesichts der boomenden Region 10 zu beantworten gebe.

Über die Themen Hochwasserschutz und Gentechnik leitete Wayand dann geschickt über zur Hauptrednerin des Abends, Ministerin Scharf, die er als einzige Mittelständlerin im Kabinett Seehofer titulierte – weil nämlich nicht nur ihre Eltern ein Busunternehmen haben, sondern sie selbst ein Reisebüro. Und in bester Reiseveranstalter-Manier lobte Scharf dann auch erst einmal den Landkreis Pfaffenhofen. Hier seien Natur und Kultur auf das Schönste miteinander vereint, schwärmte sie. Und wenn man nicht eh hier wohnen würde, man tät angesichts dieser Reklame glatt fürs nächste Wochenende einen Ausflug hierher buchen.

Ministerin Scharf am Rednerpult.

Gut kommt es freilich auch immer an, wenn man die Leute lobt, die dort leben, wo man gerade zu Gast ist: „Hier gibt’s Menschen, die was bewegen, innovative Unternehmer. Ich denke nur an die Firma Hipp in Pfaffenhofen“, bauchpinselte Scharf. „Ich denke an tüchtige Arbeitnehmer, an ehrenamtlich aktive Bürger. Und sie alle machen den Landkreis Pfaffenhofen so lebens- und liebenswert.“

Und jetzt zur CSU. „Wir reden nicht von Generationen-Gerechtigkeit, sondern wir schaffen sie. Damit agieren wir nachhaltig im sozialen Sinne“, so die Ministerin. Nachhaltig sei auch die Richtschnur in der Haushaltspolitik. Die schwarze Null, die Bayern hinlege, sei eigentlich „weiß-blau“. Zwischen 2012 und 2016 baue man 3,6 Milliarden Euro Schulden ab. „Das sind wahre Pflastersteine in den Rucksäcken unserer Kinder, die wir schrittweise und nachhaltig auspacken.“

Und bei alldem sei der Freistaat auch noch Spitzenreiter unter den Ländern in Sachen Investitionen, betonte Scharf. Denn die „Bayern-Formel“ der CSU laute: „Maß halten, Wort halten und Zukunft gestalten.“ Schöner hätte es auch Heimat- und Finanzminister Markus Söder zuletzt bei seinem Gastspiel in der BR-Seifenoper „Dahoam is dahoam“ nicht sagen können.

Kleine Geschenke für den prominenten Gast: MdL Karl Straub (von links), Ministerin Ulrike Scharf, CSU-Kreischef Ludwig Wayand, MdB Erich Irlstorfer.

Da knüpfte der hiesige MdL Karl Straub nahtlos an, der sich für einen „lebenswerten“ und „liebenswerten“ Landkreis Pfaffenhhofen einsetzt und das Engagement der CSU-Regierung in München preist. Der jüngste kommunale Finanzausgleich in Höhe von 8,3 Millionen Euro sei „beispiellos“, und fast ein Drittel des bayerischen Haushalts sei der Bildung gewidmet.

Sein neues „Leib- und Magenthema“ aber sei die Asyl- und Ausländerpolitik, so Straub, der nicht drumherum redete: Der Flüchtlings-Zustrom werde in absehbarer Zeit nicht abreißen. Und nicht jeder hierzulande, der hinterfrage, ob in diesem Zusammenhang alles richtig laufe, sei rechts-extrem, stellte Straub klar und machte die Brisanz des Themas deutlich: Pfaffenhofen sei ein Vorzeige-Landkreis im Umgang mit Flüchtlingen, aber man müsse aufpassen, dass die Stimmung nicht kippe. Mit Verweis auf die Pegida-Demonstrationen in der Republik verdeutlichte er die Gefahr: Nicht jeder, der hinter Pegida herlaufe, sei rechts-extrem – aber das, was bei den Demos auf den Plakaten und Bannern stehe schon.

Applaus und Prost: Ministerin Ulrike Scharf, Landtagskollege Karl Straub.

„Wir wollen keine 80 Meter hohen Stromtrassen durchs Altmühltal“, sagte Straub und verwies auf den gerade abgeschlossenen Energie-Dialog, den die bayerische Ministerin Ilse Aigner (CSU) ob des breiten Widerstands angestoßen hatte. Bei diesem Thema brauche man sich im Freistaat auch nicht treiben lassen, findet Straub. „Wir entscheiden hier über Jahrzehnte“; deshalb müsse auch Zeit sein für drei Monate Dialog. In Sachen Digitalisierung versprach er – dank der zur Verfügung stehenden Fördergelder – für den Kreis Pfaffenhofen „nahezu Vollversorgung“.  Daran wird er sich noch messen lassen müssen.

Der für den Landkreis zuständige Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer aus Freising warb eingangs seiner Rede für mehr Selbstbewusstsein der CSU im Bund. Es gebe Situationen, in denen aus anderen Bundesländern Belehrungen kämen, zum Beispiel in Sachen Wirtschaftspolitik. Dem will er entgegnen: „Kommt doch erst mal auf unsere Augenhöhe und dann reden wir weiter.“

Beifall gab es für alle Redner an diesem Abend: Der frühere Abgeordnete Franz Obermeier (von links), Innungs-Chef Max Hechinger, Sparkassen Vorstandsmitglied Stefan Maier und Bernd Huber, der Vorsitzende des Wirtschaftsbeirats im Landkreis.

Angst habe er weder vor Pegida noch vor einer angeblichen Islamisierung, so Irlstorfer weiter. Es sei die Aufgabe der Politik, hier aufzuklären und den Schulterschluss über Parteien hinweg zu finden. Denn Pegida-Sympathisanten seien nicht nur Links- oder Rechtsradikale, sondern auch Menschen, die einfach Angst hätten. Und wenn Zigtausende auf die Straße gehen, dann sei das zweifelsohne eine Herausforderung für die Politik: „Wir ringen nach Lösungen“, räumte der Bundespolitiker ein.

Ausdrücklich „verwundert“ zeigte sich Irlstorfer über europa-kritische Stimmen, welche die EU nur auf krumme Gurken oder Glühbirnen reduzieren. Dabei wird seiner Ansicht nach vergessen, dass die Europäische Union in erster Linie eine Wertegemeinschaft und eine Friedensbewegung sei.

In Sachen Finanzpolitik sieht der Bundestagsabgeordnete Bayern als Vorreiter. Und auch in der großen Koalition in Berlin habe die Union „Marksteine“ gesetzt: Die Mütterrente, die schwarze Null und – wie versprochen – keine Steuer-Erhöhungen: das dokumentiere die Verlässlichkeit und sorge für Glaubwürdigkeit.

 

Pfaffenhofen-Ingolstadt-Connection: Der hiesige CSU-Kreischef Ludwig Wayand (links) mit seinem Schanzer Kollegen Hans Süßbauer.

Seine Position in Sachen Asylpolitik brachte Irlstorfer auf eine einfach Formel: Wenn man das „C“ und das „S“ in CSU (Christlich Soziale Union) erst nehme, dann müsse man auch danach handeln. In einigen Ländern würden Leute „brutalst abgeschlachtet“; man habe die Pflicht, traumatisierte Menschen aus diesen Ländern aufzunehmen. Zugleich müsse man jedoch die Leute abschieben, die das System nur ausnutzen wollten. Klar ist für Irlstorfer aber eines: Jeder, der aus religiösen oder politischen Gründen verfolgt wird, der müsse Zuflucht finden.

Zum Schluss seiner Rede fand Irlstorfer dann den passenden Ansatzpunkt, um die Gäste, die logischerweise fast durch die Bank CSU-Mitglieder oder -Freunde sind, noch einmal direkt anzusprechen: Das politische Ehrenamt werde oftmals unterschätzt, sagte er – und dankte allen engagierten Leuten aus den verschiedenen Partei-Organisationen. Dann wurden die Alu-Folien am Büfett gelüftet und das meterlange Büfett war eröffnet. 

Offizieller Teil vorbei, Büfett eröffnet: Reinhard Heinrich, CSU-Fraktionschef im Kreistag und Bürgermeister von Reichertshausen, auf der kulinarischen Pirsch.

Weitere Beiträge zum Thema:

"Nicht alles, was machbar ist, darf der Mensch umsetzen" (Audio)

Bleiberecht und Ausbildung für Flüchtlinge

Ein heißer Abend mit Ilse Aigner (Bericht vom CSU-Neujahrsempfang im vergangenen Jahr)


Anzeige
RSS feed