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Pfaffenhofens Klimaschutz-Managerin Kathrin Merkert sieht bei den Energiekosten für städtische Gebäude ein Einspar-Potenzial von 220 000 Euro im Jahr – im Stadtrat wurde ihr Bericht mit viel Lob bedacht

(zel/ty) Für Wasser, Strom und Wärme in seinen Liegenschaften gibt die Stadt Pfaffenhofen jährlich um die 1,4 Millionen Euro aus – davon rund die Hälfte für Strom. Die städtische Klimaschutz-Managerin Kathrin Merkert hat nun 30 öffentliche Gebäude und Einrichtungen sowie deren Verbrauchszahlen unter die Lupe genommen – und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass enormes Einspar-Potenzial herrscht. Nach ihrer Einschätzung könnten allein durch schnell umsetzbare Maßnahmen rund 100 000 Euro pro Jahr gespart werden. Das gesamte Einspar-Potenzial sieht sie sogar in einer Größenordnung von 220 000 Euro per anno. Das erklärte sie am Donnerstagabend im Stadtrat, als sie den ersten Energiebericht der Stadt vorstellte. 

Das 56 Seiten starke Zahlenwerk liegt früher vor als erwartet. Im Internet kann der Energiebericht unter www.pfaffenhofen.de/klimaschutz eingesehen und heruntergeladen werden. Der Bericht dient als Ausgangspunkt für das kommunale Energiemanagement, mit dessen Hilfe künftig die Wärme-, Strom- und Wasserverbrauchszahlen der städtischen Liegenschaften systematisch erfasst und ausgewertet werden. So sollen Einsparpotenziale erkannt und Maßnahmen zur Reduzierung des Energie- und Wasserverbrauchs umgesetzt werden.

Klimaschutz-Managerin Kathrin Merkert.

30 öffentlich genutzte Gebäude der Stadt Pfaffenhofen samt ihrem jeweiligen Wärme-, Strom- und Wasserverbrauch hatte Merkert in den vergangenen Monaten detailliert untersucht. Insgesamt stellte sie fest, dass der Energieverbrauch der Liegenschaften mit „gut“ bis „befriedigend“ einzustufen ist – wobei freilich zum Teil große Unterschiede zwischen alten und neuen Gebäuden bestehen. Insbesondere bei den zuletzt errichteten Gebäuden, etwa den Kindertagesstätten „Burzlbaam“ und „Ecolino“, wurde sehr auf eine wärmeeffiziente Bauweise geachtet. Bei älteren Liegenschaften dagegen gibt es teilweise ein hohes Einsparpotential. 

Erfahrungsgemäß können laut Merkert allein durch die Einführung eines kommunalen Energiemanagements zehn bis 20 Prozent Energiekosten eingespart werden. Außerdem rechnete Merkert damit, dass durch zusätzliche Investitionen in Energie-Einsparmaßnahmen jährlich rund 1,6 Millionen Kilowattstunden (kWh) Wärme, 260 000 kWh Strom und 1900 Kubikmeter Wasser eingespart werden können, was dann insgesamt eine jährliche Kostenreduzierung von etwa 220 000 Euro bedeuten würde. 

In einem ersten Schritt sollen nun im Rahmen dieses kommunalen Energiemanagements die Daten der Gebäude mit dem größten Energieverbrauch automatisch und stündlich erfasst werden. Für diese Technik fallen laut Merkert Kosten in Höhe von etwa 150 000 Euro an. Dafür liefert dieses System dann regelmäßig Informationen und gibt sogar Alarm, wenn es zu explosionsartigen Anstiegen kommt. 

Mit höchster Priorität sollen in nächster Zeit die beiden Großverbraucher – Freibad und Eisstadion – auf mögliches Einsparpotential untersucht werden sowie das Schulzentrum Niederscheyern, der Kindergarten Maria Rast, das Rathaus, das Verwaltungsgebäude am Sigleck, das Feuerwehrhaus und Sportheim von Uttenhofen sowie die Joseph-Maria-Lutz-Schule. 

 

 

Ihre bisher größte Photovoltaik-Anlage hat die Stadt Pfaffenhofen auf dem neuen Dach des Eisstadions installiert. Sie versorgt im jahreszeitlichen Wechsel das Eisstadion und das Freibad mit Strom.

Sehr positiv entwickelt hat sich in den vergangenen Jahren der Einsatz von Photovoltaik auf städtischen Gebäuden und Flächen. Insgesamt waren zum Ende des vergangenen Jahres auf städtischen Gebäuden Photovoltaik-Module mit einer Gesamtleistung von 732 kWp installiert, wovon 284 kWp von der Stadt selbst betrieben wurden. Der Anfang wurde im Jahr 2000 mit der ersten städtischen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Theresia-Gerhardinger-Schule gemacht. Es folgten weitere kleine Anlagen, bis im Jahr 2012 die hiesige Bürgerenergie-Genossenschaft die erste große Anlage auf dem städtischen P&R-Parkplatz am Bahnhof installierte. Die Stadt selbst hat ihre erste große Anlage vor kurzem auf dem neuen Dach des Eisstadions in Betrieb genommen.

Stadtbaumeister Gerald Baumann erklärte, es hätte die Stadt 40 000 bis 45 000 Euro gekostet, wenn man eine solche Expertise in Auftrag gegeben habe – Merkert habe das ganz alleine gemacht. Aber nicht nur deshalb bekam Merkert im Stadtrat Lob von allen Seiten für ihren Bericht. Stadtrat Andreas Herschmann (SPD) – er ist auch Chef des Energie- und Solarvereins, freute sich, dass hier „enorme Einspar-Potenziale quantifiziert“ worden seien. Die gilt es nun zu nutzen. „Pfaffenhofen leistet einen wichtigen und überfälligen Beitrag zum Klimaschutz“, so Herschmann. 

Auch Max Hechinger (FW) lobte die Arbeit von Merkert. Er regte an, die Verbrauchsdaten und die Einsparpotenziale umgerechnet auf den einzelnen Einwohner herauszuarbeiten, damit die Leute einen besseren Bezug zu den Zahlen bekommen, sich stärker angesprochen fühlen und auch ihre eigenen Daten damit vergleichen können. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) regte in diesem Zusammenhang an, es wäre gut, wenn die Bürger ihre eigenen Verbrauchsdaten auf einer Internet-Seite eingeben könnten. So könnte man auch zusätzliche Informationen gewinnen. 

Unter anderem mit diesem Untergangs-Szenario wirbt Pfaffenhofen für den Klimaschutz.

Apropos Klimaschutz. In einem fast schon kabarettistischen Beitrag meinte Reinhard Haplik (ÖDP), es sei vielleicht sogar gefährlich, zu viele Leute in Pfaffenhofen zum Radfahrer zu animieren. Denn das sei hier sehr gefährlich, spielte er auf die Verkehrslage an. Er habe jedenfalls oft Angst, wenn er mit dem Drahtesel unterwegs sei. Das Radwege-Netz ist für ihn ein Knackpunkt in der künftigen Stadtentwicklung.

Manfred „Mensch“ Mayer (GfG) freute sich über den Konsens, der in dem Ratsgremium in Sachen Klimaschutz herrscht. Es sei „überfällig“ und „eine Selbstverständlichkeit“, hier weiter anzupacken. Mayer warb zugleich dafür, alle städtischen Möglichkeiten auszuschöpfen.

SPD-Fraktionschef Markus Käser erinnerte daran, dass der Landkreis ja die Einrichtung einer Energie-Agentur plane. Allerdings „scheint da der Wurm drin zu sein“. Landrat Martin Wolf (CSU) hatte bekanntlich schon vor Jahren eine solche Energie-Agentur angekündigt, doch es geht nicht recht voran. Erst dieser Tage stand das Thema im Kreisausschuss auf der Tagesordnung, wurde aber kurzfristig abgesetzt, weil es offenbar immer noch Klärungsbedarf gibt. Käser indes ist sich sicher: Das, was die Stadt Pfaffenhofen hier gerade tue, sei genau der Weg, den der Landkreis einschlagen sollte – plus Beratung der Bürger. 

Auch Martin Rohrmann (CSU) meinte mit Blick auf die von Merkert aufgezeigten Einspar-Potenziale, es sei „sehr positiv, was hier gekommen ist“. Wichtig wäre es seiner Meinung nach nun, die Bürger auf dem weiteren Weg mitzunehmen, sodass die Bemühungen als selbstverständlich angenommen werden. Rohrmanns Fazit: Ein klares „Weiter so“.

Bei der Stadt hofft man nun, „dass von dem Energiebericht eine gewisse Signalwirkung ausgeht und Bürger und Unternehmer ebenfalls Energiesparmaßnahmen einleiten“, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Die Stadt selbst möchte durch die Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzepts die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent reduzieren. Konkret bedeutet dies, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von 6,6 Tonnen CO2 pro Jahr auf drei Tonnen pro Jahr gesenkt wird – wodurch sich Pfaffenhofen als eine der Spitzenkommunen im Energiebereich positionieren mächte.

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