Zu teuer und zu klein: Ausstellung für sakrale Kunst und Volksfrömmigkeit im Mesnerhaus sollte durch ein völlig neu konzipiertes Museum unter dem Motto "Pfaffenhofen – Stadt, Land, Glaube" im Anbau der Spitalkirche ersetzt werden. Doch diese Idee ist nun vom Tisch
Von Tobias Zell
Die Diskussion war ebenso ausführlich wie kontrovers, aber am Ende fiel eine doch recht klare Entscheidung. Mehrheitlich lehnte der Pfaffenhofener Stadtrat am gestrigen Donnerstagabend eine Machbarkeits-Studie ab, wonach das Museum für sakrale Kunst und Volksfrömmigkeit im maroden Mesnerhaus durch ein völlig neu konzipiertes Museum unter dem Motto "Pfaffenhofen – Stadt, Land, Glaube" im Anbau der Spitalkirche ersetzt werden sollte. Zentraler Kritikpunkt: Die sehr hohen Kosten. Ein zweiter Malus: In dem schmalen Anbau stünden insgesamt nur 355 Quadratmeter zur Verfügung, davon 41 im Obergeschoss, die nur als Lager zu gebrauchen wären.
Ausführlicher Bericht zum Konzept: Mal sehen, wer dran glaubt
Auf Antrag von Andreas Herschmann (SPD) wurde schließlich der Vorschlag von Kulturreferent Steffen Kopetzky (SPD) angenommen. Der hatte dafür geworben, dass man die Sammlung lieber adäquat archivieren und einlagern solle. Aus diesem Bestand heraus könne man dann immer wieder temporäre Ausstellungen zu bestimmten Themen bestreiten. Dagegen votierten die gesamte CSU-Fraktion und ÖDP-Rat Reinhard Haiplik, doch die Mehrheit war für diese Vorgehensweise. Zuvor war bereits mehrheitlich die Idee zur Schaffung des neues Museums in dem Spitalkirchen-Anbau beerdigt worden – nur die CSU-Fraktion sowie Haiplik und Bürgermeister Thomas Herker (SPD) hätten sie gerne umgesetzt gesehen.
Allein der für das Museum nötige Umbau des Spitalkirchen-Anbaus hätte mindestens eine Million Euro verschlungen, wie dem Stadtrat erläutert wurde. Die Ausstattung des Museums hätte einmalig mit weiteren rund 700 000 Euro zu Buche geschlagen. Zwar würden sich Stadt und Landkreis als gemeinsame Museums-Träger die Kosten teilen – und den Umbau würde die Hl.-Geist-Stiftung als Eigentümerin vorfinanzieren und sich das Geld dann über 20 Jahre durch die Mietkosten zurückholen. Doch unterm Strich wären auf Stadt und Kreis einmalig jeweils 350 000 Euro für die Einrichtung plus für die nächsten 20 Jahre jeweils rund 90 000 Euro per anno zugekommen.
Eine kontroverse Debatte gab es im Stadtrat über das Museums-Konzept.
Für eine Sammlung dieser Qualität einen solchen Aufriss zu machen, halte er für falsch, sagte Kopetzky, der – wie berichtet – vorab bereits eine Denkschrift zum Thema veröffentlicht hatte. Diese lesen Sie hier: "Eine große Chance". Auch finanziell wolle er das der Stadt nicht zumuten, betonte Kopetzky. Die Sammlung sei „ernüchternd“, „überschaubar“ und „schwierig“. Er glaube nicht, dass jemand, der eine solche Sammlung hätte, ein Museum eröffnen würde. Das vorgestellte Konzept spinne um dieses Defizit herum.
Eröffnet worden war den Reigen der Redebeiträge von Reinhard Haiplik (ÖDP) mit einer Suada. Der leidenschaftliche Heimatforscher pries das vorgestellte Konzept als „stimmig, schlüssig, durchdacht und vielversprechend – wenngleich sehr teuer“. Aber eine andere Gelegenheit werde man so schnell nicht mehr bekommen. Man müsse sich seiner Wurzeln besinnen, appellierte er mit Blick auf die Themen Religion und Glaube – vom Kloster Ilmmünster sei einst die Christianisierung des Ilmtals ausgegangen; von der Bedeutung des Klosters Scheyern gar nicht zu sprechen. Haiplik sah jedenfalls die Chance, Pfaffenhofen endlich zu einem attraktiven Museums-Standort zu machen. Auch beim Kelten- und Römer-Museum Manching sowie beim Deutschen Hopfenmuseum in Wolnzach habe anfangs Skepsis geherrscht. Freilich, die Kosten für das Vorhaben im Spitalkirchen-Anbau seien hoch und das Raumangebot begrenzt. Aber die Bedeutung der Exponate sei nicht so schlecht, wie sie gemacht werde, so Haiplik.
Ganz anders äußerte sich da SPD-Fraktionschef Markus Käser. Bei allem, was dieses Konzept um die Sammlung herum vorsehe – sie sei diese teure Verpackung möglicherweise nicht wert. Er glaube auch nicht, dass die hohen Kosten im Verhältnis stehen zu den erwarteten Besucherzahlen. „Unter dieses Konzept können wir unsere Unterschrift nicht setzen“, proklamierte er für die Sozialdemokraten und warb dafür, andere Möglichkeiten zu finden.
Ein fotografischer Streifzug durch das Mesnerhaus, wo die Sammlung noch untergebracht ist.
„Wir sollten den Schritt wagen“, meinte dagegen Altbürgermeister Hans Prechter (CSU) – trotz der finanziellen Dauerbelastung für die Stadt, die er gar nicht wegdiskutieren wollte. Aber wenn der Stadtrat jetzt schon bremse, dann sei es für den Kreistag ein Leichtes zu sagen: „Wenn die schon nicht wollen...“ CSU-Fraktionschef Martin Rohrmann wog ausdrücklich alle Vor- und Nachteile ab, kam aber für sich zu dem Schluss. „Ich bin dafür.“ Das sei ein Museum, das man sich leisten könne.
Peter Feßl (SPD), der einst selbst im Mesnerhaus wohnte, bezeichnete das Konzept als „fantastisch“ – aber nicht in dem Sinne, wie es die CSU gerne gehört hätte. „In der Fantasie könnte es funktionieren“, meinte nämlich Feßl und wollte „den nötigen Realismus“ in die Debatte bringen. Man suche einen neuen Ort für die Sammlung – im Spitalkirchen-Anbau werde es aber wieder kein Museum. Denn diesen Anspruch könne man dort nicht realisieren. Die beengten Verhältnisse kämen ihm vor „wie in der Puppenstube“. Feßl glaubt auch nicht, dass man besonders viele Besucher anlocken könnte. Außerdem würde die Umsetzung dieses Konzepts einen Großteil des städtischen Kultur-Budgets langfristig binden. Sein Fazit: „Nein, ohne mich!“
Franz Schmuttermayr (CSU) war durchaus der Meinung, dass hier ein Museum passen würde und dass es auch ein Anziehungspunkt sein könnte. Wenngleich ihm die vergleichsweise geringe Fläche im Verhältnis zu den Kosten doch Kopfzerbrechen bereitete. „Schaffen wir was – aber nicht um diesen Preis“, fasste er seine Gedanken zusammen und sprach sich dafür aus, Einsparpotenziale zu finden und zu nutzen.
Peter Heinzlmair (FW) sieht in dem Spitalkirchen-Anbau vor allem schwierige Räumlichkeiten. Mit der Sammlung sei dort „wohl kein großer Effekt zu erzielen“. Seiner Meinung nach sollte man lieber zusammen mit dem Landkreis eine bessere und größere Location suchen. Zumal die Räume in dem Kirchen-Anbau ja von Vereinen genutzt werden, worauf auch schon Schmuttermayr hingewiesen hatte. Die Sammlung sollte aber auf jeden Fall fortgeführt werden, so Heinzlmair. Dem umstrittenen Konzept versagte er seine Zustimmung. Er wollte nicht, dass es später einmal heiße: „Gut gemeint, aber nicht gut gemacht.“
Exponate im Mesnerhaus.
Max Penger (CSU) hielt neben Haiplik das flammendste Plädoyer für die Umsetzung des Konzepts. „Es braucht dieses Museum“, sagte er – und diese Art des Museums sei angesichts der Exponate geradezu prädestiniert. Der von Kopetzky ins Spiel gebrachten Alternative mit temporären Ausstellungen konnte er nichts abgewinnen: „Dann können wir es gleich eingraben.“ Nein, Penger lobte das Konzept in höchsten Tönen und als „wunderbare Gelegenheit“, sich mit der eigenen Religionsgeschichte auseinanderzusetzen. Die hohen Kosten seien ein Wermutstropfen, räumte er ein, prophezeite dem Museum aber zugleich, ein Besucher-Magnet zu werden.
Barbara Breher (CSU) warnte vor einer vertanen Chance, wenn man das Konzept nicht realisieren würde. Die Exponate seien vielleicht nicht wertvoll, aber darum gehe es ja auch nicht zwingend, sagte sie sinngemäß. Das Konzept erschließe neue, moderne Zugänge – auch wenn die Umsetzung in der Tat teuer sei.
Der Dritte Bürgermeister Roland Dörfler (Grüne) verwies in seiner Eigenschaft als Finanzreferent auf die hohen Kosten, das beengte Raumkonzept sowie auf das Verhältnis von Aufwand und erwarteten Besuchern. „Lassen wir die Kirche im Dorf“, so sein Fazit. Er schloss sich dem Vorschlag von Kopetzky an.
Er komme sich vor, wie ein Eskimo, dem man einen Kühlschrank verkaufen wolle, sagte Richard Fischer (ÖDP). Übrigens hätten die meisten Eskimos tatsächlich Kühlschränke – um nämlich ihre Lebensmittel vor dem Erfrieren zu schützen. Aber zur Sache: Fischer glaubt nicht an das Museum als Touristen-Attraktion, sieht aber zugleich die Gefahr, dass die Sammlung ohne Museum in Vergessenheit gerät. Er wolle aber auch nicht Gelder aus dem Kulturbereich auf Dauer binden – eine günstigere Alternative, wie von Schmuttermayr gefordert, konnte er sich vorstellen.
„Die Sammlung war nie museal“, meldete sich Peter Feßl noch einmal zu Wort. „Ich muss von der Sache überzeugt sein, und das bin ich nicht.“ So ging es auch Manfred „Mensch“ Mayer (GfG), der das vorgestellte Konzept „wegen der Alternativlosigkeit“ ablehnte. Er wünsche sich lieber ein richtiges Heimat-Museum statt eine Sammlung zu einem Aspekt. Dass man sich mit dieser einen Sache finanziell so binden und auf Jahre massiv in den Kultur-Etat eingreifen würde, widerstrebte ihm obendrein.
So sah das auch Andreas Herschmann (SPD), der von einer „Vernunft-Entscheidung“ sprach und schließlich auf Basis von Kopetzkys Vorschlag den entsprechenden Antrag stellte. Man möge die Sammlung einlagern und die Stücke für temporäre Ausstellungen hervorholen – entsprechendes Budget könne man ja gleich bereitstellen, so Herschmann.
Bisherige Beiträge zum Thema:
Mal sehen, wer dran glaubt (Museumskonzept)
"Eine große Chance" (Denkschrift von Kopetzky)
Weiterer Beitrag aus der Stadtratssitzung: