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52-Jähriger aus dem Kreis Pfaffenhofen soll 32-jährige Autistin missbraucht haben – als die Schwangerschaft festgestellt wurde, kam der Fall ans Licht. Inzwischen brachte die Frau ein gesundes Kind zur Welt

(ty) Es ist ein ebenso schwerer wie beklemmender Vorwurf, der gegen einen 52-jährigen Pfleger aus dem Landkreis Pfaffenhofen erhoben wird. Der Mann soll während eines Nachtdienstes im September vergangenen Jahres im Franziskuswerk in Schönbrunn (Kreis Dachau) eine geistig behinderte Patientin vergewaltigt haben. Ans Licht gekommen wäre das möglicherweise nicht – wäre die 32-Jährige nicht schwanger geworden. Die Frau brachte inzwischen ein gesundes Kind zur Welt, wie Ken Heidenreich von der Staatsanwaltschaft München II im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigt. Ein DNA-Abgleich entlarvte den 52-Jährigen als Vater des Babys.

Laut Heidenreich hat die Staatsanwaltschaft Mitte Juli Anklage gegen den Pfleger erhoben. Bis es zur Gerichtsverhandlung kommt, werden aber erfahrungsgemäß noch einige Monate vergehen. Sollte der 52-Jährige für schuldig befunden werden, droht ihm eine Gefängnisstrafe nicht unter zwei und bis zu 15 Jahren. Der Vorwurf lautet auf schweren sexuellen Missbrauch einer widerstandsunfähigen Person, so Heidenreich. Die Frau ist Autistin. 

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist die 32-Jährige geistig stark eingeschränkt und nicht in der Lage, sich verbal verständlich machen. „Sie kommuniziert über Gesten“, sagt Heidenreich. Laut einem Medienbericht wurde die Schwangerschaft im Februar festgestellt. Durch einen DNA-Abgleich kamen die Ermittler auf die Spur des 52-Jährigen aus dem Kreis Pfaffenhofen. Ein so genanntes Abstammungs-Gutachten hat laut Heidenreich ergeben: „Er ist der Vater des Kindes.“ Seit Juni befindet sich der Mann in U-Haft. Einem Zeitungsbericht zufolge schweigt er bislang zu den schweren Vorwürfen. 

Der Beschuldigte war laut Medienberichten über 15 Jahre im Franziskuswerk tätig. Sein Arbeitsverhältnis endete im Herbst vergangenen Jahres – nach Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ kündigte er auf Drängen der Geschäftsleitung. Die Tat, die ihm vorgeworfen wird, soll er in einem seiner letzten Nachdienste begangen haben. Unklar sei noch, ob der Mann weitere Patienten sexuell missbraucht hat. Die Ermittlungen der Polizei dazu laufen.

Das Franziskuswerk hat inzwischen eine Arbeitsgruppe zur Prävention sexueller Gewalt eingerichtet. Deren Ziel und Aufgabe sei es, „die Strukturen des Franziskuswerks daraufhin zu überprüfen, ob sie sexuellem Missbrauch hinreichend und wirksam vorbeugen, und die schnelle und umfangreiche Aufklärung möglicher Vorfälle befördern“, heißt es auf der Internetseite der Einrichtung. „Mit der Einsetzung dieser Arbeitsgruppe reagieren wir auf einen gravierenden sexuellen Übergriff auf eine Bewohnerin des Franziskuswerks im vergangenen Jahr“, erklärt Markus Tolksdorf, der Geschäftsführer des Franziskuswerks.

Aufgrund dieses Falls sehe man sich veranlasst, die bestehenden Regelungen und Verfahrensabläufe im Franziskuswerk zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. „Trotz einer intensiven Auseinandersetzung mit den Themen Gewalt und Sexualität, die auch regelmäßig Teil unserer internen Schulungen sind, und trotz zum Teil intensiver pädagogischer und psychologischer Betreuung, haben unsere Maßnahmen und Vorkehrungen offensichtlich nicht ausgereicht, diese Tat zu verhindern“, so Tolksdorf.

„Zum Schutz und im Interesse des Opfers und seiner Angehörigen, denen unsere Sorge gilt, und um nicht in das laufende Verfahren einzugreifen, wollen und können wir zum mutmaßlichen Täter, Tathergang und Opfer keine Aussagen machen. Das ist Aufgabe der Ermittlungsbehörden“, erklärt Tolksdorf. „Wir sind aber, seit wir Kenntnis von dem Fall haben, in engem Kontakt mit den Ermittlungsbehörden, damit die Tat umfassend aufgeklärt und der Täter bestraft werden kann. Außerdem stehen wir in Kontakt mit den Angehörigen des Opfers.“ 

Geleitet wird die Arbeitsgruppe den Angaben zufolge von einem Mitarbeiter des Fachdienstes „Heilpädagogik und Psychologie“ des Franziskuswerks. Unterstützt werde sie von der Rechtsanwältin Ute Dirkmann, Missbrauchsbeauftragte der Erzdiözese München und Freising und seit 1. Juli auch Ansprechperson des Franziskuswerks für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs, sowie von Peter Bartlechner, dem Präventionsbeauftragten der Erzdiözese. Außerdem gehören der Arbeitsgruppe den Angaben zufolge Mitarbeitende aus dem Nachtdienst und den Betreuungsbereichen an. 



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