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Der Umzug des Pfaffenhofener Heimatmuseums in den Anbau der Spitalkirche ist gestorben – doch aus Rohrbach und Ilmmünster wird Interesse signalisiert

Von Tobias Zell

Nachdem die Pläne, dem Pfaffenhofener Heimatmuseum durch einen Umzug in den Anbau der Spitalkirche und mit einem neuen Konzept zu neuem Leben zu verhelfen, gescheitert sind, sah es danach aus, als würden die Exponate erst einmal eingemottet – bis irgendjemandem irgendwann etwas Besseres einfällt. Doch nun könnte sich eine neue Möglichkeit eröffnen, die Stücke wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen: in Rohrbach oder in Ilmmünster. In beiden Gemeinden herrscht zumindest die grundsätzliche Bereitschaft, sich mit diesem Gedanken näher zu befassen. Und auch die Mitglieder des Museums-Kuratoriums können sich vorstellen, dass die Exponate als Dauerleihgabe aus der Kreisstadt in eine andere Landkreis-Kommune überführt werden. Voraussetzung sei dafür allerdings ein geeignetes Museumskonzept.

Wie berichtet, braucht es für das Museum eine neue Heimat. Das Pfaffenhofener Mesnerhaus, das seit 1978 als Location dient, spielt in den Zukunftsplanungen keine Rolle mehr. Prüfungen hatten ergeben, dass die Anforderungen an Brandschutz und Statik dort nicht mehr erfüllt sind. Schon im Jahr 2008 untersagte die Bauaufsichtsbehörde deshalb die weitere Nutzung des Obergeschosses als Museum. Ein Museum indes, das räumlich nicht nur arg beengt ist, sondern in das sich pro Jahr gerade einmal um die 350 Leute verirrten. Das Museum sollte deshalb an neuer Stelle zu neuem Leben erweckt werden – das wäre zumindest der Plan gewesen.

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Ein fotografischer Streifzug durch das Mesnerhaus, wo die Sammlung noch untergebracht ist.

Zwar waren zwischendurch auch Überlegungen aufgekommen, im Bereich der Auenstraße einen platzbringenden Anbau zum Mesnerhaus zu errichten – doch die wurden angesichts der in keinem Verhältnis stehenden Kosten bald wieder verworfen. Von gut 1,1 Millionen Euro war die Rede, und die Raumkapazität wäre danach immer noch recht begrenzt gewesen. Hinzu kommt, dass das Mesnerhaus nicht im Eigentum von Stadt oder Landkreis ist, die ja gemeinsam Träger des Museums sind. Im Zuge der Pläne zur Sanierung der nahe gelegenen Spitalkirche durch die Heilig-Geist-Stiftung brachte die Stadt dann die Idee ins Spiel, die Museums-Sammlung doch wieder dort unterzubringen – just da, wo sie anno 1903 auch ihren Ursprung genommen hatte.

Bürgermeister Thomas Herker (SPD) und Landrat Martin Wolf (CSU) hatten sich, wie berichtet, für diese Umzugspläne und für die Neukonzeption stark gemacht – mussten aber am Ende sehen, wie die Idee im Stadtrat durchfiel. Mehrheitlich lehnte das Gremium eine Machbarkeits-Studie ab, wonach das Museum für sakrale Kunst und Volksfrömmigkeit im maroden Mesnerhaus durch ein völlig neu konzipiertes Museum unter dem Motto "Pfaffenhofen – Stadt, Land, Glaube" im Anbau der Spitalkirche ersetzt werden sollte. Zentraler Kritikpunkt: Die sehr hohen Kosten. Der Finanzierungsplan sah 525 000 Euro netto für die museale Ausstattung sowie jährliche Betriebskosten von 67 000 Euro vor – zur Hälfte jeweils zu berappen von Stadt und Kreis.

Die Umbaumaßnahmen im Spitalkirchen-Anbau selbst – Herker sprach von einem mittleren bis höheren sechsstelligen Betrag – hätte die Heilig-Geist-Stiftung als Eigentümerin übernommen, die ihr Geld dann über die Jahre durch die Miete wieder hereinbekommen sollte. Unterm Strich jedenfalls ganz schön viel Geld für ganz schön wenig Museum. Denn in dem schmalen Kirchen-Anbau wären insgesamt nur 355 Quadratmeter zur Verfügung gestanden, davon 40 im Obergeschoss, die sowieso nur als Lager zu gebrauchen gewesen wären. Die Mehrheit der Stadträte winkte ab, damit war die Luft raus und die Museums-Pläne wurden selbst zum Fall fürs Museum.

Kuratorium kann sich Dauerleihgabe vorstellen

Doch inzwischen gibt es eine neue Perspektive. In Rohrbach und in Ilmmünster könnte man sich das Museum vorstellen. Als die Mitglieder des Kuratoriums zuletzt über das weitere Vorgehen beraten haben, befassten sie sich auch bereits mit diesen potenziellen Standorten. Man habe „die bisher noch in allgemeiner Form vorgebrachten Vorschläge aus Rohrbach und Ilmmünster erörtert“, wurde mitgeteilt. Und das erste Ergebnis lautet so: „Die Mitglieder des Kuratoriums können sich vorstellen, dass die Exponate als Dauerleihgabe aus der Kreisstadt in eine andere Landkreis-Gemeinde überführt werden. Voraussetzung ist allerdings, dass ein geeignetes Museumskonzept erarbeitet wird.“

Landrat Martin Wolf (CSU), der Vorsitzende des Kuratoriums, wurde beauftragt, mit den beiden Gemeinden Kontakt aufzunehmen – mit dem Ziel, dass die bisherigen Vorstellungen noch weiter konkretisiert werden sollen. Dann will das Gremium nochmals über die beiden Standort-Vorschläge beraten und eine Empfehlung abgeben. Die abschließende Entscheidung über die Zukunft der Exponate treffen letztlich die beiden Gremien der Eigentümer der Sammlung – der Stadtrat von Pfaffenhofen für die Stadt und der Kreistag für den Landkreis.

Rohrbacher Torhaus

Die Rohrbacher haben das Torhaus des Schlosses ins Spiel gebracht und per Ratsbeschluss auch bereits offiziell ihr Interesse an der Beherbergung des Museums bekundet. Bürgermeister Peter Keck (SPD) sieht eine gute Möglichkeit, „den Ortsmittelpunkt zu aktivieren und zu beleben“, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Mit dem Schlossherrn, Franz Edler von Koch, habe man diesbezüglich schon sehr gute Gespräche geführt – der sei „begeistert von der Idee“, berichtet Keck.

Aus Sicht des Bürgermeisters bezieht der potenzielle Museums-Standort aus der Nähe zu Rathaus und Schloss zusätzlichen Charme. Außerdem gäbe es im Umfeld des Torhauses weitere Gebäude, die ebenfalls nutzbar wären. In Rohrbach gibt man sich jedenfalls überzeugt von dem räumlichen Angebot, das man unterbreiten kann. Trotzdem weiß Keck: „Die Gemeinde allein kann das sicher nicht stemmen.“ Deshalb seien neben dem gewünschten Konzept auch Finanzierungsfragen zu erörtern. Trotzdem ist eine gewisse Entschlossenheit zu spüren. Man wolle das „nicht unversucht lassen“, so Keck.

Ilmmünsterer Benefiziatenhaus

Deutlich nüchterner betrachtet man in Ilmmünster die Situation. Allerdings kommt die Museums-Idee hier auch nicht von der politischen, sondern von der kirchlichen Seite. Als potenzieller Standort wird das historische Benefiziatenhaus neben der Kirche genannt. Dort ist derzeit die gemeinsame Bücherei von Gemeinde und Pfarrei untergebracht – die müsste dann freilich umziehen.

„Die Bücherei wollen wir nicht aufgeben. Deshalb gilt es erst zu klären, wo die dann untergebracht werden soll“, sagt Bürgermeister Anton Steinberger (CSU) auf Anfrage. Vorstellbar sei, sie in die Schule zu integrieren, was sogar einen gewissen Charme hätte. Von der Schulleitung gebe es diesbezüglich bereits positive Signale, berichtet Steinberger. Allerdings vermeldet man in Ilmmünster auch steigende Schülerzahlen, was wiederum die Frage nach einem dauerhaften Platz aufwirft.

Der Gemeinderat von Ilmmünster hat beschlossen, sich erst dann näher mit den Museums-Plänen zu befassen, wenn weitere Informationen vorliegen. Man könne sich zu dem Vorhaben erst nach Vorlage eines Konzepts sowie eines Finanzierungsplans äußern, lautete das einstimmige Votum des Gremiums. Auch die dauerhafte Verlegung sowie die weitere Trägerschaft der Bücherei will man vorher geklärt wissen.

Nun müssen also – in Rohrbach wie in Ilmmünster – die Interessenten erst einmal liefern. Das könnte allerdings tückisch werden: Denn ein überzeugendes Museumskonzept kostet Geld – und sollte man am Ende den Zuschlag nicht erhalten, hätte man dieses umsonst ausgegeben. Außerdem verweist ein Sprecher des Landratsamts darauf, dass Fördergelder für das Museum an gewisse Bedingungen und fachliche Anforderungen geknüpft sind. Zu klären gibt es also noch genug.

Bisherige Beiträge zum Thema:

Stadtrat beerdigt Museums-Konzept

Mal sehen, wer dran glaubt (Museumskonzept)

"Eine große Chance" (Denkschrift von Kopetzky)


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