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Nach dem Bagger-Unfall im Juli muss der komplette Überbau der Brücke über die Staatsstraße 2232 und die Bahnlinie bei Uttenhofen erneuert werden. Wann das gemacht werden kann, steht aber noch in den Sternen – und auch die Höhe des Schadens kann noch nicht beziffert werden.

Von Tobias Zell 

Es war ein ebenso spektakulärer wie folgenreicher Unfall. Gegen 11.30 Uhr war am 16. Juli ein 39-jähriger Lkw-Fahrer mit seinem Tieflader, auf dem sich ein Bagger befand, auf der Staatstraße von Pfaffenhofen in Richtung Rohrbach unterwegs, als es mächtig schepperte. Da der Bagger nach Ermittlungen der Polizei falsch verladen worden war, ragte dessen Arm zu hoch hinaus und riss beim Durchfahren der Brücke tragende Teile aus dem Betonwerk. Direkt hinter dem Tieflader fuhr ein Pkw, der von herabfallenden Betonteilen völlig zerstört wurde. Wie durch ein Wunder erlitt das Ehepaar im Alter von 60 und 66 Jahren, das in dem Auto saß, nur leichte Verletzungen.  

Nach dem Crash mussten die Bahnstrecke München–Ingolstadt und die Staatsstraße 2232, die beide unter der Brücke hindurchführen, sofort gesperrt werden. Experten attestierten der ramponierten Brücke akute Einsturzgefahr, weshalb gut 50 Mann des THW anrücken, um über Nacht das Bauwerk mit Hilfe einer speziellen Schwerlast-Konstruktion abzustützen. Der Zugverkehr konnte immerhin am nächsten Tag wieder aufgenommen werden; die Staatsstraße allerdings war wochenlang gesperrt.

So sah es nach dem Crash aus.

Das hatte massive Auswirkungen. Denn die Staatsstraße 2232 ist „eine der Hauptverkehrs-Achsen im Landkreis“, sagt Arne Schönbrodt, der zuständige Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt Ingolstadt. Rund 10 000 Fahrzeuge verkehren in diesem Abschnitt jeden Tag –  zum Vergleich: Der Durchschnitt auf bayerischen Staatsstraßen liege bei 3900. Tausende von Verkehrsteilnehmern mussten über endlos scheinende Wochen lange Umwege in Kauf nehmen.

Und die Schäden an der Brücke waren massiv. Bald war klar, dass das gerammte Mittelstück des Überbaus abgebrochen werden muss. Doch es sollte bis zur Nacht auf den 9. September dauern, ehe der Abriss erfolgen konnte – denn dazu war eine Sperrung der Bahnlinie nötig. Ziemlich genau vier Stunden dauerte es dann in jeder Nacht, bis auch der letzte Rest der insgesamt rund 400 Tonnen Beton und Stahl zu Boden gekracht war. Zwei Spezialbagger waren eigens für die Mission herangekarrt worden. Per Schwertransport, denn jeder von ihnen wog 43 Tonnen. Die generalstabsmäßig geplante Abriss-Aktion war erfolgreich: Am 9. September, gegen Mittag, konnte die Staatsstraße wieder für den Verkehr freigegeben werden.

 

Dieses Bild bot sich, nachdem das THW die Brücke abgestützt hatte.

Wie es aber mit der Brücken-Ruine weitergeht, war zu diesem Zeitpunkt noch unklar. Experten mussten erst einmal die beiden verbliebenen Stücke des Überbaus – das über die Bahnstrecke und das über den Wirtschaftsweg – genauestens unter die Lupe nehmen. Schönbrodt schätzte die Wahrscheinlichkeit, dass noch einmal die Abrissbagger anrücken müssen, schon damals als recht hoch ein – und die Expertisen sollten das bestätigen.

Inzwischen steht fest: Auch die verbliebenen beiden Segmente des Überbaus müssen komplett erneuert werden. Nach derzeitigem Stand können aber zumindest die beiden Widerlager und die Brückenpfeiler stehen bleiben. Das erklärte Schönbrodt jetzt auf Anfrage unserer Zeitung.

 

Abriss des demolierten Brücken-Abschnitts im September.

Wann die zwei Überbau-Stücke abgerissen werden, steht indes noch in den Sternen – und erst recht, wann die Brücke wieder komplett und befahrbar sein wird. Zwar sei man von Seiten des Staatlichen Bauamts gemüht, den Abriss und die Erneuerung „so schnell wie möglich“ zu erledigen, versichert Schönbrodt. Doch auch, wenn sein Haus dem Projekt „hohe Priorität“ zuschreibt ­– es liegt nicht allein in der Hand der Baubehörde.

Unter anderem mussten und müssen intensive Gespräche mit der Versicherung des Verursachers geführt werden, denn die hat den Schaden zu bezahlen. Außerdem müssen die neuerlichen Sperrungen der Gleise mit der Bahn abgestimmt werden. Sperrungen, weil Schönbrodt davon ausgeht, dass der Abriss des Überbaus und die Erneuerung höchstwahrscheinlich nicht in einem Aufwasch zu machen seien werden.

Abriss: Die letzten Sekunden des Brücken-Stücks.

Aktuell beginnen beim Staatlichen Bauamt die konkreten Planungen für die Erneuerung des Überbaus. Auch die Ausschreibung der Abriss-Arbeiten steht an. Deshalb kann Schönbrodt den entstandenen Gesamtschaden noch gar nicht beziffern. Und auch der zeitliche Rahmen sei derzeit noch schwer einzuschätzen. „Es wäre zu wünschen, dass wir im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen“, sagt er. Doch der Zeitplan hänge von zahlreichen Faktoren ab. Allein die Sperrung der Gleise muss vermutlich Monate im Voraus beantragt werden. Außer, man hat Glück: Möglicherweise steht von Seiten der Bahn wegen eigener Arbeiten auf der Strecke ohnehin eine Sperrung an, die man nutzen kann. Andernfalls könnte sich das alles noch eine gefühlte Ewigkeit hinziehen.

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