Früherer Einsatz auf dem Manchinger Flughafen-Gelände hat Folgen: Wasser aus umliegenden Hausbrunnen soll nicht mehr zur Bewässerung in Gärten verwendet werden – Umfangreiche Untersuchungen
(ty) Für den Manchinger Ortsteil Lindach sowie für 14 Stellen im südöstlichen Westenhausen wurde vom Pfaffenhofener Landratsamt die Empfehlung ausgesprochen, das Wasser aus den dortigen Hausbrunnen nicht mehr zur Bewässerung von Nutzpflanzen in Hausgärten zu verwenden. Grund dafür sind zum Teil deutlich erhöhte PFC-Werte, die im Rahmen von umfangreichen Untersuchungen im Grundwasser nachgewiesen wurden. Auslöser der Belastung sind PFC-haltige Feuerlösch-Schäume, die in der Vergangenheit auf dem Areal das Manchinger Flugplatzes zum Einsatz gekommen waren. Seit 2011 gilt ein EU-weites Verbot für die Verwendung dieser Schäume.
Zur Aufarbeitung der Problematik wurde ein Runder Tisch (Arbeitstitel: „PFC-Belastungen am Flugplatz Manching“) installiert, der kürzlich unter der Leitung des Pfaffenhofener Landrats Martin Wolf (CSU) zum zweiten Mal tagte. „Die Beteiligten formulieren gemeinsam die notwendigen Festsetzungen und erläutern die erforderlichen Umsetzungsschritte“, erläutert Wolf zum Ziel des Gremiums. Am jüngsten Treffen nahmen auch Vertreter des Landratsamts und der zuständigen Fachbehörden, Vertreter des Bundesamts für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) sowie von „Airbus Defence and Space“ teil.
Zum ersten Mal hatte die Kreisbehörde im Februar vergangenen Jahres zum Runden Tisch gerufen. Dabei wurde vereinbart, die Belastungssituation zu ermitteln und – ausgehend von den jeweiligen Ergebnissen – ein detailliertes Untersuchungskonzept zur abschließenden Gefährdungsabschätzung zu erstellen. Parallel sollten Bürgerinformationen zum Anliegerschutz gegeben werden.
Seither haben die Fachleute nach Angaben des Landratsamts umfangreiche Detailuntersuchungen durchgeführt: Sechs neue Grundwasser-Messstellen wurden eingerichtet und 70 Grundwasser-Sondierungen durchgeführt. 30 Grundwasser-Messstellen, 15 (landwirtschaftliche) Bewässerungsbrunnen im Abstrom der Liegenschaft und 25 Oberflächengewässer wurden jeweils drei Mal beprobt. Es fanden zwei sechsstündige Pumpversuche statt und es wurden zahlreiche Bodenuntersuchungen auf fünf Kontaminations-Verdachtsflächen vorgenommen. „Außerhalb der Liegenschaften wurden 67 Hausbrunnen und der Boden von zwei landwirtschaftlichen Ackerflächen sowie das Erntegut untersucht“, wurde heute aus dem Landratsamt mitgeteilt. Wie es heißt, liegen bisher mehr als 600 PFC-Analysen vor.
Das Ergebnis fasst man von Seiten der Kreisbehörde wie folgt zusammen: Bei 46 von insgesamt 67 untersuchten Hausbrunnen seien lediglich Spuren von PFC gefunden worden. Eine „geringfügige Überschreitung der vorläufigen Schwellenwerte für das Grundwasser“ habe man bei 14 Hausbrunnen im südöstlichen Teil von Westenhausen festgestellt. Bei den sieben untersuchten Brunnen im Ortsteil Lindach seien die vorläufigen Schwellenwerte „deutlich überschritten“.
Alle betroffenen Eigentümer seien bereits über die Ergebnisse informiert worden. Für den Ortsteil Lindach sowie für die 14 Hausbrunnen im südöstlichen Westenhausen „wurde die Empfehlung ausgesprochen, die Brunnen nicht mehr für die Bewässerung von Nutzpflanzen in Hausgärten zu verwenden“, so eine Sprecherin des Landratsamts.
In Lindach sollen, so heißt es weiter, nun auch die Flächen der Hausgärten untersucht werden, in denen das stark belastete Hausbrunnenwasser zur Bewässerung verwendet wurde beziehungsweise wird. Bisher untersuchte Hausbrunnen sollen zur Überprüfung der Erstergebnisse erneut untersucht werden. Außerdem soll gegebenenfalls durch die Einrichtung neuer Mess-Stellen die weitere PFC-Ausbreitung über das Grundwasser ermittelt werden. „Im Bereich der landwirtschaftlichen Nutzflächen im beprobten Grundwasserstrom ergeben sich bisher keine Hinweise auf Belastung in den Früchten und im Boden“, teilt das Landratsamt mit. „Die Begleituntersuchungen werden jedoch fortgesetzt und ausgeweitet.
Aus unterschiedlichen Oberflächengewässern nördlich des Flugplatzes Manching wurden nach Angaben des Landratsamts acht Fische entnommen und am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) auf PFC untersucht. Dabei haben die Experten Rückstände feststellt, „die über die reine umweltbedingte Hintergrundbelastung von Fischen hinausgehen“. Das LGL habe diese Rückstände jedoch sowohl unter den Bedingungen der Langzeitaufnahme wie auch der Kurzzeitaufnahme für alle Verbraucher – einschließlich Kinder – als nicht gesundheitsschädlich bewertet, heißt es aus dem Landratsamt. Allerdings werde eine weitere Beobachtung der PFC-Belastungen, zum Beispiel einmal jährlich, empfohlen.
Die Bundeswehr und „Airbus Defence and Space“ vertiefen laut Landratsamt außerdem die Untersuchungen auf ihren jeweiligen Liegenschaften – zum Beispiel durch historische Recherche, Weiterführung des Grund- und Oberflächenwasser-Monitorings und Abgrenzung der Kontaminationsflächen. Der nächste Runde Tisch ist nach Angaben des Landratsamts für kommenden Sommer geplant. Thema solle dann insbesondere die „abschließende Gefahrenabschätzung“ sein.
Die Kontaminationen in Wasser und Boden wurden durch PFC-haltige Feuerlöschschäume (Aqueous-Film-Forming-Foams, kurz AFFF) verursacht, wie eine Sprecherin des Landratsamts auf Anfrage unserer Zeitung erklärte. Diese – damals zugelassenen – Löschmittel seien am Flugplatz Manching zum Beispiel bei Flugzeugbränden und regelmäßigen Löschübungen verwendet worden. Bis in das Jahr 2000 wurde zur Herstellung der Löschschäume vornehmlich PFOS verwendet. PFOS-haltige Löschschäume mit einem Gehalt von mehr als 0,001 Prozent dürfen jedoch aufgrund eines EU-weiten Verbots seit dem Sommer 2011 nicht mehr verwendet werden.
Beim Brandfall auf dem Betriebsgelände von Lyondell-Basell bei Münchsmünster im Dezember 2005 wurden – damals zugelassene – PFT-haltige Feuerlöschschäume eingesetzt. Dadurch und durch umgelagerten Boden gelangte ebenfalls PFT in Boden und Grundwasser. Lesen Sie dazu: