Die Liste der Kritiker und Skeptiker im Kreis Pfaffenhofen wird immer länger: "Stand heute überwiegen klar die Nachteile"
(zel) Die Kritiker und Skeptiker einer möglichen Mega-Fusion der Sparkassen Ingolstadt, Pfaffenhofen und Eichstätt sind im Landkreis Pfaffenhofen wieder um eine Gruppe reicher. Auch den Grünen bereitet der im Raum stehende Zusammenschluss „große Bauchschmerzen“, wie Roland Dörfler, Dritter Bürgermeister von Pfaffenhofen und Kreisrat, gegenüber unserer Zeitung sagte. Aus seiner Sicht überwiegen bislang klar die Nachteile. Zurückhaltender äußert sich die Pfaffenhofener Kreisvorsitzende und Kreistags-Fraktionschefin Kerstin Schnapp. Das liegt aber ihren Worten zufolge vor allem daran, dass sie auf viele zentrale Fragestellungen noch keine konkreten Antworten hat. Vor allem müssten „die bis dato gravierend erscheinenden Nachteile der Fusion“ aus dem Weg geräumt werden, um über eine Zustimmung nachdenken zu können, sagt sie.
Während hinter den Kulissen an der möglichen Fusion gebastelt wird – am Donnerstag tagte wieder der Lenkungsausschuss –, nehmen die kritischen Stimmen aus der Pfaffenhofener Kommunalpolitik zu. Bereits im November hatte sich die hiesige FDP unmissverständlich dafür ausgesprochen, dass die Pfaffenhofener Sparkasse selbstständig bleibt, und Altbürgermeister Hans Prechter (CSU) ließ wissen: „Mir ist nicht wohl bei der Sache.“ Kürzlich hat sich auch SPD-Kreischef Markus Käser in seiner Funktion als Stadtrat äußerst skeptisch geäußert. Und GfG-Stadtrat Manfred „Mensch“ Mayer fragt sich: „Warum ohne Not seine Selbstständigkeit aufgeben?“ Er findet: „Den Sparkassen wäre dringend zu empfehlen, von diesem äußeren Größen(wahn?)wachstum Abstand zu nehmen.“
Dörfler: "Zu welchem Preis für Pfaffenhofen?"
Auch beim Ortsverband der Pfaffenhofener Grünen, der gestern Abend seine Jahresversammlung abgehalten hat, wurde intensiv über die Zusammenschluss-Pläne der drei Sparkassen diskutiert. „Bezüglich der Fusion haben wir als Grüne große Bauchschmerzen und Stand heute überwiegen aus unsere Sicht klar die Nachteile“, erklärte Dörfler heute im Gespräch mit unserer Zeitung. Jede Unternehmensfusion bringe natürlich gern zitierte und vielbeschworene Synergiepotenziale, sagt er, fragt sich aber im konkreten Fall: „Zu welchem Preis für die Sparkassen Pfaffenhofen?“
Aus Sicht der Kreisstadt muss man laut Dörfler festhalten: „Pfaffenhofen drohen ein Verlust von politischen Entscheidungskompetenzen sowie Einbußen beim Gewerbesteuer-Aufkommen.“ Aber auch für die Kunden sehe er wenig Vorteile. „Pfaffenhofen wäre im Fall einer Fusion nur noch eine Filiale. Kurze Weg zu Ansprechpartnern in der Bank gehen verloren, ebenso die Entscheidungskompetenz durch die Sparkasse vor Ort“, so Dörfler. Er befürchtet außerdem, „dass für den Kunden die Sparkasse insgesamt anonymer wird“.
Wollen den Weg nicht so einfach freimachen für eine Fusion: Die Grünen um Roland Dörfler, Kerstin Schnapp & Co.
Auch die Sparkassen-Mitarbeiter hat Dörfler im Blick. Er vermutet, dass es nach dem Zusammenschluss zu einer Reduzierung des Personals kommt. „Vielleicht kommt es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen“, sagt er mit Blick auf entsprechende Zusagen. „Aber zumindest eine Nachbesetzung von Stellen wird es wohl nur noch bedingt geben.“ Abgesehen davon stellt sich für Dörfler die Frage: „Wie viele hochwertige Stellen bleiben in Pfaffenhofen? Es tut ja, etwas überspitzt gesagt, niemandem gut, wenn wir zwar in der Summe Stellen erhalten, aber am Ende das Call-Center der Region sind.“
Kerstin Schnapp, die Vorsitzende der Grünen im Kreis Pfaffenhofen und Sprecherin der Kreistags-Fraktion, betont: „Wir werden während laufender Verhandlungen und ohne Wissen darüber, was im Lenkungsausschuss besprochen wird und geplant ist, der Fusion weder zu stimmen noch pauschal eine Absage erteilen.“
Entscheidende Antworten?
Noch fehle, so Schnapp, zum Beispiel die Antwort auf die Frage, wie man die Entscheidungskompetenz vor Ort erhalten wolle. Auch scheine eine faire und dauerhaft verlässliche Aufteilung des Gewerbesteuer-Ertrags noch nicht gesichert. „Wir wissen außerdem nicht, welche negativen Effekte für Pfaffenhofener Kunden und Mitarbeiter entstehen“, betont sie und verweist auf Prozesse, die bei einer Vielzahl von Fusionen zu beobachten seien – etwa die Schließung von Filialen und der Abbau sowie die Verlagerung von Arbeitsplätzen. Daraus könnten sich „nachteilige Verschiebungen für Pfaffenhofen“ ergeben, auch bezüglich der Lohnsummen.
Schnapp fordert deshalb nicht weniger als konkrete Zahlen, Daten und Fakten. „Wenn wir beschießen sollen, bei einem soliden Unternehmen in kommunaler Hand wie der Sparkasse Pfaffenhofen ohne finanzielle oder strukturelle Not, die Eigenständigkeit in weite Teilen aufzugeben, dann braucht es mehr Information und Diskussion über die Vorteile – und vor allem müssen die bis dato gravierend erscheinenden Nachteile der Fusion aus dem Weg geräumt werden."
Bisherige Beiträge zum Thema:
Die Zeichen stehen offenbar auf Fusion
"Warum ohne Not seine Selbstständigkeit aufgeben?"
Die Gespräche werden fortgesetzt
Pfaffenhofener FDP gegen Sparkassen-Fusion
"Mir ist nicht wohl bei der Sache"
Es soll keine betriebsbedingten Kündigungen geben
Fusion der Sparkassen Ingolstadt, Pfaffenhofen und Eichstätt?