Logo
Anzeige
Anzeige

An historischer Stelle am Pfaffenhofener Hauptplatz eröffnet Karl Wiesender am Dienstag eine Bäckerei mit Gastronomie – Erste Impressionen gab es bereits 

Von Tobias Zell

Den Worten von Karl Wiesender war Stolz und zugleich Ehrfurcht zu entnehmen. Es ist ja auch eine gewisse Herausforderung, in die Fußstapfen des altehrwürdigen Café Herb am Pfaffenhofener Hauptplatz zu treten. In dem Neubau, der an dieser geschichtsträchtigen Stelle entstanden ist, eröffnet Wiesender eine Bäckerei mit Café. Gestern Abend erhielten geladene Gäste einen kleinen Vorgeschmack, am Dienstagfrüh öffnen sich die Pforten dann erstmals für die Kunden und Gäste.

 

Das ganze Gebäude sorgte für Aufsehen in der Kreisstadt. An dem mächtigen Gerüst, das viele Monate lang am oberen Hauptplatz gestanden hatte, konnte man gar nicht vorbeischauen. Was hier passiert ist, darf getrost als außergewöhnlich bezeichnet werden. Das legendäre Café-Herb-Gebäude war abgerissen worden, machte einem Neubau Platz – doch die historische Fassade, die praktisch zum Inventar der Innenstadt gehört, blieb stehen. Sie wurde von eben dieser riesigen Gerüst-Konstruktion gehalten. Durch die Bewahrung der Fassade wird der Neubau einerseits der für die City aufgestellten Gestaltungsfibel gerecht, andererseits konnten auf vier Etagen moderne, großzügige Laden- und Büroflächen entstehen.

 

Karl Wiesender.

Im ersten Obergeschoss findet ein Notariat seine Heimat, im zweiten eine Steuerkanzlei. Das dritte Stockwerk, das 185 Quadratmeter Bürofläche bereithält, stehe noch zur Vermietung, hieß es gestern Abend auf Anfrage unserer Zeitung von der Eigentümer-Familie Nischwitz. Es gebe einige Interessenten, aber unter Dach und Fach sei unterm Dach noch nichts. Ganz anders im Erdgeschoss, wo Karl Wiesender jetzt eine Bäckerei mit Gastronomie eröffnet.

 

Auf insgesamt gut 240 Quadratmetern, ebenerdig vom Hauptplatz her zu erreichen, mietet sich die „Naturbackstube Wiesender“ ein. Betrieben wird eine Bäckerei-Filiale mit Brot-Schaufenster, außerdem gibt es Konditorei-Produkte, Eis und Snacks. Die Backstube und eine Küche sind hinter Glas in den großen Raum integriert. Der Gastro- und Café-Bereich sind zum Teil im Lounge-Stil gestaltet. Ein Teil der Räumlichkeiten wurde im Ambiente der 1950er und 60er Jahre eingerichtet, um dem einstigen Café Herb sowie der Geschichte des Hauses Rechnung zu tragen. Das hatte Wiesender vorab angekündigt – und er hat Wort gehalten.

 

Gestern Abend, sozusagen beim Pre-Opening, blickte Wiesender zurück auf die Geschichte dieser Location. Bei seinen Recherchen hatte er herausgefunden, dass das Anwesen einst im Jahre 1857 von einem Bäckermeister erworben worden war. Mit dem Namen Herb ist dieser Ort verbunden, seit anno 1885 Willibald Herb eingeheiratet hatte. Vier Generationen lang prägten die Konditorei und das Café Herb die Geschichte der Pfaffenhofener Innenstadt mit. Wiesender erinnert sich noch gut daran, wie er selbst in jungen Jahren zu den Stammkunden gehörte.

Dass er nun an dieser Stelle selbst ein Geschäft eröffnen kann, mache ihn „ein bisschen glücklich“, sagte Karl Wiesender. Das Café Herb sei stets bekannt gewesen für seine hervorragende Qualität. „Ich hoffe, dass wir dem gerecht werden“, erklärte er gestern Abend den geladenen Gästen mit demütiger Stimme. Die Einrichtung der neuen Wiesender-Filiale sowie auch die Speisekarte sind zum Teil eine Hommage an das Café Herb: Drei große Erinnerungsbilder an der Wand sowie einige Sessel im Stile der guten, alten Zeit tragen der Geschichte Rechnung. Und serviert wird unter anderem Hawaii-Toast sowie „Strammer Max“, wie seinerzeit im Café Herb.

 

Für die Innenarchitektur und die Einrichtung gab es gestern Abend großes Lob von vielen Seiten. Bernhard Nischwitz ergriff im Namen der Eigentümer-Familie das Wort und zeigte sich „sprachlos“ ob des Designs. Ein „Vorzeige-Objekt“ sei hier entstanden, dass nicht nur in Pfaffenhofen, sondern im gesamten Landkreis seinesgleichen suche.

 

Aber auch die Familie Nischwitz fühlt sich der Historie verpflichtet. Nicht nur, indem die Fassade erhalten blieb, sondern auch im Umgang mit den Funden, die im Rahmen der archäologischen Grabungen auf dem Anwesen gemacht wurde. Wie Bernhard Nischwitz erklärte, habe man unter anderem den ersten zentralen Stadtbrunnen entdeckt. Der soll restauriert und ausgestellt werden, kündigte er an.

 

Die neue Wiesender-Location am Hauptplatz sperrt am Dienstagmorgen, 11. Oktober, erstmals für die Kunden auf. Geöffnet ist dann montags bis samstags von 6 bis 18 Uhr sowie sonntags von 7.30 bis 18 Uhr. Auch eine Außen-Gastronomie wird es geben – die erstreckt sich laut Wiesender über die gesamte Gebäude-Breite und bis zum Maibaum. Die entsprechende Genehmigung hat er bereits vorliegen. 

 

Ein noch viel größeres Wiesender-Projekt geht indes vor den Toren Pfaffenhofens auf die Zielgerade. Bekanntlich entsteht dort die neue Firmenzentrale mit Produktion und Verwaltung. Der Umzug vom bisherigen Standort in Euernbach in die Kreisstadt sei für Ende November geplant, hieß es heute auf Anfrage. Die in den Gebäudekomplex integrierte Bäckerei-Filiale mit Café soll Anfang nächsten Jahres eröffnen.

Weitere Beiträge zum Thema:

Wiesenders Traumspielplatz 

Wiesenders großer Wurf

Richtfest am neuen Café-Herb-Gebäude

"Wir wollen nicht die Größten sein, sondern die Besten"

Wiesender will Café Herb wieder aufleben lassen


Anzeige
RSS feed