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Autos und Parken in der Pfaffenhofener City: Das Dauerbrenner-Thema startet wieder einmal durch.

(zel) Ungeachtet dessen, dass der CSU die Wortwahl von Bürgermeister Thomas Herker (SPD) missfällt, taugt ihr auch nicht, was er sagt. Er verkenne die Lebenswirklichkeit, lautet der Vorwurf. Der Rathauschef hat angekündigt: "Es werden noch viele Entscheidungen getroffen, die Autofahrern nicht gefallen." Die Christsozialen verweisen indes darauf, dass die Leute nicht zur Gaudi mit dem Auto in die City fahren. SPD-Chef Markus Käser dagegen wirbt erneut für eine wachsende Fußgängerzone. Die autogerechte Stadt, wie sie der neue CSU-Ortsvorsitzende Christian Moser fordere, sei "ein Konzept aus dem Maggi-Kochstudio der 60er Jahre" und obendrein "eine Fehlentwicklung der Städteplanung". Weiterer Zündstoff scheint programmiert. Auch wenn Käser dem politischen Kontrahenten rät: "Probiert's mal mit Gemütlichkeit."

 

Über ein Thema kann man in Pfaffenhofen eigentlich immer diskutieren: Parkplätze. Dieser Tage hat die Dauer-Debatte wieder zusätzlich Fahrt aufgenommen. Auf der einen Seite die SPD um ihren Chef Markus Käser, die gerne weniger Autos sowie mehr Aufenthaltsqualität in der Stadt hätte und deshalb Alternativen zum Individualverkehr fördern möchte. Auf der anderen Seite die CSU um ihren neuen Ortsvorsitzenden Christian Moser, der betont: „Die Menschen benutzen das Auto nicht aus Spaß und um die Innenstadt zu verstopfen, sondern weil es ihre einzige Möglichkeit ist, Besorgungen zu erledigen und schnell von A nach B zu kommen.“ 

Aufs verbale Gas-Pedal hatte jüngst Bürgermeister Thomas Herker (SPD) gedrückt, als er einer achten Klasse des hiesigen Schyren-Gymnasiums ein Interview gab. „Viel Kritik wird an den Parkplätzen geübt, die durch die Gartenschau wegfallen. Wie stehen Sie dazu?“, wurde der Rathauschef gefragt. Und ließ wissen: „Das ganze Problem und Gejammer mit den Parkplätzen hat viel damit zu tun, dass viele Pfaffenhofener faul sind und keine 150 Meter zu Fuß gehen wollen. Ein wirkliches Problem ist das nicht.“ Zugleich kündigte Herker schon mal an: „Es werden noch viele Entscheidungen getroffen werden, die Autofahrern nicht gefallen.“

 

War früher alles besser?

Das mochten Moser & Co. so nicht stehen lassen. „Wir widersprechen Herkers Worten und können über seine Aussage und seinen Stil wieder einmal nur den Kopf schütteln“, schallte es zurück. Es sei „schon ein einmaliger Vorgang, dass ein Bürgermeister seine eigenen Bürger pauschal als faul verspottet und in arroganter Weise die Bedenken zahlreicher Menschen mit einem Handstreich hinwegfegt“.

„Schlichtweg falsch“, sei es nämlich, „die Pfaffenhofener als faul zu bezeichnen“, befand die CSU. Und das Problem sei „auch kein Gejammer, sondern tatsächlich vorhanden“. Außerdem wunderte sich Moser, dass es überhaupt notwendig sei, zu erklären, dass die meisten Pfaffenhofener doch auf das Auto angewiesen seien. Seine Diagnose lautet jedenfalls: „Wer dieses Problem in der Weise, wie es der Bürgermeister tut, wegwischt, verkennt ganz offenkundig die Lebenswirklichkeit.“

Daraufhin hat sich nun SPD-Chef Käser zu Wort gemeldet. Mobilität sei schon immer ein emotionales Thema gewesen, räumt er ein. „Aber der Versuch des neuen CSU-Chefs, unsere Ortsteile gegen die Kernstadt auszuspielen, ist sprichwörtlich eine Sackgasse ohne Gewinner.“ Zudem sei das Manöver „ziemlich durchschaubar“; einen echten Grund zur Aufregung gebe es nämlich nicht.



Pfaffenhofen, so der Obersozialdemokrat, sei eine lebendige Stadt mit lebendigen Dörfern. Kernstadt und Ortsteile stehen seiner Ansicht nach „vor verschiedenen, aber gleich großen“ Herausforderungen. Allen Verantwortlichen sei dabei durchaus bewusst, „dass viele Innenstadt-Besucher, bevor sie im Zentrum als Fußgänger unterwegs sind, in der Regel motorisiert anreisen (müssen)“. Deshalb werde die City immer gut erreichbar sein – Gewerbegebiete und Supermärkte sowieso. Und auch die Belange von Gehbehinderten „werden selbstverständlich ihre Berücksichtigung finden“, versichert Käser.

Er verweist ferner darauf, dass derzeit – „gemeinsam und transparent“ – Maßnahmen „für eine neue, nachhaltige Pfaffenhofener Mobilitätskultur mit Blick auf das gesamte Stadtgebiet“ erarbeitet würden. Eingebunden seien neben den Bürgern unter anderem der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, der Verein „Lebendige Innenstadt“, das Unternehmer-Netzwerk „Pro Wirtschaft“ und die Stadtverwaltung sowie Fachleute, unter anderem von der Polizei, und Verkehrsplaner. „Alle wissen, dass niemand im Alleingang den Autoverkehr abschaffen kann“, so Käser. „Aber alle wissen, dass wir jetzt gefordert sind zu handeln.“

 

Ein Hauptplatz voller Autos.

Der SPD-Poltiker selbst vertritt dabei die Überzeugung: „Pfaffenhofen ist bereit für neue Wege.“ Eine große Mehrheit befürwortet seiner Meinung nach die Förderung von Alternativen zum Individualverkehr. „Mehr Radlfreundlichkeit, Lärmreduzierung und Raserbekämpfung, Verdrängung des überörtlichen Verkehrs aus der Stadt, mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt und am Hauptplatz – das sind die großen Überschriften.“ Gemeinsam gestalte man eine Innenstadt, „die nicht nur begehrens-, sondern auch begehenswert ist“.

„Man stelle sich doch einfach mal vor“, so Käser weiter, „man macht mitten auf dem Hauptplatz die Augen zu und hört nur Gespräche und Kinderlachen statt Motorknattern, und man braucht dort keine Angst zu haben, in den nächsten Sekunden angefahren zu werden.“ Der SPD-Chef verweist in diesem Zusammenhang erneut auf das Konzept einer „wachsenden Fußgängerzone“ sowie auf die Zielsetzungen der bunten Stadtrats-Mehrheit von Sozialdemokraten, Freien Wählern, Grünen und ÖDP. 

 

Für die Sichtweise der Christsozialen hat Käser indes nicht viel übrig. „Die autogerechte Stadt, wie sie der neue Pfaffenhofener CSU-Chef fordert, ist ein Konzept aus dem Maggi-Kochstudio der 60er Jahre und obendrein eine Fehlentwicklung der Städteplanung“, proklamiert er. „Nicht nur viele Dörfer wurden im Autowahn der vergangen Jahrzehnte in ihrer Mitte auseinandergerissen und so die Dorfstraßen ihrer sozialen, verbindenden Funktion beraubt. Auch unsere Stadt leidet an einer solchen Durchschneidung unserer guten Stube. Wir opfern viel, für wenig Gewinn. Selbst die Autofahrer finden die Situation in der Innenstadt zunehmend unerträglich.“

Für Käser ist jedenfalls klar: „Unser Hauptplatz ist viel zu wertvoll für eine beherrschende Nutzung als Abkürzung oder als Parkplatz. Aktuell ist er wahrscheinlich der teuerste und schönste Wendehammer Bayerns.“ Die Kreisstadt habe bereits jetzt mit rund 950 Fahrzeugen pro 1000 Einwohner eine der höchsten Autodichten in ganz Deutschland. Laut seiner Rechnung kommen im Stadtgebiet jährlich zirka 200 Pkw hinzu. „Das Fassungsvermögen unserer Straßen in der Innenstadt ist also in absehbarer Zeit erreicht“, warnt er. „Eine autofixierte Stadtentwicklungspolitik fährt so gesehen geradewegs ins Chaos.“

 

Ein Hauptplatz voller Kutschen.

Man müsse sich deshalb – so Käser – sachlich, aber konsequent mit wirksamen Maßnahmen zur Verringerung des Autoverkehrs beschäftigen. „Wehleidige und rückwärts gewandte Pressemitteilungen dienen dabei vielleicht der eigenen Profilierung, helfen aber Pfaffenhofen wenig weiter“, moniert der SPD-Boss an die Adresse der örtlichen CSU. Und auch deren neuer Frontmann, Christian Moser, bekommt sein Fett weg: „Im Zuge der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans fanden mehrere öffentliche und intensive Diskussionsrunden statt. Die Ergebnisse werden im Herbst präsentiert. Wenn Moser das Thema so wichtig ist, warum hat er sich dann nicht an diesen mehrfachen und stundenlangen Treffen der Arbeitsgruppe oder am Zukunftsforum Mobilität beteiligt?“

Und der Sozialdemokrat setzt noch einen drauf: Wenn sich Moser als bekennender Franz-Josef-Strauß-Fan „über Herkers volksverbundene Sprache“ empöre, dann könne er doch mal wieder in einem seiner FJS-Zitate-Hefte stöbern. Mosers großes Vorbild habe zum Beispiel einmal einem Kritiker zugerufen: „Wenn’s schon kein Hirn haben, dann halten Sie’s Maul wenigstens.“ Dagegen sei Herker „doch der Inbegriff einer Charme-Offensive“, meint Käser – und hat zum Abschluss noch einen Ratschlag für die Christsozialen: „Schaltet mal einen Gang runter, probiert’s mal mit Gemütlichkeit und lasst uns miteinander an noch mehr Lebensqualität für Pfaffenhofen arbeiten.“

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