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Der "Rentnermord"-Prozess vor dem Landgericht liefert auch am sechsten Tag keine Erklärung für die Tat – und auch keine Beweise für die Schuld von Heinz Josef. M. 

Worüber kam es an jenem 13. August 2012 zwischen Helmut P. und Heinz Josef M. zu einem derart massiven Streit, der darin endete, dass Heinz Josef M. den Rentner mit einer Flaschen halb erschlagen und ihn dann erwürgt haben könnte? Auch am sechsten Verhandlungstag vor dem Landgericht gab es da keine Erkenntnisse. Im Gegenteil. Immer wieder wird der Angeklagte von den Zeugen aus ruhig und unauffällig beschrieben, als einer, der sich während seines Aufenthaltes in Ingolstadt stets um Arbeit und Unterkunft bemüht hatte. Und der offenbar keinen Tropfen Alkohol getrunken hat. Also scheint auch eine exzessive Tat im Alkoholrausch auszuscheiden.

Zunächst aber waren heute zwei Neffen des Opfers Helmut P. als Zeugen geladen. Beide Maler von Beruf und beide hatten so gut wie keinen Kontakt zum Opfer. Einer immerhin hat ihm drei Tage vor dessen Tod den Gang seiner Wohnung frisch gestrichen. Und war vielleicht im August 2012 deswegen auch kurzfristig als Verdächtiger ins Visier der Polizei geraten und verhaftet worden. Er beschreib seinen Onkel als jemanden, der keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte. Auch von dieser Seite also kein Hinweis auf ein Aggressionspotenzial, dass den tödlichen Streit hätte auslösen können.

Auf der anderen Seite bekam der Angeklagte „Rückendeckung“ von einem Gastwirt und dessen Lebensgefährtin aus Ebenhausen. In deren Lokal hatte Heinz Josef M. 2012 diverse Fußballspiele während der Europameisterschaft verfolgt. Immer bei einem Glas Spezi. Selbst bei den kostenlosen Lokalrunden Schnaps habe er nie zugegriffen. Er sei zwar in der Erinnerung des Gastwirtes „schlampig“ gewesen bis dahin, dass man die mangelnde Körperhygiene gerochen habe. Ansonsten aber unauffällig und ruhig.

Und er konnte sich gewählt ausdrücken. Das bestätigte wiederum ein Fischer, der Heinz Josef M. zu jener Zeit am Baggersee kennengelernt hatte. Und der hat ihm, nachdem er dessen Leidensgeschichte mit dem gestohlenen Gepäck am Flughafen gehört hatte, sogar 200 Euro zugesteckt, damit der Angeklagte wieder nach Hause kommen konnte. Deswegen hatte er ihn auch noch zum Busbahnhof gebracht.

Schon die Tatsache, dass weder Staatsanwaltschaft noch Verteidigung viele Fragen an die Zeugen haben, weist ein wenig auf die relative Bedeutungslosigkeit der Aussagen hin. Bedeutungslos im Hinblick auf die zu klärende Tat. Denn dazu scheint es keine neuen Erkenntnisse mehr zu geben. Es geht meist um das Bild, das man sich von Angeklagten gemacht hat, eine Einschätzung seiner Persönlichkeit, darum, wie er die Zeit in Ingolstadt verbracht hat. Und da ist viel Wiederholung im Spiel, viele Schilderungen des ewig gleichen.

Was also war der Auslöser der Bluttat, wo ist das Motiv? Beide sind oder waren besonnene, ruhige Menschen. Beim Opfer Helmut P. – das belegen die Kontoauszüge – gab es nichts zu holen, da sein Konto chronisch im Minus war und er auch immer nur kleine Beträge bar abgehoben hatte. Heinz Josef M. hat seine prekäre finanzielle Lage offenbar nie dazu verleitet, zu stehlen oder andere Leute anzupumpen. Die meisten haben ihm freiwillig aus Mitleid Geld zugesteckt. Mitunter sogar recht ansehnliche Beträge. Mehr auf jeden Fall, als das Opfer Helmut P. zum Zeitpunkt der Tat im Haus gehabt haben kann.

Bislang also fehlt bei dem Verfahren neben den zwingenden Beweisen auch ein Motiv für die Tat. Und eine Erklärung für eine derartige Eskalation. Die Indizien sprechen eindeutig gegen den Angeklagten. Aber sie sind eben nicht erdrückend genug. Das Baugefühl derer, die den Prozess verfolgen, sagt eindeutig: er war es. Nur zwingend beweisen kann man es Heinz Josef M. bislang nicht. Und da erfahrungsgemäß die wichtigsten Zeugen zu Beginn eines Verfahrens geladen werden, ist auch die Wahrscheinlichkeit gering, die Staatsanwaltschaft könnte noch eine große Überraschung aus dem Ärmel zaubern.

Die Spannung in dem Verfahren gegen Heinz Josef M. hat jedenfalls inzwischen ein Niveau erreicht, dass die Zuschauerbänke immer leerer werden lässt. Der Prozess wird morgen und am kommenden Donnerstag fortgesetzt.

 

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