Logo
Anzeige
Anzeige

Landkreis-SPD schlägt Alarm, fordert sofortige Maßnahmen und Unterstützung für die betroffenen Bürger.

(ty) Aus Sicht der Kreis-SPD ist die Belastung des Grundwassers im Raum Manching ein Umwelt-Skandal. Das Landratsamt hat reagiert und unter anderem die Nutzung von Grundwasser zur Bewässerung im Bereich Lindach und Westenhausen auf Jahre hin untersagt. Hintergrund ist die Belastung mit so genannten per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC,) die früher in Feuerlösch-Schäumen enthalten waren, welche auch auf dem Manchinger Flugplatz zum Einsatz kamen. Die Sozialdemokraten appellieren: "Bürgerwohl vor Militärinteressen. Handeln statt beschwichtigen." Ihre Forderungen: "Vorfinanzierung unvermeidbarer Kosten der betroffenen Bürger und Landwirte, weitere Verseuchung stoppen durch Sofort-Maßnahmen auf dem Flughafen-Gelände, Bürgerinitiativen vollumfänglich unterstützen."

 

"Am Militärflughafen Manching wurden bis vor einigen Jahren giftige PFC-haltige Lösch-Schäume verwendet. Über das Grundwasser hat sich das Gift in der Umgebung ausgebreitet – mit erheblichen Konsequenzen für die Anwohner, Kommune und die Landwirtschaft", fasst die Kreis-SPD die Aufsehen erregende Situation zusammen und verweist auf die kürzlich vom Landratsamt erlassene Allgemeinverfügung. 

Das Landratsamt untersagte bekanntlich die Nutzung von Grundwasser zur Bewässerung im Bereich der Manchinger Ortsteile Lindach und Westenhausen. Das gilt auch für außerorts liegende, bebaute Freizeit-Grundstücke. Diese Allgemeinverfügung gilt bereits seit 14. Mai dieses Jahres und bis 30. April 2032. In diesem Zeitraum untersagt ist außerdem die Benutzung von Oberflächenwasser zu Bewässerungszwecken aus den Gewässern nördlich und nordöstlich des Flugplatzes Manching. Es geht um Wasser aus Baggerseen, Westenhauser Ach und Irschinger Ach. Wer gegen den behördlichen Erlass verstößt, riskiert ein Zwangsgeld.

Hier gilt die Untersagung der Benutzung von Oberflächenwasser zu Bewässerungszwecken (Quelle: Landratsamt)

Die Kontaminationen in Wasser und Boden wurden durch PFC-haltige Feuerlösch-Schäume (Aqueous-Film-Forming-Foams, kurz AFFF) verursacht, die zu früheren Zeiten auf dem Areal das Flugplatzes zum Einsatz gekommen waren. Diese Löschmittel sind seinerzeit zum Beispiel bei Flugzeug-Bränden und regelmäßigen Löschübungen verwendet worden. Bis in das Jahr 2000 wurde zur Herstellung der Löschschäume vor allem PFOS verwendet. PFOS-haltige Löschschäume mit einem Gehalt von mehr als 0,001 Prozent dürfen jedoch aufgrund eines EU-weiten Verbots seit dem Sommer 2011 nicht mehr benutzt werden.  

Von der nun erlassenen Allgemeinverfügung betroffen sind nach Angaben der Kreisbehörde in erster Linie alle Hausbrunnen in diesem Bereich, die bisher zur Garten-Bewässerung benutzt werden. Und zwar unabhängig von den jeweiligen Einzelbeprobungs-Ergebnissen. Hinzu kommt: Sollte ein Erdaushub in diesen Bereichen erfolgen, ist dieser laut Landratsamt einer ordnungsgemäßen Entsorgung zuzuführen. Dafür seien wiederum entsprechende abfallrechtliche Untersuchungen erforderlich. 

 

"Die Verfügung ist erforderlich, da in den umfassten Bereichen aufgrund bisheriger Untersuchungen PFC-Konzentrationen festgestellt wurden, die eine bedenkenlose Benutzung des Grund- und Oberflächenwassers zu Bewässerungs-Zwecken nicht mehr ermöglichen", hieß es aus dem Landratsamt. Nicht von der Untersagung erfasst seien landwirtschaftliche Brunnen, die der Bewässerung der Ackerflächen dienen, "da in den bisher durchgeführten Beprobungen der Ackerböden kein PFC nachgewiesen wurde". 

Die SPD schlägt Alarm: "Wer jetzt noch ein Haus im PFC-Gebiet bauen will, muss unter Umständen auf einen Keller verzichten, die Kommune ist bei Infrastruktur-Maßnahmen betroffen und die Landwirte fürchten um ihre Ernte", erklären die Sozialdemokraten in einer aktuellen Mitteilung. "Ein Umwelt-Skandal ist das zweifelsfrei heute schon", findet SPD-Kreischef und Landtags-Kandidat Markus Käser. "Inwieweit Gefahr für Leib und Leben besteht, werden die weiteren Untersuchungen zeigen." Käser prophezeit jedoch: "Das Thema PFC wird den Landkreis und vor allem die Betroffenen Bürger jedenfalls noch lange beschäftigen." Er hofft, "dass das Schlimmste nicht eintritt", und betont: "Bis zur Klärung aller Fakten dürfen jedoch nicht Bürger und Kommune die alleinigen Leidtragenden sein."

Hier gilt die Untersagung der Benutzung von Grundwasser zu Bewässerungszwecken (Quelle: Landratsamt) 

Bund, Staatsregierung und Landkreis müssen nach Ansicht der SPD in erster Linie unsere Bevölkerung schützen beziehungsweise vor Schaden bewahren – und nicht die Bundeswehr in Schutz nehmen. "Die Bewohner der betroffenen Gemeinden haben nicht nur beachtliche Schäden zu bezahlen und bangen um ihre Lebensqualität, sondern fordern vor allem Gerechtigkeit." Käser schimpft: "Während Mütter Sorge haben, ob sie noch stillen können, Bauleute nicht wissen, wohin mit dem Bau-Aushub, oder die Gemeinde einen Wasserrohrbruch zukünftig nicht ohne hohe Kosten beheben kann, ist die Bundeswehr immer noch mit Gutachten beschäftigt."

Aus Sicht der SPD kann es nicht sein, "dass Bund und Bundeswehr mit Samthandschuhen angefasst werden, während den Bürgern Kosten entstehen und niemand weiß, ob diese jemals beglichen werden". Die Bürgerinitiativen fordern laut Käser & Co. zu Recht, dass der Flughafen sofortige Maßnahmen ergreifen müsse, um die weitere Verseuchung zu stoppen. "Die Bundeswehr muss den Fluss, der durch das Gelände des Flughafens Manching fließt, sofort vor weiterer Verunreinigung schützen, damit nicht weiterhin sauberes Wasser verschmutzt wird."

Die Sozialdemokraten im Kreis Pfaffenhofen verlangen von Land und Bund, "ihre Verantwortung nicht aufs Landratsamt oder die Bürger abschieben". Und Landrat Martin Wolf (CSU) darf nach Dafürhalten der SPD "keine Rücksicht auf Parteikollegen nehmen", sondern muss "klar machen, auf wessen Seite er steht". Bürgerinitiativen seien vollumfänglich von der Lokalpolitik zu unterstützen, so Käser. "Außerdem müssen sofortige Sanierungs-Maßnahmen auf dem Flughafen-Gelände begonnen werden, um weitere Verseuchung zu stoppen." Es sei "absolut inakzeptabel", dass auf dem Flughafen-Areal bisher keine Maßnahmen getroffen worden seien.

Für die SPD ist klar: "Die Kosten sind vom Verursacher zu tragen und nicht durch die betroffenen Bürger." Für notwendige Maßnahmen, die unmittelbar in Zusammenhang mit der PFC-Belastung stehen, beziehungsweise für die – Bürgern, Landwirten und Kommunen entstehenden – daraus resultierenden Mehrkosten, sollten Land und Landkreis unbürokratisch in Vorleistungen gehen. "Dass unbürokratische Hilfe und Vorleistungen möglich sind, wurde im Rahmen der Fluchtkrise schon einmal unter Beweis gestellt", sagt Käser. Mit Ortsbesichtigungen und Veranstaltungen wollen die Sozialdemokraten nach eigenem Bekunden die Interessen der Bürger stärken. 

Bisherige Beiträge zum Thema:

"Das wird sicher eine der heißesten Veranstaltungen, die ich in meiner Laufbahn bisher hatte"

Grundwasser-Nutzung in Bereichen bei Manching für 14 Jahre untersagt

PFC-Belastung in Manching: Landratsamt untersagt Grundwasser-Nutzung

Grundwasser-Belastung durch inzwischen verbotene Lösch-Schäume


Anzeige
RSS feed