Extreme Wetter-Situationen machten den Landwirten zu schaffen, wie Bauern-Präsident Heidl heute in Neufahrn erläuterte.
(ty) Heuer hat das Wetter wieder mal verrückt gespielt. Vielerorts waren die Niederschlags-Mengen viel zu gering und die Temperaturen zu hoch. Besonders extrem war die Situation im April – und damit in dem für Natur und Landwirtschaft so wichtigen Wachstumsmonat. In Bayern fielen nur 40 Prozent der üblichen Niederschläge. Gleichzeitig war es der heißeste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. "Diese extreme Wettersituation sowie viele Unwetter und andere Wetterkapriolen spüren die bayerischen Bauern nun schmerzlich bei der Ernte“, sagte heute Bauernpräsident Walter Heidl in Neufahrn (Landkreis Freising) bei der gemeinsamen Ernte-Pressefahrt mit der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). "Wir rechnen deshalb heuer nur mit einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte", so Heidl. Damit werde die Erntemenge etwas unter dem langjährigen Mittel von 6,7 Millionen Tonnen (ohne Körnermais) oder 72 dt/Hektar liegen.
"Die Wärme und ungewöhnlich viele Sonnenstunden sorgten für schnelles Wachstum – zumindest dort, wo der Boden etwas Wasser speichern konnte", sagte BBV-Getreide-Präsident Hermann Greif. „Unsere Ernte-Umfragen zeigen, dass es bayernweit extreme Unterschiede gibt. Sie hängen mit der Qualität des Bodens, mit lokalen Niederschlägen und teils gravierenden Unwetterschäden zusammen.“ Aus einigen Gegenden Niederbayerns werde von starken Hagelschäden und Ausfällen von bis zu 90 Prozent berichtet. Beim Raps, in dessen Blütezeit es ungewöhnlich trocken und heiß war, berichten die Bauern laut Bauernverband beinahe bayernweit von enormen Problemen. Insbesondere die Knospenwelke, aber auch Schädlinge lassen den Ertrag heuer schrumpfen.
Der Blick über den Freistaat hinaus zeige, dass die Ernte auch in anderen Ländern von Wetterkapriolen geprägt sei: im Westen war es zu nass, im Osten zu trocken. Europaweit werde deshalb mit kleineren Erntemengen gerechnet. "Der relativ günstige Euro-Kurs im Vergleich zum US-Dollar stützt gleichzeitig die Exportsituation der EU", sagte Greif. "Darum erwarten wir für 2018 einen Abbau der EU-Lagerbestände und sehen beim Getreidepreis Luft nach oben."
Neben dem Anbau von Getreide, Mais und anderen Feldfrüchten engagieren sich viele Landwirte in Bayern für den Erhalt der Artenvielfalt. Sie legen Blühflächen und -streifen an und schaffen so zusätzliche Nahrung und Lebensraum für Bienen, Insekten und andere Wildtiere. Neben den Blühpflanzen sind – so betont der bayerische Bauernverband – auch die oftmals eher unscheinbaren Ackerwildkräuter von besonderer Bedeutung. Das zeige nicht nur das Beispiel der beiden Landwirte Franz Steinberger und Christian Meidinger aus Neufahrn, sondern auch viele ihrer Berufskollegen seien Jahr für Jahr wieder bei der Aktion "Blühende Rahmen" des BBV und des Landesverbands bayerischer Imker dabei.
"Bereits seit 2011 legen bayerische Bauern so freiwillig viele Blühflächen und -streifen an", betont der BBV. Zum 100-jährigen Jubiläum des Freistaats hat der bayerische Bauernverband seine Mitglieder unter dem Motto "Bauern schenken Blumen" dazu aufgerufen, weitere Blühstreifen und Blühflächen zu schaffen sowie diese auch in eine interaktive Karte einzutragen. Weitere Infos dazu sowie die Blühkarte findet man unter www.BayerischerBauernVerband.de/Bluehende-Rahmen
Das sei allerdings, so heißt es vom BBV, nur eines von vielen Beispielen für das Engagement der bayerischen Landwirte in Sachen Umwelt- und Naturschutz: Jeder zweite bayerische Bauer habe sich vertraglich zu weiteren Umweltleistungen verpflichtet, knapp 40 Prozent der Flächen im Freistaat werden demnach inzwischen nach den Vorgaben der Agrar-Umwelt-Programme bewirtschaftet. Hinzu kämen 84 000 Hektar Vertrags-Naturschutzflächen und rund 230 000 Hektar ökologische Vorrangflächen, die in Bayern durch das Greening und die EU-Agrarpolitik eingerichtet wurden.
Daneben laufen regionale Projekte und Initiativen – im Landkreis Freising fördere zum Beispiel Landwirt Christian Meidinger produktions-integriert seltene und gefährdete Ackerwildkräuter wie Acker-Rittersporn, Frauenspiegel und Acker-Steinsame. Vor sieben Jahren wurde erstmals Saatgut der drei Arten ausgebracht, die auf dem kalkreichen mageren Boden sehr gut gedeihen und bis heute das Ökosystem bereichern. Die Maßnahmen seien Teil mehrerer Projekte der Technischen Universität München, der bayerischen Kulturlandstiftung und der Bioland-Naturschutzberatung.