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Im Pfaffenhofener Kreistag steht eine Entscheidung an, die jungen Leuten günstig mehr Mobilität bringen soll. Forderungen nach einer Ausweitung des Konzepts wurden bereits laut.

Von Tobias Zell 

Jungen Leuten wird zuweilen unterstellt, sie würden sich nicht sonderlich für Kommunalpolitik interessieren. Was allerdings heute Nachmittag im Pfaffenhofener Kreistag zur Abstimmung steht, dürfte sie brennend interessieren – denn es geht darum, ob sie künftig für Taxi-Fahrten im Landkreis nur mehr die Hälfte bezahlen müssen. Die Idee zu dem 50:50-Taxi kam vor Jahren von der Jungen Union (JU), der Kreisausschuss hatte am vergangenen Montag grünes Licht gegeben. Heute steht nun die finale Entscheidung an. Derweil gibt es bereits Wünsche und Forderungen, das Konzept auszuweiten – etwa auf Fahrten in Nachbar-Landkreise oder auf weitere Personen-Gruppe wie Senioren.

In der Vorlage zur heutigen Sitzung heißt es: Der Kreistag möge auf Empfehlung des Kreisausschusses beschließen, „dass die Verwaltung beauftragt werden soll, ein 50:50-Taxi-Modell für junge Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren einzuführen, bei dem Taxi-Fahrten in den Nächten von Freitag auf Samstag sowie von Samstag auf Sonntag und von Tagen vor gesetzlichen Feiertagen auf den folgenden Feiertag im Zeitraum von 18 Uhr bis 6 Uhr des Folgetages, die ihren Start- und Endpunkt innerhalb des Landkreises Pfaffenhofen haben, durch den Kreis in Höhe von 50/100 bezuschusst werden“. Die technische Umsetzung „soll durch ein Computer-System erfolgen, das für den Nutzer eine App anbietet und möglichst den gesamten Umsetzungs- und Abrechnungsaufwand selbstständig erledigt“. 

In diesem Zusammenhang wird vorgeschlagen, ein Computer-System zu erwerben, das in Form zweier Apps ein „Frontend“ für den Nutzer und ein „Frontend“ für den Taxi-Fahrer sowie in Form eines PC-Programms ein „Frontend“ für das Landratsamt anbietet. Die Software soll dabei selbstständig die Nutzungsbedingungen erkennen und es den beteiligenden Taxi-Unternehmern sowie allen Nutzungsberechtigten ermöglichen, sich mit dem Personalausweis zu registrieren. Außerdem soll sie im Hintergrund die Abrechnung zwischen den Taxi-Unternehmern und dem Landkreis erledigen.

 

Beim Landratsamt geht man davon aus, dass die einmaligen Kosten für die App und die Software sich auf zirka 10 000 Euro belaufen. Hinzu kommt eine jährliche Lizenzgebühr, die auch Wartung und laufenden Betrieb abdeckt. Für die Bezuschussung der Taxi-Fahrten selbst rechnet man mit etwa 10 000 Euro für den Rest dieses Jahres sowie dann mit zwischen 30 000 und 40 000 Euro per anno. 

Im Kreisausschuss war die Idee des 50:50-Taxis – die der damalige JU-Kreischef Christian Moser bereits im Dezember 2013 gegenüber unserer Zeitung ins Spiel gebracht hatte – quer durch die Fraktionen goutiert worden. „Wir stehen geschlossen dahinter“, sagte CSU-Fraktionschef Reinhard Heinrich, im Hauptberuf Bürgermeister von Reichertshausen. Er wies allerdings darauf hin, dass es sich hier um eine weitere freiwillige Leistung des Landkreises handelt. Die Sicherheit der jungen Leute müsse einem allerdings auch etwas Wert sein. Ein Hintergrund des 50:50-Taxis ist bekanntlich, dass man sich eine Reduzierung der Zahl von so genannten Disco-Unfällen erhofft.

 

Sowohl Heinrich als auch SPD-Fraktionschef Martin Schmid – er ist Bürgermeister von Vohburg – sprachen sich für die Versuchs-Phase aus, in der ausschließlich Fahrten innerhalb des Landkreises gefördert werden sollen. Beide signalisierte aber unisono, nicht zuletzt mit Blick auf die geografische Lage ihrer Gemeinden, dass im Idealfall bald auch Taxi-Fahrten in Nachbar-Landkreise bezuschusst werden sollten. Weil der junge Vohburger sich freilich gern ins Ingolstädter Nachtleben stürzt und es den Reichertshausener auch mal in die Kreise Dachau und Freising zieht. 

Kerstin Schnapp (Grüne) zeigte sich erfreut darüber, dass mit dem 50:50-Taxi nun zumindest mal begonnen werden soll. Wenngleich sie keinen Hehl daraus machte, dass man ihrer Meinung nach Fahrten auch für Senioren in ähnlicher Weise fördern müsste. „Man sollte eine solche Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht nur auf die jungen Leute beschränken“, erklärte sie gegenüber unserer Zeitung: „Wenn 50:50-Taxi, dann sollte dieses Angebot auch für Senioren und Menschen mit Handicap gelten.“

 

Daran anknüpfend fragte Reinhard Haiplik (ÖDP): Was ist mit behinderten Menschen, Hartz-IV-Empfängern, kinderreichen Familien oder Asylbewerbern? Auch an diese Gruppen müsse man denken. Vize-Landrat Anton Westner (CSU), der in Vertretung von Martin Wolf (CSU) die Sitzung des Kreisausschusses leitete, hatte allerdings bereits zu Beginn der Debatte ausdrücklich darum gebeten, jetzt nicht über ein 50:50-Taxi etwa für Senioren zu sprechen. Denn das stehe nicht auf der Tagesordnung. Man werde sich dieses Themas eigens annehmen. 

Schnapp unterstrich, dass die finanzielle Förderung von Taxi-Fahrten auf Kosten des Landkreises nach ihrem Dafürhalten ohnehin nur kleiner Baustein sein könne, um Verantwortung für das Thema Mobilität zu übernehmen. „Was es braucht, sind vor allem der  Ausbau des ÖPNV und weitere intelligente Lösungen, um den Bürgern eine umsetzbare Möglichkeit zu bieten, zumindest auf das Zweitauto in der Familie zu verzichten.“

 

Unabdingbar für eine zukunfts-orientierte Verkehrspolitik im Landkreis ist für die Grünen-Kreisvorsitzende deshalb das vom Kreistag bereits beschlossene Mobilitäts-Konzept, mit dessen Daten eine bessere Vernetzung der verschiedenen Verkehrsformen – unter anderem Bahn, Bus, Taxen, Carsharing-Modelle – ermöglicht sowie eine tragfähige ÖPNV-Planung auf dem Weg gebracht werden solle.

Heute Nachmittag soll aber erst einmal das 50:50-Taxi beschlossen werden. „Lasst es uns jetzt mal probieren“, hatte Westner im Kreisausschuss appelliert. Das Gremium richtete schließlich auch seine einhellige Empfehlung an die Adresse des Kreistags. Der kommt ab 15 Uhr zusammen. Erstmals übrigens im neuen Sitzungssaal, der bekanntlich im Zuge der insgesamt fast 18 Millionen Euro teuren Generalsanierung und Erweiterung des Landratsamts geschaffen wurde.

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