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Kirchliches Großereignis mit Masken und Abstand: Bertram Meier wurde heute zum neuen Bischof von Augsburg geweiht.

(pba) Der Tag der Bischofsweihe beginnt mit warten: Es ist sieben Minuten vor 10 Uhr, es windet und nieselt leicht, die liturgische Prozession zieht vom Dombrunnen zum Bronzeportal am Augsburger Dom und kommt dort erstmal zum Stehen. Um den zu weihenden Bischof Bertram Meier, die Erzbischöfe Reinhard Kardinal Marx (München) und Ludwig Schick (Bamberg), den apostolischen Nuntius für Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, sowie den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, haben sich auch ein paar Gläubige mit Sicherheitsabstand und bunten Gesichtsmasken versammelt. Es herrscht Stille und gespanntes Warten. Dann schlägt es endlich 10 Uhr und die Prozession setzt sich in Bewegung. Der Gottesdienst kann beginnen – und damit auch die Übertragung der Weiheliturgie durch den Bayerischen Rundfunk.

Aufgrund der Corona-Krise dürfen nur rund 180 geladene Gäste bei der Bischofsweihe im Dom anwesend sein und auch auf dem Domplatz sind neugierige Besucher nicht erlaubt. "Unser Sicherheits-Personal wird darauf ein besonderes Auge haben", sagt Michael Hartl, Leiter der Geschäftsstelle des Bistums Augsburg, zu dem auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören. 

Zusammen mit der Gesamtkoordinatorin Maria-Anna Immerz, theologische Referentin im Generalvikariat und Diözesan-Beauftragte für Rundfunk und Fernsehen, sowie einem Team aus Mitarbeitern verschiedener Abteilungen des Ordinariats war Hartl seit Monaten mit den umfangreichen Planungen für die Bischofsweihe beschäftigt.

 

Die Weihe hätte, wie berichtet, ursprünglich bereits am 21. März stattfinden sollen. Doch wegen der Corona-Krise musste sie verschoben werden. "Mit den Vorbereitungen hatten wir bereits unmittelbar nach Bekanntgabe der Bischofs-Ernennung im Januar begonnen", erklärt Immerz zu den Geschehnissen der vergangenen Monate. Auch all diese Zeit hieß es da nur eines: Warten. 

Der Lohn für dieses Warten und die aufwändige Organisationsarbeit zeigt sich schon früh an diesem Morgen: Es ist kurz vor 9 Uhr und es ist ruhig. Außer der Polizei und den Mitarbeitern des BR sowie des Ordinariats ist kaum etwas los auf dem Augsburger Domplatz. Unnormal für eine Bischofsweihe. Aber normal ist an diesem Tag und in dieser Zeit nichts.

 

Mit Gesichtsmaske gerüstet steht Michael Billhardt, Mitarbeiter im Fachbereich Datenschutz, vor dem Nordportal des Doms und wartet auf seinen Einsatz. Er ist als einer von insgesamt 22 Ordnern des Ordinariats für den geregelten Zutritt der geladenen Gäste zuständig. "Ich habe mich freiwillig für diesen Dienst gemeldet", sagt er. Warum? "Für die Kirche zu arbeiten, bedeutet für mich mehr als nur Dienst nach Vorschrift. Ein so großes Ereignis erlebt man zudem nicht sehr oft."

Es ist zehn nach 9 Uhr, sein Einlassdienst beginnt. Auch am Südportal kommen bereits geladene Gäste an. Weihbischöfe und Bischöfe machen sich mit teils kreativen Gesichtsmasken auf den Weg in den Dom: So sind Masken in den Augsburger Bistums-Farben, rot und weiß, zu bestaunen, aber auch eine Schäfchen-Maske getragen von Bischof-Voderholzer aus Regensburg.

Die Tür des Bischofshauses öffnet sich immer wieder für einen kleinen Spalt. Menschen treten aus und ein und irgendwann kommen auch die Straßenbahn und der Verkehr zum Stehen. Ministerpräsident Markus Söder steigt aus dem Auto, begrüßt Oberbürgermeisterin Eva Weber vor dem Südportal des Doms und dann heißt es auch für ihn: Warten. Es regnet und immer mehr neugierige Passanten erscheinen auf dem Platz, machen Fotos mit Handy oder Kamera.

Und dann geht die Tür des Bischofshauses auf, die rot- und gelb-weißen Fahnen am Giebel des Hauses schwenken im Wind und die liturgische Prozession setzt sich in Bewegung. Söder steht am Brunnen des Doms. Es folgt kein Händeschütteln, aber ein herzlicher Willkommens-Gruß und freundliche Blicke, die sich trotz verhülltem Gesicht treffen.

Ulrike Stowasser, Vorsitzende des Frauenbunds im Diözesanverband Augsburg, ist derweil schon mit ihrer weiß-blauen Fahne vor den Domstufen unterwegs. Als eine von zwei Vertretern der Verbände darf sie heute an der Bischofsweihe teilnehmen. "Das ist eine wahnsinnige Ehre und große Sache, dass ich heute die Fahne tragen darf und bei der Feier dabei sein darf", sagt sie. Dem neuen Bischof wünscht sie, dass er weiterhin versöhnend wirkt "und einfach so bleibt, wie er ist", sagt sie und eilt davon – mit Aufregung im Gesicht und voller Vorfreude.

Geehrt, an der Messe teilnehmen zu dürfen, fühlt sich auch Maria Hirner, stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats. "Ich freue mich sehr auf die Weihe, weil ich Bertram Meier als sehr wertvollen Menschen schätze." Für sein Amt als Bischof wünscht sie ihm viel Kraft, mit der großen Vielfalt der Katholiken und Aufgaben zurechtzukommen.

Es ist kurz vor 10 Uhr und spätestens jetzt wird es auch für das Team des Bayerischen Rundfunks ernst. Fast 45 Mitarbeiter des Senders sind für die Übertragung heute im Einsatz. "Wir sind mit einer riesen Technik-Crew hier: Kamera- und Bühnenkollegen, Beleuchter, ein Hörfunk-Produzent, aber auch Mitarbeiter, die für die Satellitentechnik zuständig sind", schildert Produktions-Leiter Michael Hartinger.

Bereits vor drei Tagen hatten die TV-Mitarbeiter mit den Aufbau-Arbeiten im Dom begonnen: Es wurden Kabel verlegt, Lichtanlagen installiert, und Funkantennen aufgebaut. "Die Übertragung heute ist natürlich viel aufwändiger als bei einem normalen Sonntags-Gottesdienst", sagt Hartinger. So ganz tiefenentspannt sei er heute nicht, gibt er mit einem kleinen Lacher zu.

Die Aufregung jedoch war umsonst: Um genau 12.30 Uhr endet die Aufnahme und damit auch die Bischofsweihe. Nicht nur für den Bayerischen Rundfunkt scheint alles geklappt zu haben. Die liturgische Prozession verlässt den Dom über das Bronzeportal zum Bischofshaus. Die Messebesucher stehen klatschend auf dem Domplatz, freuen sich, es scheint die Sonne. Und Bischof Bertram? Grüßt, winkt und lacht.

Ausführlicher Bericht und Bilder zur Weihe-Zeremonie:

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Zum Hintergrund:

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