Auf Anfrage unserer Zeitung lieferte das Landratsamt jetzt Antworten zum Stand der Dinge, zu den Hintergründen, zu den Ausmaßen und Folgen der Planungen.
Von Tobias Zell
Es geht um ein brandheißes Thema, das für Gesprächsstoff sorgt und Zündstoff birgt: Für Hunderte, ja vermutlich für Tausende Schüler und zahlreiche Lehrer im Kreis Pfaffenhofen sollen sich künftig die Unterrichts-Zeiten zum Teil massiv ändern. Hintergrund ist die geplante Kombination des Schüler-Verkehrs, also: der Schulbusse, mit dem öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV). Betreffen könnte die anvisierte Anpassung von Unterrichts-Zeiten praktisch alle Schularten, wie das Landratsamt bereits erklärt hatte. Beim Schyren-Gymnasium soll sich der morgendliche Unterrichts-Beginn sogar um 50 Minuten nach hinten verschieben. Vieles in Zusammenhang mit den geplanten Änderungen war bislang – bewusst – hinter verschlossenen Türen besprochen und nicht veröffentlicht worden, offizielle Infos gab es noch kaum. Unsere Zeitung hat jetzt beim Landratsamt nachgefragt. Die Antworten zum Stand der Dinge und zu den Hintergründen sowie zu den konkreten Ausmaßen und Folgen der Planungen lesen Sie hier.
Im Landkreis Pfaffenhofen soll bekanntlich der Schüler-Verkehr in den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) eingebunden werden. Wie weit sind diesbezüglich bereits die Planungen?
Landratsamt: "Im Februar 2022 wurde durch das beauftragte Planungs-Büro ein Entwurf zur Schulzeiten-Staffelung vorgelegt. Dieser wurde im März den Bürgermeistern und Schul-Leiterinnen und Schul-Leitern in Einzel-Gesprächen vorgestellt. Zusätzlich fanden am 2. Mai und 3. Mai dieses Jahres Informations-Veranstaltungen für die Eltern-Vertreter der Grundschulen und weiterführenden Schulen statt. Derzeit läuft die Frist für die Rückmeldungen, die anschließend geprüft und in den Entwurf des Mobilitäts-Konzepts eingearbeitet werden."
Bitte fassen Sie den Hintergrund dieser Planungen kurz zusammen. Es geht ja um das zukünftige Mobilitäts-Konzepts für den Kreis Pfaffenhofen und um einen Nahverkehrs-Plan...
Landratsamt: "Der Landkreis Pfaffenhofen erstellt mit Unterstützung der Firma Nahverkehrs-Beratung Südwest ein Mobilitäts-Konzept, welches zugleich den Anforderungen eines Nahverkehrs-Plans entspricht. Zugleich wird der komplette freigestellte Schüler-Verkehr mit überplant. Durch die Integration des Schülerverkehrs in den ÖPNV und der Verknüpfung verschiedener Verkehrs-Formen – Bus, Bahn, On-Demand-Verkehr – soll ein integriertes Mobilitäts-Konzept entstehen. Durch die Integration des Schüler-Verkehrs könnte die Umsetzung des Mobilitäts-Konzepts wirtschaftlich ermöglicht werden."
Wie von unserer Zeitung mehrfach berichtet, könnten sich für Hunderte, vielleicht Tausende Schüler und zahlreiche Lehrer im Kreis Pfaffenhofen künftig die Unterrichts-Zeiten zum Teil massiv ändern. Welche Schulen und Schularten sind nach derzeitigem Stand betroffen?
Landratsamt: "Von den Änderungen der Unterrichts-Zeiten sind sowohl Grundschulen als auch weiterführende Schulen betroffen. Bei einigen Schulen ist eine Änderung nicht erforderlich, da diese optimal in das Mobilitäts-Konzept integriert werden können."
Nach Informationen unserer Zeitung könnte sich der Unterrichts-Beginn am Schyren-Gymnasium in Pfaffenhofen von derzeit 7.30 Uhr auf dann 8.20 Uhr verschieben – das wären satte 50 Minuten. Stimmt das?
Landratsamt: "Nach dem aktuellen Entwurf wäre eine Verschiebung der Schulanfangszeit am Schyren-Gymnasium auf 8.20 Uhr wünschenswert. Damit könnte das Konzept bestmöglich umgesetzt werden."
Wie groß ist die Bandbreite der geplanten Verschiebungen quer durch den Landkreis bei anderen Schulen und in anderen Orten?
Landratsamt: "Größtenteils bewegen sich die Verschiebungen zwischen plus/minus fünf Minuten und plus/minus 20 Minuten."
Wie ist denn das bisherige Feedback aus den Schul-Leitungen und von den Eltern, die bereits etwas wissen?
Landratsamt: "Einige Schulen haben der Verlegung bereits zugestimmt. Mit anderen sind noch Abstimmungen notwendig."
Bleiben wir mal bei so deutlichen Verschiebungen. Angenommen, die Eltern sind Pendler und müssen morgens selbst aus dem Haus: Wer kümmert sich um die Kinder, wenn der Unterricht künftig deutlich später losgeht. Und wer zahlt diese Zwischen-Betreuung?
Landratsamt: "An den Grundschulen ist bereits 30 Minuten vor Schulbeginn eine Betreuung sichergestellt. Ebenfalls wird die Mittags-Betreuung durch die Schulaufwands-Träger angepasst. Von den Kindern der weiterführenden Schulen wird aufgrund des im Vergleich zu Grundschülern höheren Alters bereits eine gewisse Selbstständigkeit erwartet."
Wenn sich der morgendliche Schul-Start deutlich nach hinten verschiebt und Schüler auch Nachmittags-Unterricht haben, kommen sie dann erst am Abend wieder nach Hause?
Landratsamt: "Von unterschiedlichen Seiten wurden bereits verschiedene Vorschläge zur Umgestaltung des Nachmittags eingebracht. Diese könnten dazu führen, dass sich das Schul-Ende am Nachmittag um lediglich zirka 20 Minuten nach hinten verschiebt. Durch die Wieder-Einführung des G9 in den Gymnasien wird sich außerdem die Nachmittags-Situation in den nächsten Jahren ohnehin entzerren."
Die AfD kritisierte, das Landratsamt betreibe eine "nicht hinnehmbare Desinformation", die Unabhängigen Bürger (UB) aus Gerolsbach sprachen von "Geheimhaltungs-Politik". Warum wurde bislang die breite Öffentlichkeit nicht konkret informiert?
Landratsamt: "Bei dem aktuellen Vorschlag handelt es sich um einen Entwurf, demnach wurden bisher auch noch keine Beschlüsse in den Kreis-Gremien gefasst. Da die Planungen noch nicht abgeschlossen sind, wurde die Öffentlichkeit über die Einzel-Maßnahmen noch nicht konkret informiert."
Wann und wie und von wem soll denn die breite Öffentlichkeit informiert werden?
Landratsamt: "Sobald die Planungen abgeschlossen sind, findet eine Beschluss-Fassung im Kreistag in öffentlicher Sitzung statt."
Gibt es eine Liste mit den einzelnen Schulen und den geplanten neuen Zeiten?
Landratsamt: "Eine Übersicht mit den neu geplanten Unterrichts-Zeiten liegt vor und wurde in den Einzel-Gesprächen und in den Informations-Veranstaltungen vorgestellt."
Wer hat das letzte Wort? Wer bestimmt am Ende über die künftigen Unterrichts-Zeiten und über die Busse?
Landratsamt: "Die Unterrichts-Zeit wird im Benehmen mit dem Schulaufwands-Träger und dem Schul-Forum festgesetzt. Das Schul-Forum besteht aus Schul-Leitern, Lehrern, Eltern-Vertretern, Schüler-Sprechern und Vertretern des Schulaufwands-Trägers. Bei den Grundschulen übernimmt der Eltern-Beirat die Aufgaben des Schul-Forums."
Wann ist mit der Umsetzung der neuen Unterrichts-Zeiten zu rechnen?
Landratsamt: "Das Mobilitäts-Konzept sollte idealerweise mit Beginn des Schuljahres 2023/24 umgesetzt werden."
Landrat Albert Gürtner (FW) hatte in der jüngsten Sitzung des Pfaffenhofener Kreistags zur anvisierte Kombination von ÖPNV und Schulbus-Verkehr erklärt, dass andernfalls Mehrkosten im siebenstelligen Euro-Bereich entstehen würden. Wie kommt man zu dieser Zahl?
Landratsamt: "Die Mehrkosten wurden durch das Planungs-Büro ermittelt."
In welchem Zeitraum würden diese Mehrkosten anfallen? Und wer hätte sie zu tragen?
Landratsamt: "Diese Mehrkosten würden jährlich anfallen und müssten durch den Landkreis und die Gemeinden getragen werden."
Bisherige Beiträge zum Thema:
Änderungen bei den Schulanfangs-Zeiten: "Intransparenz, bewusste Desinformation"
"Schulkinder dürfen nicht 'Kollateral-Schäden' des neuen Landkreis-ÖPNV sein"
Tausenden Schülern im Kreis drohen massive Änderungen bei Unterrichts-Zeiten