Verurteilung wegen Totschlags nach Bluttat im Herbst 2019: Das 18-jährige Opfer starb nach der Attacke mit einem Küchen-Messer im Krankenhaus.
(ty) Ein heute 19-Jähriger, dem – wie berichtet – zur Last gelegt worden war, im Herbst 2019 in Karlskron (Kreis Neuburg-Schrobenhausen) seinen 18-jährigen Bruder tödlich verletzt zu haben, indem er ihn mit einem Küchen-Messer im Bereich des Oberkörpers attackiert hat, ist heute von der ersten Jugendkammer des Landgerichts Ingolstadt wegen Totschlags zu einer Jugendstrafe von sechs Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Das teilte das Landgericht zum Ausgang des nicht öffentlich verhandelten Verfahrens mit. Der Angeklagte hatte den Angaben zufolge einen Teil der zu bildenden fiktiven Einheits-Jugendstrafe – eigentlich sieben Jahre und zehn Monate – von einem Jahr und einem Monat bereits in Bulgarien verbüßt, was bei der jetzt noch zu verbüßenden Strafe zu berücksichtigen war.
Die Staatsanwaltschaft hatte laut Mitteilung des Landgerichts in ihrem Plädoyer acht Jahre wegen Totschlags gefordert, die Verteidigung hingegen vier Jahre wegen Körperverletzung mit Todesfolge. "Maßgeblich für die Annahme des Tötungs-Vorsatzes, und damit für die Verurteilung wegen Totschlags, war die hohe Gefährlichkeit des Stiches", heißt es vom Landgericht. Der Messer-Stich des Angeklagten gegen seinen Bruder sei – laut Ausführungen der Rechtsmedizin – in einer durchgehenden, schwingenden Bewegung so wuchtig ausgeführt worden, dass die 15 Zentimeter lange Klinge nahezu vollständig in den Körper und die Klinge noch 1,7 Zentimeter in die Herzwand eingedrungen sei. Anhaltspunkte für eine Notwehr-Situation lagen laut Gericht nicht vor, da weder der Angeklagte noch der Verstorbene weitere relevante Verletzungen aufwiesen.
Wie berichtet, hatte am Abend des 19. September 2019 gegen 20.45 Uhr in Karlskron ein Anwohner auf der Hauptstraße, in der Nähe der Kirche, den 18 Jahre alten bulgarischen Schüler mit lebensbedrohlichen Verletzungen entdeckt. "Vor Ort fanden die Beamten und der hinzugerufene Notarzt einen jungen Mann vor, der stark – insbesondere aus dem Bauch – blutete", hatte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord damals erklärt. Der junge Mann habe reanimiert werden müssen, bevor er vom Rettungsdienst zur weiteren Versorgung in ein Klinikum eingeliefert werden konnte. Dort sei er weiter intensiv-medizinisch behandelt worden. Kurz vor Mitternacht sei er allerdings seinen Verletzungen erlegen.
In enger Abstimmung mit der zuständigen Staatsanwaltschaft hatten die Beamten von der Ingolstädter Kriminalpolizei-Inspektion schnell die Ermittlungen vor Ort übernommen. "Noch in der Nacht wurden unter Zuhilfenahme von Dolmetschern Befragungen und Vernehmungen im Umfeld des Opfers durchgeführt", erklärte damals ein Polizei-Sprecher. Alle Spuren am Tatort und in der näheren Umgebung seien gesichert worden. "Unmittelbar nach Bekanntwerden des Tötungs-Delikts sei außerdem mit weiteren Unterstützungskräften der nähere Bereich des Auffinde-Orts abgesucht worden. In einem Grünstreifen sei dabei auch die mutmaßliche Tatwaffe, nämlich ein Küchen-Messer, sichergestellt worden.
Unklar war, wie damals berichtet, zunächst, was überhaupt genau passiert war und wer dem jungen Mann die letztlich tödlichen Verletzungen zugefügt hatte. "Die Ermittlungen zum Tathergang ergeben derzeit kein klares Bild", hieß es in einer Mitteilung aus dem Polizeipräsidium, die am Tag nach der Bluttat veröffentlicht worden war. Die Staatsanwaltschaft und Kriminal-Beamten seien derzeit intensiv damit beschäftigt, das Geschehen vor der Tat zu rekonstruieren, war weiter erklärt worden. Und: "Derzeit können dazu keine belastbaren Angaben gemacht werden." Die Obduktion des Leichnams am Institut für Rechtsmedizin in München dauere noch an.
Zur Aufklärung der im Raum stehenden Straftat war außerdem um Hinweise aus der Bevölkerung gebeten worden. Ferner war bei der Kriminalpolizei-Inspektion in Ingolstadt eine eigene Ermittlungs-Gruppe eingerichtet worden. Für die Öffentlichkeit wurde es dann erst einmal still um den Fall. Bis zum Ende des vergangenen Jahres. "Intensive Ermittlungen der Kriminalpolizei einschließlich der Auswertung gesicherter Spuren erhärteten einen Tatverdacht gegen den zur Tatzeit 16-jährigen Bruder des Opfers", teilte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord am 16. Dezember 2021 mit und führte weiter aus: "Bei einem Streit in der gemeinsam genutzten Unterkunft soll dieser dem Opfer eine tödliche Stichverletzung zugefügt haben."
Gegen den mittlerweile volljährigen Beschuldigten, der sich laut der Mitteilung vom 16. Dezember vergangenen Jahres nach Bulgarien abgesetzt hatte, war von der sachleitende Staatsanwaltschaft aus Ingolstadt ein internationaler Haftbefehl beantragt worden. In der vergangenen Woche, so hieß es am 16. Dezember 2021, sei der wegen Eigentums-Delikten in bulgarischer Haft einsitzende Tatverdächtige schließlich nach Deutschland überführt worden. Anschließend sei er hier einem Richter vorgeführt worden – dieser habe gegen ihn die Untersuchungshaft angeordnet. Der Beschuldigte habe sich bis dato nicht zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen geäußert, sagte ein Polizei-Sprecher damals auf Anfrage unserer Redaktion. Heute wurde der nun 19-Jährige, nach insgesamt drei Verhandlungstagen, wegen Totschlags verurteilt.
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