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Der neue Geschäftsführer der Ilmtalklinik hat heute seinen Dienst angetreten – die Herausforderungen sind groß, sein Optimismus ebenso

Von Tobias Zell 

Dr. Marcel John hat heute seinen Dienst als neuer Geschäftsführer der Pfaffenhofener Ilmtalklinik angetreten. Der 41-Jährige übernimmt damit das Ruder von Interims-Chef Hans Huber, der nach der Trennung von Marco Woedl im Herbst eingesprungen war, um das Krankenhaus in ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Das sei ihm gut gelungen, lobte Landrat Martin Wolf (CSU), der zugleich Vorsitzender des Klinik-Aufsichtsrats ist. Huber geht deshalb demnächst zurück in den Ruhestand und die Hoffnungen ruhen ab sofort auf dem neuen Boss: Marcel John soll das kreiseigene Krankenhaus in die Zukunft führen – und es zuvor dafür fit machen.

John geht seine Tätigkeit, die er als Herausforderung und Aufgabe zugleich sieht, nach eigenen Worten voller Freude an. Er betonte den guten Austausch mit Hans Huber und sagte, er habe freundliche und aufgeschlossene Menschen kennengelernt. Er zeigte sich überzeugt davon, hier viel bewegen zu können und er betonte, er fühle volle Rückendeckung. Sein Start hätte nicht besser vorbereitet sein können. Hans Huber wird ihm noch  bis Ende Juni zur Seite stehen. 

John vergaß bei allem Plauderton aber nicht, die Herausforderungen zu thematisieren, die auf ihn zukommen. Die „Beruhigung“ sei unter Huber schon gelungen, sein Ziel sei nun die ökonomische Stabilisierung. Als Ansatzpunkte nannte er konkret die Verweildauer der Patienten und die OP-Auslastung. Zugleich will John die strategische Entwicklung angehen. Die Häuser in Pfaffenhofen und Mainburg sollen nach seiner Vorstellung künftig „sehr, sehr viel enger“ zusammenarbeiten, „praktisch ein Haus“ sein. All das soll laut John unter Einbeziehung der wichtigen Führungskräfte vonstattengehen. Modernes Management gehe von der Nutzung der kollektiven Intelligenz aus. Zudem will John die Klinik-Allianz Mittelbayern als Holding weiterentwickeln, um Synergien zu realisieren.

Hans Huber (links) unterstützt seinen Nachfolger Marcel John noch bis Ende Juni.

„Es wird Änderungen geben müssen“, weiß John – und genau deshalb hat man ihn ja geholt. Doch bei allen strukturellen und ökonomischen Schritten, die er einleiten wird – für ihn ist klar: „Der Patient steht im Mittelpunkt.“ Das sei ihm als Mediziner wichtig, betonte er. Die Menschen sollten über die Kliniken in Mainburg und Pfaffenhofen wissen: „Da bekommen wir Spitzenmedizin geboten.“

John ist Anästhesist, hat aber darüber hinaus ein betriebswirtschaftliches Studium absolviert. Er arbeitete von 2003 bis 2007 im Helioskonzern und war dort als Regionalleiter für Medizincontrolling tätig und für neun Kliniken zuständig. 2007 wurde er dann Geschäftsführer der Herz-Jesu-Krankenhaus GmbH in Wien. Im Herz-Jesu-Krankenhaus werden pro Jahr rund 13 000 stationäre Fälle bei einer Verweildauer von im Schnitt vier Tagen behandelt – der Gesamtumsatz liegt dem Vernehmen nach bei gut 30 Millionen Euro per anno.

John gilt als Mann mit Erfahrungen in allen zentralen klinischen Bereichen. Auch im Hinblick auf die Infrastruktur ist er kein unbeschriebenes Blatt. An seiner bisherigen Wirkungsstätte hat er Baumaßnahmen im Umfang von insgesamt rund 60 Millionen Euro verantwortet. Er kommt aus Thüringen, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Im Bewerbungsverfahren um den Posten als Geschäftsführer der Ilmtalklinik GmbH hat er sich unter 44 Bewerbern, von denen sechs in die engere Wahl kamen, durchgesetzt.

Landrat Wolf hieß John heute bei einem Pressetermin offiziell willkommen und stellte heraus, dass man dem neuen Geschäftsführer für die Startphase finanzielle Klarheit geben kann. Bekanntlich hat der Kreistag kürzlich den Finanzrahmen für drei Jahre abgesteckt: Insgesamt gut 16 Millionen Euro hat der Landkreis die Jahre 2014 bis 2016 reserviert. Das sei ein „enormer Kraftaufwand“, so Wolf, aber auch ein Zeichen, dass man das Haus in kommunaler Hand halten wolle.

Was den Landkreis die Klinik kostet. Offizielle Grafik aus dem Landratsamt.

Die Wirtschaftlichkeit stehe nicht im Vordergrund, erklärte Wolf, beeilte sich aber zu ergänzen: Die (Finanz-)Kraft des Trägers, also des Landkreises, dürfe nicht überschritten werden. Für heuer hat der Kreis 3,4 Millionen eingeplant, um den Verlust der Klinik auszugleichen; für die kommenden beide Jahre sind es jeweils drei Millionen. Jeweils eine Million sollen pro Jahr in die Kapitaleinlagen fließen, je 250 000 Euro ins Anlagevermögen – und jeweils eine Million Euro sind für anstehenden Sanierungsmaßnahmen eingeplant. Das ergibt dann für die Jahre 2014 bis 2016 die genannten gut 16 Millionen Euro, die sich der Landkreis sein Krankenhaus kosten lässt. Im Jahr also rund 5,3 Millionen Euro. Drei Jahre lang.

„Diese 5,3 Millionen Euro werden fließen“, versicherte der Landrat. Und nach diesen drei Jahren müsse es dann eine Analyse geben. Eines weiß Wolf aber heute schon: „Wenn die 5,3 Millionen Euro im Jahr nicht reichen, dann wird es eine politische Diskussion geben.“ Dabei geht es freilich weniger um die 5,3 Millionen Euro, die insgesamt fließen, sondern um den Verlustausgleich – und der sollte eben die 3,3 Millionen Euro nicht überschreiten. „Wenn wir Richtung vier Millionen Euro kommen, wird es Fragen geben“, weiß Wolf.

Damit sind die finanziellen Rahmenbedingungen für den neuen Geschäftsführer Marcel John klar umrissen. Die Mission lautet, vereinfacht gesagt: Strukturieren Sie das Krankenhaus so um, dass es weiterhin die Grundversorgung der Menschen in der Region sicherstellt und dass das Defizit, das der Landkreis zu tragen hat, nicht mehr als um die 3,3 Millionen im Jahr beträgt. Mit einer jährlichen Finanzspritze in dieser Größenordnung wird der Landkreis wohl künftig leben müssen. So sieht es auch Hans Huber: „Ein gewisses Defizit muss das Haus dem Träger wert sein.“ Angesichts der allgemeinen Rahmenbedingungen prophezeit er jedenfalls: „In absehbarer Zeit wird es keine schwarze Null geben.“

Die Pfaffenhofener Ilmtalklinik.

John weiß um seine Aufgabenstellung – und ist guter Dinge. „Wenn ich nicht optimistisch wäre, müsste ich den Schlüssel wieder abgeben und gehen“, sagt er. Er glaube, dass hier einiges möglich sei; es gebe einige Stellschrauben. Ihm schwebt vor, das Einzugsgebiet der Ilmtalklinik auszubauen, das Image des Hauses, auch bei den niedergelassenen Ärzten, zu verbessern und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.

Eine Personalreduktion sei nicht das Ziel, versicherte John. Ihm gehe es um eine Erhöhung der Patientenzahl und um Effizienzsteigerung. Wenn es gelinge, die Verweildauer der Patienten zu verringern, dann würden Medizin und Ökonomie ineinandergreifen. „Wir wollen aber keine blutigen Entlassungen“, betonte er. Die niedergelassenen Ärzte müssten keine Sorge haben, dass Arbeit aus dem Krankenhaus in ihre Richtung verschoben werde. Die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten bezeichnet Hans Huber als gut. Und auch John berichtet von seinen bislang gewonnenen Eindrücken, wonach die niedergelassenen Ärzte stark hinter der Klinik stehen.

Laut Landrat Wolf soll John bis zum Herbst dieses Jahres ein Strategiepapier erarbeiten, das aufzeigen soll, mit welchen Schwerpunkten sich die Ilmtalklinik im Wettbewerb behaupten will. Die anstehenden Sanierungsmaßnahmen sind nach Worten des Kreischefs erst einmal auf Eis gelegt, bis man hinsichtlich der künftigen medizinischen Ausrichtung – wohl gemerkt: als weiterhin kommunales Krankenhaus – Klarheit hat.

Geprüft wird bekanntlich derzeit eine Zusammenarbeit der beiden jeweils kreiseigenen Krankenhäuser in Pfaffenhofen und Schrobenhausen. Das Ergebnis einer entsprechenden Machbarkeitsstudie wird noch im ersten Halbjahr erwartet. „Man muss hier Konkurrenzfelder auflösen“, sagt Huber und bringt zum Beispiel gemeinsame Wochenenddienste ins Gespräch. „Zusammenarbeit vor Wettrüsten“, lautet hier auch für den Landrat das Motto – wenngleich er betont, dass die Entwicklung der Standorte Mainburg und Pfaffenhofen Vorrang habe.

Bei der Zukunft der Ilmtalklinik wird Geld eine zentrale Rolle spielen. "Ein gewisses Defizit muss das Haus dem Träger wert sein", sagt Hans Huber.

Hans Huber, der heute symbolisch schon mal den Schlüssel an seinen Nachfolger übergeben hat, wird noch zwei Monate (inklusive Urlaub) an der Seite von John arbeiten, sich dann aber nach eigenen Worten „konsequent zurückziehen“. Er sei aber freilich jederzeit ansprechbar.  Unter seiner Regie seien die Erlöse der Klinik wieder verbessert worden, berichtete Huber, doch gestiegene Personalkosten hätten dieses Plus wieder aufgezehrt. Unterm Strich sei es gelungen, das Haus wieder in gutes Fahrwasser zu bringen, bilanzierte der Interims-Chef. Die Fallzahlen lägen nun wieder auf dem Niveau von 2012 – also auf dem Niveau vor dem Wirbel um Woedl und die Schlagzeilen um angeprangerte Missstände. „Ich gehe weitgehend beruhigt“, so Huber. Als Handlungsfelder für die Zukunft, sprich: für seinen Nachfolger Marcel John, sieht er die Erlössicherung, die Wartezeiten, das Entlass-Management und die OP-Organisation. Doch jetzt freut sich Huber dann erst einmal wieder auf seinen Ruhestand. 

John, der heute seinen ersten offiziellen Arbeitstag als neuer Geschäftsführer hat, will sich nun erst einmal einen Überblick vom Haus verschaffen und alle Bereiche besuchen. Bereits heute Nachmittag ist er in Mainburg. „Die nächsten Tage werden der Orientierung dienen“, sagte er unserer Zeitung. Dann wird er Finanzpläne wälzen, Controlling-Daten analysieren, Zahlen und Informationen sammeln. Strukturgespräche mit den Chefärzten und verantwortlichen Pflegern wird es demnächst geben. Und das Tagesgeschäft lässt auch nicht auf sich warten. Noch im Mai stehen Budgetverhandlungen mit den Krankenkassen an.

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